Die Herren haben immer recht

Brigitte Luger ist staatlich diplomierte Tanzmeisterin und Trainerin für "Moderne Umgangsformen".  Der Österreichische Meistertitel in den Standardtänzen zählt zu ihren größten persönlichen Erfolgen.
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  • Brigitte Luger ist staatlich diplomierte Tanzmeisterin und Trainerin für "Moderne Umgangsformen". Der Österreichische Meistertitel in den Standardtänzen zählt zu ihren größten persönlichen Erfolgen.
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Ist klassischer Standardtanz wieder in oder war er nie out?
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Er war nie out. Das verläuft in kleinen Wellen, mal mehr, mal weniger attraktiv. Der Tanzkurs gehört für viele Jugendliche zur Allgemeinbildung dazu. Man lernt ja nicht "nur" Tanzen, sondern auch, wie man jemanden zum Tanz auffordert, wie man sich ungezwungen unterhält, wie man sich ordentlich benimmt – das sind alles Dinge, die im Leben wichtig sind. Die Jugendlichen erlernen Umgangsformen, die notwendig sind, um in der Gesellschaft dazu zu gehören. Eltern, die ihren Kindern das vorenthalten, nehmen ihren Kindern diese Möglichkeit.

Sind es eher Kinder von Österreichern, die zu Ihnen kommen oder auch Kinder mit Migrationshintergrund?

BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Hauptsächlich österreichische Kinder und Jugendliche bzw. solche, die in Österreich geboren wurden. Jugendliche mit – etwa an der Sprache – erkennbarem Migrationshintergrund haben wir kaum.

Wäre nicht gerade das Tanzen bzw. tanzen zu können eine gute Integrationsmöglichkeit?

BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Ich bin ohnehin der Meinung, dass jeder in Österreich – egal, ob einheimisch oder mit Migrationshintergrund – einen Tanz-Grundkurs besuchen sollte. Für "Fremde" wäre das eine unvergleichlich gute Möglichkeit, unsere Gesellschaftskultur besser verstehen zu können.

Was für einen Vorteil hat es, tanzen zu können?
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Das Tanzen gehört einfach dazu. Tanzen zu können ist eine attraktive Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, Menschen kennenzulernen und mich sicher zu bewegen. Abgesehen davon ist Tanzen gesund und ein echtes Fitnesstraining. Tanzen hat auch etwas mit Attraktivität zu tun, man will dabei ja chic wirken und entsprechend aussehen.

Gibt es auch Menschen, die nicht für das Tanzen gemacht sind?
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Nein. Tanzen ist wie gehen. Wer gehen kann, kann auch tanzen.

Warum gibt es so viele Männer, die nicht tanzen wollen?
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Das "wollen" können Sie wegstreichen. Auch Männer tanzen gerne, wenn sie genau wissen, wie die Tanzerei geht. Wir Frauen tun uns anfangs vielleicht leichter. Männer haben auch sehr viel mehr zu tun, wenn sie das Tanzen erlernen, denn ihnen obliegt auch das Führen und das muss man erst erlernen.

Aber wie bekommen Frauen ihre Männer überhaupt erst in einen Tanzkurs?

BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Da muss man als Frau mit "Tricks" arbeiten, sich einen gemeinsamen Tanzkurs sehnlichst zu Weihnachten, zum Geburtstag oder Hochzeitstag wünschen. Solche Wünsche erfüllen Männer gerne, weil es immer schwieriger wird, ein passendes Geschenk zu finden. Aber dann machen die Frauen Fehler.

Welche Fehler?

BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Indem sie zu hohe Erwartungshaltungen haben. Sie lassen ihrem Partner, nicht die Zeit, die er benötigt, um den tanz zu erlernen. Die Männer haben – in Anfängerkursen – sehr viel mehr zu tun als Frauen. Sie lernen nicht nur die neuen Schritte, sondern auch wie sie die Partnerin in die nächste Tanzfigur oder im Raum von A nach B bringen. Und nochmals: Männer wollen genau wissen, wie ein Tanz funktioniert. Sie brauchen die "Rechts, vor, Seite, Schluss"-Anleitung. Da geht es nicht um Takt, sondern nur um Technik. Und alles, was stört, sind die Partnerin und die anderen Leute. Führen zu lernen ist schwierig, das weiß ich als Tanzmeisterin.

Welche Verhaltenstipps haben Sie für die Damen?
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Jeder lernt seine Schritte und dann probiert man es miteinander. Die Damen sollten ihre Herren nicht in deren Haltung korrigieren, an ihnen herumzupfen oder vielleicht selbst die Führung übernehmen. Es langsam anzugehen und in Ruhe tanzen zu lernen, das sollte das Ziel sein. Die Damen passen sich den Herren an, denn beim tanzen gilt: Die Herren haben immer recht.

Ist es sinnvoll, mit einem fremden Partner tanzen zu lernen?
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Natürlich funktioniert das, aber dann gehe ich mit einem fremden Mann tanzen. Da gibt es viel Tanz-Nähe und die Frage ist: Wie sieht das der eigene Partner, der zuhause ist?

Noch dazu, wo die Tänzer ja besonders fit und attraktiv sind, wie Sie vorhin beschrieben haben.
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: (lächelt): Ja. Ich rate den Damen, ihren eigenen Mann zu überzeugen, vielleicht auch befreundete paare mitzubringen, dann ist es entspannter.

Wie glücklich sind Sie über die Abschaffung des Salzburger Tanzschulgesetzes?
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Das Tanzschulgesetz war zum Schutz der Konsumenten da. Jetzt kann jeder Tanzkurse anbieten – nach einem Gesundheitszeugnis, einem Leumundszeugnis oder nach sicherheitstechnischen Aspekten wie Fluchtwegen oder Sicherheitsbeleuchtung fragt niemand mehr. Nicht einmal mehr tänzerisches Können mit einer entsprechenden Ausbildung – wie es bestehende Tanzschulen vorweisen können – spielt eine Rolle.

Bis zur Abschaffung des Gesetzes war es etwa Profitänzern wie Florian Gschaider verboten, Tanzunterricht zu geben. War das sinnvoll?
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Das stimmt so nicht. Florian Gschaider hatte eine Genehmigung, da er die tänzerischen Voraussetzungen mitbrachte. Wir hätten statt der Abschaffung lieber einen Kompromiss, eine Absicherung für die Konsumenten gehabt, in dem zumindest das tänzerische Können Voraussetzung für Tanzunterricht gewesen wäre. Das wäre wichtig und richtig gewesen.

Sie haben Ihre Tanzschule vor 27 Jahren gegründet und sie dann als Alleinerzieherin mit drei kleinen Kindern aufgebaut und geführt. Wie schwierig war das?
BRIGITTE WLODKOWSKI-LUGER: Ich hatte das Glück, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Während die Kinder in Schule und Kindergarten waren, konnte ich die administrativen Tätigkeiten erledigen. Nachmittags konnte ich mit den Kindern verbringen und wenn ich im Unterricht war, wurden sie von Kindermädchen betreut. Sobald ich den Schlüssel zum Aufsperren der Tanzschule gedreht habe, war ich im "The show must go on"-Modus. Mein Motto war, das Beste aus dem zu machen, was gerade ist. Und da half mir die Tanzerei, für mich der schönste Beruf – meine Berufung.

Hier geht es zur Interview-ReiheChefinnen-Gespräch

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