INFINITO NERO
Programm:
Salvatore Sciarrino (*1947) - Infinito Nero für Mezzo-Sopran und acht Instrumente
Anonymus - Salomon-Fragmente. Suite für Solo-Violine und Instrumental-Ensemble
Ali Osman (*1958) - Neues Werk (Uraufführung) für Instrumental-Ensemble
Ausführende: Verena Usemann, Mezzosopran
Ensemble des WÖD
Frank Stadler, Violine
Jutas Javorka, Viola
Marcus Pouget, Violoncello
Vera Klug, Flöte
Federica Longo, Oboe
Theodor Burkali, Klarinette
Andreas Steiner, Percussion
Eung-Gu Kim, Klavier
Kai Röhrig, musikalische Leitung
Seit vielen Jahren schon wird Salvatore Sciarrino in der in der Neue-Musik-Szene zu den Großen seines Fachs gezählt, aber an den deutschsprachigen Theatern ist in den letzten Jahren ein regelrechter Sciarrino-Boom ausgebrochen. Seine Kammeroper Infinito Nero (Endlos Schwarz) hält sich seit der Uraufführung im Jahr 1998 im Rahmen der „Wittener Tage für Neue Kammermusik“ triumphal in den Spielplänen. Infinito Nero handelt von der religiösen Ekstase einer Nonne aus dem Florenz um 1600 - Maria Maddalena de Pazzi, auf deren Texte Sciarrino in einem alten Mystizismusbuch stieß. Marie schrieb ihre Visionen nicht auf sondern stammelte sie, sich in Krämpfen windend und hastig sprechend. Acht Novizinnen standen um sie herum, vier von ihnen wiederholten, was sie nach quälenden Phasen des Schweigens schwallartig von sich gab, die anderen vier notierten es. Und Sciarrino hat aus diesem sonderbaren Gruppendiktat die dramaturgische Grundkonstellation für seine Oper entwickelt – Infinito Nero ist komponiert für acht in die Stille lauschende Instrumentalisten und einen Mezzosopran. Der Wahnsinn und das Blut. Warum kommt Sciarrino immer wieder darauf zurück? „Wir brauchen das in der Gegenwelt der Kunst“, sagt er. „Das Blut der Tragödien reinigt uns!“. So unerschütterlich klingt sein Glaube an die kathartische Kraft des Musiktheaters.
Der Musik des katholischen Komponisten aus Italien stellen wir Musik zweier zeitgenössischer islamischer Komponisten gegenüber. Wir haben den sudanesischen Komponisten Ali Osman (*1958) gebeten, ein Werk zu komponieren und freuen uns, dieses am 19.2. in der Salzburger Christuskirche zur Uraufführung bringen zu können. Außerdem spielen wir eine Suite für Instrumente aus der gleichnamigen Oper Salomon des ägyptischen Komponisten Hossam Mahmoud (*1965). Mahmoud studierte an der Universität Kairo sowohl orientalische Musik als auch die europäische Musiktradition. Es schlossen sich weitere Kompositionsstudien an der Universität Mozarteum Salzburg an. Seit 1990 in Österreich, lebt er als freischaffender Komponist und Interpret in Salzburg, hält auch Gastvorträge und setzt sich für den Dialog der Kulturen ein. Sein Schaffen sieht er als Vermittler von zwischen arabischer und europäischer Kultur.
Sein bisheriges Schaffen umfasst Kammermusik in unterschiedlichsten Besetzungen, Orchesterwerke, elektronische bzw. Computermusik und Opern. Seine Werke werden im In- und Ausland (Salzburger Festspiele, Wien, Dresden, Hamburg u.a.) aufgeführt. Im Jahr 2013 erhielt er für seine von Publikum und Presse mit Begeisterung aufgenommene Oper „18 Tage“, ein Auftragswerk des Salzburger Landestheaters, den Großen Kunstpreis für Musik des Landes Salzburg. Anhand von vier Einzelschicksalen zeigt Mahmoud in seiner Oper unterschiedlichste Beweggründe für die Revolution auf. Den als „Arabischer Frühling“ bezeichneten Aufstand in Kairo im Jahr 2011 hat Mahmoud unmittelbar miterlebt.
In Zeiten von zunehmender Fremdenfeindlichkeit und Angst vor Islamisierung ist der kulturelle Dialog ein wichtiges Instrument des Austausches. Die Sprache der Musik kann Brücken bauen, Vorurteile abbauen und Verbindendes erlebbar werden lassen. Lassen Sie sich ein auf die Begegnung mit zeitgenössischer orientalischer Musik aus Afrika und mit dem Meisterwerk einer der profiliertesten Komponisten Italiens. Ein Programm als notwendiges Signal für kulturelle Offenheit und wie gemacht für die Veranstaltungsreihe des WÖD.
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