Fairparken
Verein "Fairkehr" will Parkflächen als sozialen Lebensraum
"Fairparken" in Liefering: Statt Autos besetzten Liegestühle und Hochbeete eine Parkfläche bei der linken Glanzeile in Liefering.
SALZBURG. Grüner Rasen statt stark befahrener Straße – mit diesem Konzept versuchte der Verein "Fairkehr" in der Vergangenheit immer wieder, die Qualität einer verkehrsberuhigten Stadt zu vermitteln. Einmal im Jahr verwandelten sich beim "Fairkehrten Fest" Hotspots wie die Schallmooser Haupstraße, die St.-Julien-Straße oder die Nonntaler Hauptstraße in grüne Oasen, statt grauem Beton wurde grüner Rollrasen verlegt, anstelle von Autos wurden Liegestühle geparkt.
Wohnen und Parkplätze räumlich trennen
Federführend mit dabei war stets Erik Schnaitl vom Verein "Fairkehr", der nach einiger Zeit im Ausland jetzt wieder nach Salzburg zurückgekehrt ist und in Liefering lebt. Und das Thema Mobilität wieder "richtig anpacken" möchte, so der 44-Jährige.
"Es hat sich leider nicht viel getan in puncto nachhaltige Mobilität und Verkehrsberuhigung", so Schnaitl.
Den Fokus wollen er und der Verein jetzt verstärkt auf einen Bereich legen, der seiner Meinung nach in der Mobilitätsdebatte meist vernachlässigt wird, nämlich auf die Parkplätze. "Die Parkplätze sind die Ursache dafür, dass es so viel Verkehr gibt. Und zwar die unmittelbare Nähe zwischen Wohnen und Parken. Wenn das Auto bequem in der Tiefgarage oder einen Meter neben der Haustür wartet, dann wird sich am Mobilitätsverhalten der Menschen nichts ändern. Wir müssen dahin kommen, dass nicht mehr automatisch bei jeder neuen Wohnanlage auch Parkplätze direkt dazu gebaut, sondern Alternativen geschaffen werden. Wenn sich etwa die Öffi-Haltestelle, eine sehr gute Fahrrad-Infrastruktur, der Kindergarten oder das Lebensmittelgeschäft näher am Wohnort befinden als das Auto, wenn der Weg zum Auto also nicht mehr der kürzeste Weg ist, dann wird sich am Mobilitätsverhalten grundlegend etwas verändern", ist Schnaitl überzeugt.
Sozialer Treffpunkt statt grauer Straße
Die grauen Parkplatz-Flächen sollen – geht es nach Schnaitl – anderweitig genutzt werden. Wie, das zeigten er und seine sieben WG-Mitbewohner in den vergangenen drei Wochen in der linken Glanzeile in Liefering vor. Sitzgelegenheiten, Liegestühle, Infostände und Hochbeete reihten sich aneinander, auf das Public-Viewing bei der Fußball-EM folgten Auftritte von Musikgruppen, ein Flecht-Workshop sowie ein Brunch mit den Anrainern.
"Wir wollten die Straße zu einem sozialen Treffpunkt umgestalten und dazu einladen, sie mit anderen Augen wahrzunehmen. Jeder, der vorbeigekommen ist, konnte sich auf den Sitzgelegenheiten entspannen, lesen, essen und trinken, sich mit anderen unterhalten oder bei der Anpflanzung und Pflege des Hochbeetes mithelfen", schildert Schnaitl die Intention des Projekts.
Entstanden seien während dieser Zeit "spannende Gespräche, bei denen neue kreative Ideen gesponnen wurden", sagt Schnaitl, der auch Vertreter aus der Stadtpolitik oder Hans Holzinger von der Robert-Jungk-Bibliothek dort begrüßen durfte.
Stellplatzfreie Wohnanlagen und Carsharing
Doch welche Ideen hätte Schnaitl selbst, um den Verkehr in der Stadt zu reduzieren? "Ganz wesentlich ist es, stellplatzfreie Wohnanlagen zu schaffen und die Preise für Parkplätze zu erhöhen. Das kann aber nur Hand in Hand gehen mit einem massiven Ausbau des City-Bike-Systems, einer verstärkten Bekanntmachung von privaten Carsharing-Möglichkeiten und einem dichten Öffi-Takt. Wenn das funktioniert, sollte die Parkraumbewirtschaftung auf das gesamte Stadtgebiet ausgedehnt werden. Es muss ein grundlegendes Umdenken stattfinden, anders wird es nicht funktionieren", betont Schnaitl.
Einen Bericht zur Neugestaltung des Rudolfskai findet ihr hier
Mehr zum neuen Holzpavillon im Volksgarten könnt ihr hier lesen
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