Psychologie
Emotional instabil: die Borderline Persönlichkeitsstörung

Was ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Die Borderline-Störung ist eine weit verbreitete Persönlichkeitsstörung und stellt ein komplexes Krankheitsbild dar. Borderline kann anhand verschiedener Verhaltensweisen und bezeichnender Persönlichkeitszüge diagnostiziert werden. Für die Diagnose muss insbesondere ein stark impulsives Verhalten sowie ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den Affekten, im Selbstbild und in zwischenmenschlichen Beziehungen vorhanden sein. Meist zeigen sich die Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum und haben sich bereits während der Pubertät abgezeichnet.

Wenn eine Borderline-Störung sehr stark ausgeprägt ist, dann zählt sie zu den Persönlichkeitsstörungen bzw. Beziehungsstörungen. Borderline wird auch als "emotional instabile Persönlichkeitsstörung" bezeichnet.

Typisch dafür ist, dass die Betroffenen rasch jede Kontrolle über ihre Impulse verlieren und zwar ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Menschen mit Borderline leiden unter ihren starken Stimmungsschwankungen und emotionalen Achterbahnfahrten. Ihr Selbstbild ist meist gestört. Nicht selten bekommen Menschen mit Borderline Wutanfälle, explodieren, werden gewalttätig oder verletzen sich selbst und andere. Partnerschaften, Ehen, Familien und die eigenen Kinder können massiv darunter leiden.

Wie wird Borderline diagnostiziert?

Es müssen mindestens fünf der folgenden Kriterien erfüllt sein, damit eine Borderline-Störung vorliegt:

  1. Ein verzweifeltes Bemühen, reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern
  2. Ein Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen
  3. Identitätsstörungen: eine ausgeprägte Instabilität des Selbstbildes oder des Gefühls für sich selbst
  4. Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (z.B. Geldausgeben, Sex, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, Essanfälle)
  5. Wiederkehrende Suiziddrohungen, -andeutungen oder –versuche oder selbstschädigendes Verhalten
  6. Affektive Instabilität, die durch eine ausgeprägte Orientierung an der aktuellen Stimmung gekennzeichnet ist (z.B. starke episodische Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit oder Angst)
  7. Ein chronisches Gefühl der Leere
  8. Unangemessen starke Wut, starker Hass und Selbsthass oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren (z.B. häufige Wutausbrüche, andauernder Ärger, wiederholte Prügeleien)
  9. Vorübergehende stressabhängige paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.

Nicht jeder Mensch mit Borderline verletzt sich selbst

Ritzen und Schneiden sind ein Klischee. Denn nicht alle Betroffenen, die an Borderline leiden, fügen sich selbst Verletzungen zu. Auch sind nicht alle suchtkrank. Allerdings tritt die Borderline-Störung meist mit anderen Krankheiten und Störungsbildern auf.

Kurzfilm von 37 Grad: "Borderline: Jennifers Leben in Extremen"

Die Diagnose Borderline kann ein Stigma sein

Menschen mit Borderline werden oft schnell aufgrund ihrer Diagnose stigmatisiert. In meiner Arbeit mache ich allerdings immer wieder die Erfahrung, dass die Betroffenen über zahlreiche Ressourcen verfügen. So sind viele Personen mit der Diagnose Borderline sehr kreative und künstlerische Menschen, haben oft vielfältige Begabungen, Feinfühligkeit und spüren rasch, was in anderen Menschen vorgeht, haben Humor, sind herzlich und zu intensiven Gefühlen fähig und begeisterungsfähig.

Menschen mit Borderline sind nicht manipulativer als andere Personen

Oft wird Personen mit Borderline unterstellt, dass sie sehr manipulativ seien. Diese Erfahrung kann ich als Psychotherapeut so nicht bestätigen. Wenn das soziale Umfeld gut, klar und strukturiert mit den Betroffenen umgeht, dann verhalten sich Personen mit Borderline nicht mehr oder weniger manipulativ als andere Menschen auch. Ein missbräuchliches und gewaltsames Umfeld hingegen kann für Menschen mit Borderline sehr gefährlich werden, und sie müssen dann manipulieren, um psychisch zu überleben.

Menschen, die unter narzisstischen Persönlichkeitsstörungen leiden, sind signifikant manipulativer als Personen mit Borderline.

Ressourcen und Stärken

Noch einmal möchte ich die Ressourcen und Stärken von Menschen betonen, die unter Borderline leiden:

  • oft hohe Feinfühligkeit und ein intensives Spüren
  • soziale Kompetenzen
  • viel Fantasie, die Fähigkeit zu imaginieren, Kreativität
  • Begeisterungsfähigkeit
  • oft Herzlichkeit

In einer Psychotherapie können Menschen mit Borderline lernen:

  • Ihre Emotionen mithilfe von Skills besser zu regulieren
  • eine bessere Selbstfürsorge zu entwickeln
  • Wunden und Traumafolgestörungen aus der Biographie zu lindern

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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