„Das Hackschnitzel-Zeitalter ist vorbei“

Landesrat Sepp Schwaiger im Vollholz-Klassenzimmer der Landwirtschaftsschule Winklhof. Den Schülern gefällt es.
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  • Landesrat Sepp Schwaiger im Vollholz-Klassenzimmer der Landwirtschaftsschule Winklhof. Den Schülern gefällt es.
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„Ich lebe selbst in einem Holzhaus, genau genommen in einem Blockhaus und weiß daher, wie wohltuend die spezielle Holzhaus-Atmosphäre ist“, sagt Landesrat Sepp Schwaiger. Die Kombination aus heimeliger Ausstrahlung, einer immerwährenden gewissen Frische in der Luft und der warmen Oberfläche – Holz erlaubt eine um zwei Grad niedrigere Raumtemperatur bei gleichem Wohlfühlen – sorgen dafür, dass der Landespolitiker nach einem anstrengenden Tag innerhalb kurzer Zeit abschalten kann.

Ökologisch bis zum Abriss

Aus seiner Sicht sprechen aber nicht nur Wohlfühl-Faktoren für mehr Mut und Lust am Holzbau. „Wir bauen nicht für die Ewigkeit und wenn man sich den Klimabericht anschaut, wird klar: Wir hinken um Generationen hinterher. Der so genannte Earth Overshoot Day – also jener Tag, an dem wir das vorhandene Jahresbudget an Ressourcen aufgebraucht haben – ist heuer der 20. August. Alles, was wir danach verbrauchen, kann nicht mehr regeneriert werden. Wir müssen also umdenken – auch beim Bauen. Und da gehört auch dazu, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir ein Haus nach vielen Jahren wieder abbauen und entsorgen können. Bei Vollholz ist das nicht so schwierig, daraus kann man Hackschnitzel machen.“

Mehr als „nur“ Hackschnitzel

Hackschnitzel sind für Schwaiger aber nur das letzte Glied im langen Leben des Baustoffes Holz. „Holz ist viel zu schade, um es ‚nur‘ zu verheizen, gerade das Starkholz, die ‚Edelteile‘ aus unseren Wäldern sind für den Bau hervorragend geeignet.“ Dass sich Holz als Baustoff bewährt hat anderen Baustoffen in puncto Feuersicherheit um nichts unterlegen ist, wissen mittlerweile die meisten Bauherrn. Trotzdem trauen sich viele Bausachverständige immer noch nicht drüber, einen Vollholz-Bau zu genehmigen. „Ein Vollholzbau leistet bei Feuer sehr lange Widerstand, es wird nicht heiß, es schmilzt nicht – und erst nach einer berechenbaren Zeit brennt es. So wie hier am Winklhof, wo Salzburgs erstes Schulgebäude aus Vollholz steht, sorgen Brandmelder in jedem Zimmer und breite Fluchtwege dafür, dass im Falle eines Brandes genügend Zeit zur Evakuierung bleibt.“

Auch Holz hat seine Grenzen

Auch bei den Kosten stehe Holz gut da: „Die Kosten sind gleich hoch wie bei jedem anderen Bau auch“, sagt Schwaiger. Nur: „Man muss den Baustoff Holz von Anfang an in die Planung miteinbeziehen, denn wenn ich das erst im Nachhinein tue – indem ich in Beton geplante Bauteile durch Holz ersetzen möchte –, dann wird es möglicherweise teurer.“ Schwaiger selbst ist auch kein Verfechter des Holzbaus um jeden Preis. „Jeder Baustoff, auch Holz, hat physikalische Grenzen. Wir sollten seine Stärken nutzen, aber auch offen bekennen, wo seine Grenzen liegen. Hier in der Landwirtschaftsschule Winklhof haben wir zum Beispiel Sichtbetonstiegen und im Keller einen geschliffenen Betonboden. Da sieht man: Holz und Beton widersprechen sich nicht, das kann wunderbar zusammenpassen.“ Und: Es gibt kein Universalrezept, das jedem schmeckt. „Durch die höhere Oberflächentemperatur spare ich bei einem Vollholzhaus elf Prozent an Energieverbrauch ein. Aber die von dem Salzburger Unternehmen ‚Future is now‘ entwickelte Betonkernwärme ist auch eine tolle Sache“, so Schwaiger.

Charme-Offensive

Dennoch ist er überzeugt davon, dass beim Baustoff Holz noch einiges ginge. Derzeit werden etwa ein Drittel der Einfamilienhäuser sowie der öffentlichen Bauten in Holz gebaut, zwischen zehn und 15 Prozent der Industrie- und Gewerbebauten und lediglich fünf Prozent der Wohnsiedlungen. Um diese Anteile in die Höhe zu schrauben, brauche es neben dem theoretischen Wissen – das durch Initiativen wie Pro-Holz und den Salzburger Holzcluster verbreitet wird – eine Charme-Offensive für die Verwendung von Holz als Baustoff.

„Ich denke da an eine Holz-Botschafterin oder an einen Holz-Botschafter, der oder die Salzburgs Bauherren einen emotionalen Zugang zum Baustoff Holz vermittelt.“ Dabei gehe es nicht darum, jemandem „etwas vorzuschreiben“ oder sich mit der Ziegel- und Betonlobby anzulegen, denn beides könne ja nebeneinander bestehen.

„Stärken unsere Regionen“

„Regionalität hat viele Seiten, und mit der Verwendung heimischen Holzes stärken wir nicht nur die heimische Forstwirtschaft, sondern natürlich auch alle unsere heimischen Firmen, die in diesem Bereich eine unheimliche Kompetenz entwickelt haben“, so Schwaiger. Und: „Die positiven Eigenschaften des Holzes, die ich in meinem Blockhaus erlebe, die spüren vielleicht auch Kinder, die einen Vollholz-Kindergarten besuchen. Das kommt mir nicht unvernünftig vor.“

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