Vernissage der Ausstellung: TOMASZ PRYMON - INFINITY

Infinity XII, 2011, Tomasz Prymon, Oil on canvas, 115x200 cm
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  • Infinity XII, 2011, Tomasz Prymon, Oil on canvas, 115x200 cm
  • hochgeladen von Heidemarie Beer

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Neue Ausstellung in der Galerie Sandhofer von
12. November 2016 bis 18. Jänner 2017

Vernissage: Samstag, den 12. November um 11.00 Uhr

Was sehen wir in der scheinbar extrem flachen Oberfläche einer Leinwand? Was verfolgen wir, wenn unsere Augen entlang der Längs-, Quer-, schrägen (diagonalen) Streifen der Farbe wandern? Antworten auf diese Fragen sind der größte Wert der Werke des jungen Künstlers Tomasz Prymon, der derzeit in der Galerie Sandhofer ausstellt.

Mit Blick auf die dicht gemalten Bilder von Prymon sehen wir vor allem die Expansion der Farbe. Intensive, überwältigende Koloratur breitet sich zwischen den Rändern aus und greift fast auf die nahen Wände des Galerieraumes über. Die Farbe ist hier sowohl der Ausdruck der Gedanken des Künstlers als auch eine Reflexion der Gefühle des schauenden Betrachters. Das Hauptelement der physischen Werke sind die länglichen, über die ganze Länge oder Breite der Leinwand sich erstreckenden Farbstreifen. Auf den ersten Blick scheinbar flach und einheitlich, bei genauerem Hinsehen eröffnet sich dem Empfänger jedoch ein struktureller Reichtum und eine authentische räumliche Form. Die multiplizierten Linien legen nahe, ein Segment einer größeren, vielleicht unbegrenzten Gesamtheit zu sein.

Zugleich spielt der Künstler hier die Rolle eines Wissenschaftlers, der die Unvollkommenheit des menschlichen Auges ausnützt. Der Autor schöpfte vielleicht aus den wissenschaftlichen Errungenschaften der Optik, der Physiologie und der Psychologie des Sehens. Die fragmentarische Perzeption von großen Farbflächen gibt dem Betrachter den oben erwähnten Eindruck einer scheinbar einheitlichen und flachen Ebene. Perfektes, fast unmerkliches Jonglieren von subtilen Tönen auf einem großen Bereich der Leinwand bewirkt, dass wir nur aus der Nähe in der Lage sind, die Details zu sehen. Jedoch erst der Blick aus der Ferne ermöglicht es dem Betrachter, Nuancen und die Farbübergänge wahrzunehmen.

Das Element der Unvollkommenheiten des Sehsinns und seine Manipulation durch den Künstler kann man am besten durch das Beispiel des Pointillismus veranschaulichen. Bei dieser Technik erfolgt der Aufbau des Bildes durch sehr dicht verteilte Punkte und Striche, die mit der Pinselspitze auf seine Oberfläche aufgetragen werden. Erst aus einer entsprechenden Entfernung betrachtet verbinden sie sich im Auge des Betrachters zu einer bildlichen Ganzheit.

Der Künstler verwendet gerne kontrastierende Farben in ihren linearen Kompositionen. Streifen der Farbe gehen manchmal von kühlem Blau zu warmen Gelbtönen über. Manchmal scheint dieser Übergang sehr heftig zu sein, aber nach einem genaueren Blick auf die Details stellt er sich als weich und subtil heraus. Wie ein Horizont, der Himmel und Erde verbindet, und die Grenze zwischen dem Profanen und dem Sacrum verwischt. Diese koloristische Vielfalt erreicht Prymon auch dank der Analyse des Lichtes, das er gekonnt verwendet: Es hat die Wirkung von fast transzendentem Glanz.

Diese ungewöhnliche Kombination von physikalischen Eigenschaften der Werke, die der Farbe, des Lichtes und des linearen Charakters der malerischen Zeichen, führt zu Fragen über den Sinn ihrer Anwendung, nach den Ideen des Schöpfers und die Wirkung auf den Betrachter. Es scheint, als wären die Farbstreifen ohne Anfang und Ende, die sich durch die ganze Länge der Leinwand ziehen, ein Element eines größeren Ganzen. Vielleicht der Unendlichkeit. Der subkutan wirkende Titel der aktuellen Ausstellung von Prymons Leinwänden „Infinity“ weckt die Neugier und suggeriert dem Betrachter die Frage: Wohin führt er uns? Als Segment eines größeren Ganzen geben Prymons Bilder Raum für Phantasie und eigene Interpretation. Jeder der Zuschauer kann in diesen rigorosen Charakteren der geometrischen Kompositionen die geheime Natur finden, die durch formelle und informelle Ausdrucksmittel konzentriert und hypnotisiert. Die kontemplative Wirkung dieser Leinwände gibt einem die Chance für mehrdimensionale Auslegung, je nachdem, wer welche Assoziationen braucht. Man kann in ihnen unterschiedliche Inhalte sehen: Das Universum, das Prisma der Natur und unglaubliche Präzision und Meisterschaft in der Verwendung von Pinsel und Ölfarbe. Allerdings scheint diese Art, das Bild nur durch die Form anzuschauen, für ein breites Spektrum von Interpretationen von Werken Prymons beschränkend zu sein.

Die Absicht des Autors ist es, dem Betrachter Raum für kreative Schöpfung zu geben. Der Zuschauer kreiert diese stillen und gleichzeitig lauten Bilder aufs Neue: Die abstrakten Formen befreien von gegenständlichem Sehen und erlauben eine Interpretation, die vielleicht nie in der Absicht des Künstlers selbst war. Diese Bilder imitieren nicht, sondern erschaffen eine neue Natur des Bildes und ermöglichen einen Akt der wahren Kreation, sowohl dem Künstler wie dem Betrachter gegenüber. Um die Arbeiten von Tomasz Prymon in einem Satz zusammen zu fassen eignet sich ein gutes Zitat. Es sind die Worte von Jean Dubuffet über die Eigenschaften der abstrakten Malerei: "Ich liebe (...) große, leere Räume, in denen kein Hindernis, noch eine zugeordnete Spur die Richtung des Marsches diktieren wird, wo es auch den Begriff der Richtung nicht gibt".

Sandra Zagajna

Wann: 12.11.2016 11:00:00 Wo: Galerie Sandhofer, Dietrichsteinstr. 6A, 5020 Salzburg auf Karte anzeigen
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