Als Frau zwischen Politik, Psychologie und dem lieben Gott

"Wasser ist Leben", zeigt das Fastentuch hinter dem Altar in Kimbie Humer-Vogls Kirchengemeinde im Pfarrzentrum Neualm. Zwischen Familie, Politik und Psychologie hat für sie auch der Glaube seinen (wichtigen) Platz. | Foto: Angelika Pehab
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  • "Wasser ist Leben", zeigt das Fastentuch hinter dem Altar in Kimbie Humer-Vogls Kirchengemeinde im Pfarrzentrum Neualm. Zwischen Familie, Politik und Psychologie hat für sie auch der Glaube seinen (wichtigen) Platz.
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HALLEIN (ap). Auf ihrem Fahrrad braust Kimbie Humer-Vogl daher. "Sehr klischeehaft", schmunzelt sie. Den Salzburgern ist sie als Landtagsabgeordnete der Grünen bekannt. Nebenbei ist die vierfache Mutter und klinische Psychologin aber auch Pfarrgemeinderätin. Den BEZIRKSBLÄTTERN hat Humer-Vogl direkt in ihrer Wirkungsstätte im Pfarrzentrum Neualm verraten, warum.

Als Doktorin der Psychologie: gibt es Widersprüche zwischen Wissenschaft und Glauben?
KIMBIE HUMER-VOGL:
Selbst die Wissenschaft ist eigentlich Glaube. Man "glaubt", das Richtige herauszufinden und stößt trotzdem immer wieder an Grenzen. Ich finde Empirien wichtig, aber wir können nicht alles erklären. Es gibt den Verstand UND die Seele. Das ist kein Widerspruch.

Wo ist Gott zwischen Familie, Politik und Ihrer Arbeit?

Ich besuche jede Woche den Gottesdienst. Glaube muss man leben und in der gemeinsamen Feier vertiefen. Auch meine Kinder sind in der Pfarre in verschiedensten Aufgaben – als Ministranten und Sternsinger – aktiv und fühlen sich im Pfarrzentrum gut aufgehoben. Aber auch im Seniorenheim, wo ich vorwiegend mit dementen Patienten arbeite, kann Beten einen hohen Stellenwert haben. Wenn der Verstand geht, spricht das Herz. Das "Vater unser" kennen sie und es tröstet. Gemeinsam beten ist übrigens auch Bestand der Validationstechnik, einer international anerkannten Methode zum Umgang mit dementen Menschen.

Glauben Sie an das Leben nach dem Tod?
Nicht im klassischen Sinn, wie das Paradies propagiert wird. Aber ich glaube schon, dass es was Spirituelles gibt. In meiner Arbeit mit Menschen am Lebensende erlebe ich immer wieder, dass lang verstorbene Menschen wieder in ihr Leben treten.

Gibt es Parallelen zwischen politischer und pfarrlicher Arbeit?

Was für uns Grünen der Umweltschutz, ist als Christin die Schöpfungsverantwortung. Auch die soziale Verantwortung sehe ich in beiden Bereichen. Wie auch im Landtag gibt es auch in der Pfarrgemeinde durchaus heftige Meinungsverschiedenheiten, aber letztendlich eint uns das gemeinsame Ziel, für die Menschen da zu sein.

Apropos Ideologie: Die Glaubensfrage scheint die Grünen zu spalten.

Es stimmt, dass es bei den Grünen auch Menschen gibt, die Religion sehr skeptisch sehen und zum Beispiel Kreuze aus dem Klassenzimmer verbannen oder keinen konfessionellen Religionsunterricht an Schulen wollen. Dazu gehöre ich nicht.

Braucht es Priesterinnen?
Klar, wobei ich anmerken muss: Der Kirche wird vorgeworfen, rückständig zu sein. Aber sie hat viele Frauen mit Führungsverantwortung. Da ist die Politik mit fast nur männlichen Bürgermeistern rückständiger.

Wie schaffen Sie es, selbst nicht auf der Strecke zu bleiben?
Das ist eigentlich das Wichtigste. Ich hole mir die Kraft beim Laufen auf unsere Berge. Wenn man sich überarbeitet, wird man schnell ausgetauscht. Gerade in der Politik kann man sich einsetzen – Ende nie. Das ist vielleicht auch ein frauentypisches Problem, dass man denkt, mehr machen zu müssen, weil man ja eigentlich dankbar sein soll, trotz Kindern eine Arbeitsstelle zu haben. In der Politik kommt es immer wieder vor, dass ich mich als Frau diskriminiert fühle. In der Kirche eigentlich nicht.

Sie sind in Südafrika geboren – wie sehr prägt Sie das?

Ich bin die ersten sechs Jahre im Apartheitssystem aufgewachsen. Die Bilder von Schwarzen hinter Zäunen sind noch in mir verankert. Als Migrantin kam ich dann nach Österreich, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen.

Erklärt das Ihre Empathie für Flüchtlinge?
Das kann gut sein. Schließlich musste ich damals auch Freunde zurücklassen und entscheiden, welche Spielsachen in Südafrika bleiben. Das war schlimm. Aber meine Muttersprache Englisch wurde immer als Ressource angesehen und äußerlich sah ich aus, wie viele andere, so war ich nie Diskriminierung ausgesetzt.

Worin sehen Sie Ihre Hauptarbeit im Pfarrgemeinderat?

Die Kirche ist im Wandel. Wir müssen das Angebot für dieses Jahrtausend tauglich machen, sodass es wieder junge Familien in unserer Pfarre anspricht. Und der große Umbau unseres Pfarrzentrums steht an.
Interview: Angelika Pehab

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