Grenzgänger Podcast
Mit viel Lebenskraft dem Thema Tod begegnen

Detlef Schwarz ist Vertreter der katholischen Krankenhausseelsorge in der Ethikkommission des Bundeslandes Salzburg. | Foto: sm
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  • Detlef Schwarz ist Vertreter der katholischen Krankenhausseelsorge in der Ethikkommission des Bundeslandes Salzburg.
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Beim Thema Tod werden viele Menschen still. Detlef Schwarz ist Seelsorger und weiß, dass der Humor zuletzt stirbt. Er redet über das Tabuthema Tod und hört Sterbenden zu.

SALZBURG. Detlef Schwarz arbeitet bei der Erzdiözese für Krankenpastoral und Notfallseelsorge. Er steht Menschen in ihren schlimmsten Stunden bei. Dabei ist es für ihn zweitrangig, ob es sich um einen Schicksalsschlag, eine todbringende Krankheit oder einen vergleichsweise "harmlosen" Routineeingriff handelt. Man sehe es den Menschen nicht an, wie ernst ihre Erkrankung sei, da müsse man schon genauer hinschauen, erklärt Schwarz im aktuellen Grenzgänger-Podcast und betont, dass Humor vieles relativiere.

"Für jeden ist Sterben einzigartig, ist Krankheit einzigartig. Die Bewältigung ist für jeden anders." Detlef Schwarz

Er ist der Überzeugung, dass Humor dort besonders wichtig ist, wo es nichts zu lachen gibt. Über 14 Jahre hat er im Team der Krankenhausseelsorge gearbeitet und stand Menschen bei, die jemanden zum Reden brauchen. Das waren einerseits die Patienten, andererseits auch die Angehörigen. "Das Angebot der Seelsorge ist präsent. Jede Krankheit zwingt den Menschen innezuhalten und nachzudenken, was im Leben eigentlich zählt."

Krankheit: reden zwischen Tür und Flur

"Manche Gespräche entspinnen sich auch erst in dieser Situation der Uneigentlichkeit, also zwischen Tür und Angel. Es gibt Patienten, die sind nicht bereit im Zimmer oder von Angesicht zu reden, weil es ihnen zu nahe ist.

Detlef Schwarz arbeitete lang auf der Kinderintensivstation. Gerade wenn Kinder sterben sind es oft die Angehörigen und Eltern die Hilfe brauchen. | Foto: sm
  • Detlef Schwarz arbeitete lang auf der Kinderintensivstation. Gerade wenn Kinder sterben sind es oft die Angehörigen und Eltern die Hilfe brauchen.
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Aber auf dem Gang kann man jederzeit aus der Situation wieder herausgehen, da entstehen manchmal wirklich tiefe Gespräche", sagt Schwarz, der auch tragische Momente kennt.

Den nahenden Tod ansprechen

So berichtet Schwarz etwa von Angehörigen, die wissen, dass die geliebte Person sterben wird, aber das den Betreffenden nicht spüren lassen wollen. "So reden beide nicht drüber und dann stirbt die Person und Abschied ist nicht möglich gewesen." Schwarz erkennt hier den klaren Auftrag der Krankenseelsorge, zu vermitteln und zu ermutigen, sich damit auseinanderzusetzen und Dinge zu regeln. Zwar gebe es für die Hinterbliebenen manchmal noch die Möglichkeit, die Trauer nach dem Todesfall in einer gewissen Weise aufzuarbeiten, aber für Schwarz ist ein Dialog mit dem Sterbenden immer besser.

"Ich kann helfen, die Sprache dabei zu finden. Es gibt Menschen, die wollen darüber reden und es gibt Menschen, die können nicht darüber reden. Die haben vielleicht auch im Leben nicht viel geredet und für die passt das vielleicht trotzdem." Detlef Schwarz

Schwarz findet: "Grundsätzlich sollte man sein Leben so gestalten, dass man sich gut verabschieden kann."

Trauer ist eine gute Fähigkeit

"Trauer ist eine Art Medizin, eine Art Notfallprogramm, die immer dann eintritt, wenn wir einen Verlust von etwas Wertvollem erleben müssen", sagt Schwarz. Der Verlust müsse dabei nicht immer ein Mensch sein, sondern könne auch ein Beruf oder ein Lebensabschnitt sein. Und Trauer oder die Klage darüber helfe, sich neu zu orientieren und neu zu sortieren – denn damit setze der Heilungsprozess ein. Wenn er die Hinterbliebenen nach dem schönsten Erlebnis mit dem Gestorbenen fragt, erlebt er, wie diese mit den Tränen in den Wimpern zu lachen beginnen. "Ich finde es spannend, wenn beides gleichzeitig da ist. Dass wir Menschen die Fähigkeit haben, in der tiefen Trauer zu sein und doch auch zu lachen – gleichzeitig, nicht nacheinander. Dann lockert sich auch etwas."

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