Regionalitätspreisträger 2025
Stiegls Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft
Vor zehn Jahren begann alles: Gemeinsam mit der Höheren Landwirtschaftsschule Ursprung hat Stiegl zum Thema „Brauerei-Kieselgur“ geforscht. Das Kieselgut wird zum Filtrieren des Bieres verwendet. Jährlich fallen 450 Tonnen Brauerei-Kieselgur an. Früher war es ein Abfallstoff, nun wird es im Sinne der Kreislaufwirtschaft und der nachhaltigen Ressourcennutzung als wertvoller Boden-Hilfsstoff in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Mit diesem Projekt hat Stiegl den Regionalitätspreis 2025 in der Kategorie „Umweltschutz & Ressourcenmanagement“ gewonnen.
SALZBURG. Bei der Salzburger Brauerei Stiegl ist man immer wieder auf der Suche nach Umsetzungs- beziehungsweise sinnvollen Verwendungsmöglichkeiten der Reststoffe, wie Victoria Seidl, Nachhaltigkeitsbeauftragte in der Stieglbrauerei, verrät:
„Als Brauerei sind wir prädestiniert dafür, Kreislaufwirtschaft umzusetzen.“
So auch im Jahr 2015 als die Brauerei gemeinsam mit der HBLA Ursprung zum Thema „Brauerei-Kieselgur“ zu forschen begann. "Es ging um die positiven Eigenschaften der Kieselgur für die Boden- und Pflanzengesundheit und wie man es am besten und gezielt in der Landwirtschaft verwenden kann.“ Kieselgur war ein Abfallstoff, den die Brauerei zum Abfallentsorger bringen musste. Dieser verwendet den Reststoff unter anderem zum Binden für Gefahrenstoffe.
- Am Stiegl-Gut Wildshut wird das Gülle Brauereikieselgur-Gemisch auf die Felder ausgebracht.
- Foto: Neumayr
- hochgeladen von Daniel Schrofner
Positive Auswirkungen auf das Bodenleben
Stiegl verwendet die Kieselgur, ein biologisch abbaubarer Reststoff, zum Filtrieren des Bieres. Christian Pöpperl, Stiegl-Chefbraumeister und Leiter des Ressourcen-Effizienz-Teams, erklärt dazu:
„Der Naturstoff wird aus den Schalen fossiler Kieselalgen gewonnen und enthält einen hohen Anteil an Silizium, welches für die Bodengesundheit von Bedeutung ist.“
Die Forschungen haben gezeigt, dass, wenn man das Kieselgur mit Gülle im optimalen Verhältnis mischt und als Siliziumquelle auf den hauseigenen Feldern am Stiegl-Gut Wildshut ausbringt, es einige positive Auswirkungen auf die Bodengesundheit hat.
„Das enthaltene Silizium wird langsam an den Boden abgegeben, was in der Folge eine erhöhte Phosphorverfügbarkeit für die Pflanzen bewirkt und so die Boden- und Pflanzengesundheit fördern kann. Zudem sind die aus dem Bier gefilterten Hefen eine ausgezeichnete Nahrung für die Mikroorganismen in der Bodenbiologie und tragen so zur Bodengesundheit bei“,
erklärt dazu Konrad Steiner, Biologe und wissenschaftlicher Berater von Stiegl. Unter anderem verbessert das Gemisch eben die Boden- und Pflanzengesundheit, stärkt aber auch die Widerstandskraft der Kulturen und reduziert die Düngemittelmenge und somit die Kosten. 450 Tonnen Brauerei-Kieselgur fallen jährlich bei Stiegl an, circa zwei Drittel davon werden in der Landwirtschaft verwendet.
„Kreislauf wird perfekt geschlossen“
Die Brauerei hat in ihrer hauseigenen Landwirtschaft in Gut Wildshut die Voraussetzung für eine optimale Nutzung der Brauerei-Kieselgur geschaffen. Mit einem eigenen Kieselgur-Container, der mit einem Rührwerk ausgestattet ist, „sowie unsere beiden Güllegruben, welche über ein fix installiertes sowie mobile Rührwerke verfügen. Das Kieselgur wird mit der Gülle vermengt und homogenisiert – mit der Ausbringung des Gülle-Brauerei-Kieselgur-Gemisches auf unsere Urgetreide-Felder wird der Kreislauf perfekt geschlossen“, betont die Stiegl-Nachhaltigkeitsbeauftrage.
- „Als Brauerei sind wir prädestiniert dafür, Kreislaufwirtschaft umzusetzen“, betont Victoria Seidl, Stiegl-Nachhaltigkeitsbeauftragte.
- Foto: Franz Neumayr
- hochgeladen von Daniel Schrofner
„Ein Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft“
Lange Zeit wurde zu dem Thema geforscht, aber erst die im Jahr 2021 von HBLA-SchülerInnen verfasste und präsentierte Diplomarbeit mit den positiven Ergebnissen der Forschung im Labor, bestätigte sich für die Salzburger Brauerei, dass der eingeschlagene Weg der richtige sei. Wegen der langjährigen Arbeiten sowie der präzisen Dokumentation der Anwendungen in der Praxis konnte erreicht werden, dass die Brauerei-Kieselgur offiziell nicht mehr als Abfallstoff bewertet wird, sondern per Bescheid vom Bundesamt für Ernährungssicherheit als Boden-Hilfsstoff einzelgenehmigt wurde und als solcher der Gülle beigemengt und auf Acker- und Grünlandflächen ausgebracht werden darf.
„Das hat vieles erleichtert, war ein Durchbruch für uns“,
meint Seidl, die auch von einem Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft spricht. Denn Stiegl hat als erste Brauerei erreicht, dass ein bislang als Abfall eingestufter Reststoff offiziell als Boden-Hilfsstoff zugelassen wurde. Ein Projekt, das in seiner Form einzigartig in Österreichs Braubranche ist.
- Stiegl-Nachhaltigkeitsbeauftragte Victoria Seidl und Konrad Steiner, HBLA-Lehrer und wissenschaftlicher Berater, freuen sich, dass die Forschungsarbeit Früchte getragen und die Brauerei-Kieselgur als Boden-Hilfsstoff eingesetzt werden kann.
- Foto: Neumayr
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Positiver Effekt sieht man in den nächsten Jahren
Die Forschungen am Kieselgur sind nun abgeschlossen. Den positiven Effekt sieht man in den nächsten Jahren,
„in der Landwirtschaft geht es nicht von heute auf morgen. Aber in Zeiten des Klimawandels ist es toll, einen eigenen Dünger zu haben, der sich positiv auf die eigenen Felder auswirkt“,
sagt Seidl. Doch wie eingangs erwähnt, ist die Brauerei ständig auf der Suche nach neuen Umsetzungsmöglichkeiten und hat dank der engen Kooperation mit der HBLA Ursprung die Forschung immer eng an ihrer Seite.
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