Mehr als ein Dach über dem Kopf

SALZBURG (lg). Wie die meisten größeren Städte hat auch Salzburg zwei Gesichter: auf der einen Seite die mondäne Festspielstadt, auf der anderen Seite eine Stadt, in der Menschen von Armut betroffen sind, kein Dach über dem Kopf haben und die Nächte im Freien verbringen müssen.

"Rough sleepers"

Genau hier setzen die Vinzi-Werke, eine karitative Organisation, mit ihrem Projekt "Vinzi-Dach - Housing First" an. Seit 2012 wird versucht, langzeitarbeitslose Salzburger von der Straße in einer eigenen Wohnung zu versorgen. Eine intensive Betreuung durch Sozialarbeiter soll die Wiedereingliederung in die Gesellschaft ermöglichen. Die Betroffenen werden so lange betreut, bis sie wieder völlig eigenständig ihr Leben meistern können. Zielgruppe sind dabei die sogenannten "rough sleepers", die bereits seit mehreren Jahren auf der Straße leben und zum Großteil auch mit der Doppeldiagnose Suchterkrankung und psychische Belastungen kämpfen.

Auf eigene Beine kommen

"Mir ist es seit jeher ein großes Anliegen, der Obdachlosigkeit mit all meiner Kraft entgegenzuwirken", betont der Gründer der Vinzi-Werke, Pfarrer Wolfgang Pucher. Das Modell habe man sich in den USA und in Amsterdam abgeschaut. "Wir wollen die Menschen ohne Umwege über Notschlafstellen direkt in die eigenen vier Wände bringen. Dabei wird im Vorfeld bereits auf der Straße eine Beziehung aufgebaut und individuell an der Situation der Person gearbeitet", erzählt Pfarrer Pucher. Im nächsten Schritt erhalten sie eine eigene Wohnung, wobei die Mietverträge nicht über die Einrichtung, sondern über den Bewohner selbst laufen. Bei Amtswegen stehen die Sozialarbeiter in den Folgejahren je nach Bedarf zur Seite, zudem werden verschiedene Freizeitaktionen angeboten, um die Normalität eines Alltags wieder einzuführen.
Im Vorjahr wurden beim Vinzi-Dach 35 Personen betreut, seit 2012 waren es 82 Menschen in der Stadt Salzburg, die von akuter Obdachlosigkeit betroffen waren, und von den Sozialarbeitern des Vinzi-Dach betreut wurden.