Salzburger geben Verkehrspolitikern Nachhilfe
Dass die Politik gute Lösungen für mehr Mobilität findet, glaubt nur eine Minderheit der Salzburger.
Was die Salzburgerinnen und Salzburger ohnehin schon wussten, hat ihnen vergangene Woche Navi-Hersteller TomTom bestätigt: Salzburg ist die staureichste Stadt Österreichs. Das bedeutet, Autofahrer müssen in Salzburg im Schnitt 32 Prozent zur eigentlichen Fahrzeit hinzurechnen. In den Stoßzeiten spitzt sich die Lage weiter zu: Autofahrer sind abends bis zu 57 Prozent länger unterwegs als bei geringem Verkehrsaufkommen. Was TomTom nicht weiß: Wo Autos im Stau stehen, stehen auch Obusse und Busse oft mittendrinnen.
Kaum Vertrauen in Politik
Doch wie den Stau am besten gar nicht erst entstehen lassen? Dass die Politik dafür eine Lösung finden wird, das glaubt nur eine Minderheit der Salzburger, wie das Grazer Meinungsforschungsinstitut GMK im Auftrag des Stadtblatt Salzburg herausgefunden hat: Immerhin 23 Prozent trauen es am ehesten der Bürgerliste zu, zukunftsträchtige Konzepte für mehr Mobilität und weniger Stau zu entwickeln. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle folgt die ÖVP mit nur mehr zwölf Prozent, gefolgt von der SPÖ mit zehn Prozent. NEOS kommt auf fünf Prozent, die FPÖ auf ein Prozent. Bis auf die Bürgerliste – die 71 Prozent ihrer eigenen Wähler von ihrer Kompetenz in Sachen Verkehrspolitik überzeugen kann – punkten die Parteien nicht einmal bei ihren eigenen Anhängern so richtig: Nur 41 Prozent der ÖVP-Wähler und nur 27 der SPÖ-Wähler trauen ihrer Partei eine Lösung der Verkehrsprobleme zu.
Platz 1: bessere Buslinien
Welche Maßnahmen besonders sinnvoll sind, um den Verkehr wieder flüssig zu bekommen, darüber sind sich die verantwortlichen Politiker nicht immer einig. Nachhilfe gibt es jetzt von der Bevölkerung. Demnach sprechen sich die Bürgerinnen und Bürger mit deutlichem Vorsprung vor allen anderen Ideen für bessere Busverbindungen aus dem Umland in die Stadt aus – 86 Prozent der Salzburger würden das als eine sinnvolle Maßnahme empfinden.
Platz 2: S-Bahn ausbauen
An zweiter Stelle folgt der Ausbau der S-Bahn, für den sich 81 Prozent aussprechen.
Platz 3: konsequente Busspur
Durchgehende Busspuren werden von mehr als zwei Dritteln der Salzburger (67 Prozent) eindeutig gutgeheißen.
Platz 4: Bus ohne Oberleitung
Busse auch ohne teure Oberleitungen durch die Stadt zu führen, das findet immerhin noch fast jeder Zweite (47 Prozent) sinnvoll – das ist bei 44 Prozent, die das nicht sinnvoll finden, immer noch eine relative Mehrheit.
Nein, danke: Kurzparkzonen
Geht es nach den Salzburgern, dann sollte die Politik die Finger von der (politisch beschlossenen) Ausweitung der Kurzparkzonen lassen. Darin sehen nur 40 Prozent eine sinnvolle Maßnahme, 54 Prozent sind vom Gegenteil überzeugt.
Sinnlos: Regionalstadtbahn
Nicht wirklich überzeugt sind die Stadt-Salzburger auch vom Bau einer Regionalstadtbahn: Zwar erkennen 41 Prozent darin eine sinnvolle Maßnahme gegen den Stau, aber es gibt eindeutig mehr Gegner: 52 Prozent glauben nicht, dass die Regionalstadtbahn sinnvoll wäre – wobei der harte Kern der Gegner (35 Prozent antworten bei dieser Frage mit "gar nicht sinnvoll", 17 Prozent mit "weniger sinnvoll") überwiegt.
DATENQUELLE
Auftraggeber: Stadtblatt Salzburg
Ausführende Gesellschaft: GMK Gesellschaft für Marketing und Kommunikation
Zielgruppe: Wahlberechtigte in der Stadt Salzburg
Sample und Methode: 400 Interviews
Abfragezeitraum: Februar 2017
Schwankungsbreite: ± 5 Prozent
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