Es ist immer zu früh, wenn sie gehen
Papageno, das mobile Kinderhospiz Salzburg, begleitete im Vorjahr 20 Familien mit sterbenskranken Kinder
Von den jährlichen Kosten in der Höhe von 160.000 Euro werden 36.400 Euro von der öffentlichen Hand – konkret aus dem Gesundheitsressort des Landes Salzburg – übernommen. Der große Rest muss mit Spendengeldern lukriert werden. Am 20. August (20 Uhr) stellt sich "Jedermann" Cornelius Obonya in den Dienst der guten Sache. Im "Rittersaal" der Salzburger Residenz – oder, falls mehr als 250 Tickets (à 75 Euro) verkauft werden, im 500 Leute fassenden Carabinierisaal – liest der Burgschauspieler "Kommt, wer redet, ist nicht tot – Verschiedenes zum Leben". Musikalisch begleitet wird er von Jazzmusiker Herb Berger. Tickets gibt es bei der Hospiz-Bewegung Salzburg, Tel.: 0662/822310, info@hospiz-sbg.at.
Cornelius Obonya liest zu Gunsten des Kinderhospizes
Dass Einrichtungen wie das mobile Kinderhospiz ums finanzielle Überleben kämpfen müssten, ist für Cornelius Obonya mit ein Ausdruck unserer Gesellschaft, "die so auf das Leben ausgerichtet ist. Es gibt für Eltern nichts Schlimmeres als ein Kind mit einer lebensbedrohenden oder einer lebenslimitierenden Krankheit zu haben. Da sollte wir wenigstens sicherstellen, dass wir diesen Familien und ihren Kindern ein mehr als menschenwürdiges Leben auf diesem schwierigen Weg ermöglichen", so Obonya, selbst Vater eines zehnjährigen Buben.
Dass es in Salzburg ein mobiles Kinderhospiz gibt – mit dem ein professionelles Team Familien in deren Zuhause betreut – ist Maria Haidinger, der Obfrau der Hospizbewegung Salzburg zu verdanken. Gemeinsam mit der ärztlichen Leiterin, Regina Jones, hat sie fünf Jahre lang Vorarbeit geleistet, bis das Kinderhospiz vor etwas mehr als einem Jahr seine Arbeit aufgenommen hat.
Seither wurden 20 Familien im Bundesland Salzburg betreut, acht Familien haben sich in dieser Zeit von einem ihrer Kinder verabschieden müssen. "Es ist immer zu früh, wenn sie gehen", zitiert Regina Jones eine der von "Papageno" betreuten Mütter. Denn auch wenn im Rahmen der Betreuung Therapieziele definiert würden, "das eigentliche Ziel ist das Leben." Deswegen sei es so wichtig, dass die Kinder genau in der Situation, in der sie sich gerade befinden begleitet werden.
Wenn Kinder über Fragen zum eigenen Sterben stellen
Das Sterben sei etwas sehr Persönliches, etwas, das jeder anders mache und für sich machen müsse. "Es gibt Familien, die darüber miteinander sprechen können und andere, die das anders oder auch gar nicht ausdrücken. Wir greifen da nicht ein", erklärt Regina Jones. Was in der Palliativpflege und Betreuung zähle, sei Ehrlichkeit: "Wir besprechen mit den Kindern – abhängig von ihrer Reife – Diagnosen, wir reden über Krankheitsverläufe. Und wir signalisieren ihnen auch, dass wir ihre Fragen zum Tod auch beantworten werden."
"Wir wollen und wir müssen Richtung Innergebirg wachsen"
In Salzburg gibt es 120 bis 170 Familien, die von der Diagnose einer nicht heilbaren oder lebenslimitierten Krankheit betroffen sind. "Nicht alle benötigen die intensive Betreuung unseres mobilen Hospizes", weiß Obfrau Maria Haidinger. Und auch wenn es derzeit noch keine Wartezeiten gibt, sind Haidinger und Jones sicher: Der Bedarf ist weit höher, denn "eine solche Diagnose erschüttert eine ganze Familie", betont Haidinger. "Papageno" arbeitet eng mit den Kinderkliniken Salzburg und Schwarzach zusammen. "Wir wollen und wir müssen weiter wachsen. Deshalb führen wir erste Gespräche, wie wir in Richtung Innergebirg erweitern können, möglicherweise in Kooperation mit dem Krankenhaus Schwarzach."
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