Seine Werkstatt ist unter freiem Himmel
Almannsgrub-Bauern Maria und Otto Forsthuber sind seit 50 Jahren überzeugte Bio-Landwirte.
"Wir sind schon sehr, sehr große Liebhaber", sagt der Seekirchner Landwirt Otto Forsthuber. Und mit "wir" meint er die Biobauern ganz generell, aber auch seine Frau Maria und ihn, die den Almannsgrub-Hof in Seekirchen seit mittlerweile 50 Jahren biologisch führen. Anfangs ohne Zertifizierung, den die ist erst nach 1989 eingeführt worden, als mit der finanziellen Förderung für Biobauern das "Füllhorn ausgeschüttet wurde", wie der Landwirt betont.
Damals schnellte die Zahl der Biobauern in die Höhe. "Viele haben das nicht so sehr wegen der Ökologie gemacht, sondern wegen der Ökonomie", sagt Otto Forsthuber. In seinen Worten schwingt aber keine Enttäuschung mit, ganz im Gegenteil. "Bei sehr vielen ist die Überzeugung, dass Bio besser ist – für die Tiere und den Boden – vom Kopf ins Herz gewandert."
Ein beinhartes Geschäft sei der Bio-Gemüsebau, erzählt der Biobauer. Und er muss es wissen, hat er zum Vergleich auch sechs Milchkühe. Deren Milch wird als Bio-Heumilch an den früheren Käsehof in Lamprechtshausen geliefert. Auf jeweils sieben Hektar Land säen, pflegen und Ernten Maria und Otto Forsthuber Kartoffeln sowie verschiedene Gemüse- und Salatsorten. "Es ist eine Werkstatt unter freiem Himmel, wir arbeiten hier bei Hitze, bei Regen und bei Kälte. Und ich weiß nicht, was mir das liebere ist." Mit der Abhängigkeit vom Wetter haben die beiden zu leben gelernt.
1966, als noch die Eltern – der Vater war eigentlich Schuster und Schumacher – den Hof geführt hatte, Maria als Schneidermeisterin und er selbst als Schlosser gearbeitet hatten, waren die Almannsgrub-Bauern unter den ersten Landwirten der Gegend, die sich für Bio interessiert hatten. "Bei einem Vortrag der Schweizer Bio-Pioniere Maria und Hans Müller sowie Hans-Peter Rusch hat sich der Vater überzeugen lassen", erzählt Otto Forsthuber. Einmal im Monat habe sich die "kleine Zelle der Biobauern aus der Gegend" zum Austausch getroffen. "So ist das gewachsen", erinnert sich Otto Forsthuber.
Einige dieser Bauern gibt es mittlerweile nicht mehr, andere sind dazu gekommen. Vor etwas mehr als 20 Jahren hatte dann der frühere Ortsbauer Sepp Mangelberger die Vision, einen Bauernmarkt in Seekirchen einzurichten. "Im Gastgarten vom Postwirt haben wir damals gestartet, 350 Schilling, das war unsere Tageslosung." Den Bauernmarkt – mittlerweile zur Gänze "bio" – hat sich nicht nur in Seekirchen (samstags von 8.30 Uhr bis 11.30 Uhr), sondern auch in Henndorf (donnerstags 15.30 Uhr bis 18.00 Uhr) etabliert. "Und wenn Sie jetzt fragen: Wer hat denn auf uns gewartet? Dann sage ich Ihnen, es gab damals schon Menschen, die Gemüse kaufen wollten, das ohne Spritzmittel und hier in der Gegend gewachsen ist. Und diese Menschen sind immer mehr geworden."
Als ihm letztens eine Frau erzählt hat, wie schade es doch sei, dass wieder ein Landwirt seinen Milchautomaten aufgeben habe, den sie so praktisch gefunden habe – vor allem dann, wenn sie vergessen habe, die Milch im Supermarkt zu besorgen – schüttelt er den Kopf. "Ja, genau deswegen hat er aufgegeben, habe ich zu ihr gesagt."
Etwa 200 Haushalte in und um Seekirchen und Henndorf versorgen Maria und Otto Forsthuber mit Bio-Gemüse. "So wie wir bei jeder Witterung am Feld stehen, kommen die auch bei jeder Witterung auf den Markt. Durchschnittlich geben sie 7,50 Euro pro Woche aus." Die Arbeit als Bio-Landwirt sei hart, aber: "Es ist eine Freude, wenn du eine Ware hast, über die sich dein Gegenüber am Markt freut und nicht sagt: Mei, des is aber teuer! Wir haben das Gefühl, wir werden gebraucht und wir werden geschätzt", sagt Otto Forsthuber.
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