Wirbel um braune Verstrickung bei Preis für Volkskultur
Aufgrund eines Historikergutachtens zur Nazi-Vergangenheit von Tobi Reiser, gibt es aktuell eine heftige Debatte um die Benennung des Tobi-Reiser-Preises.
SALZBURG (ck). Kürzlich kam es zu heftigen Debatten um den jährlich in Salzburg verliehenen Tobi-Reiser-Preis für Volkskultur, nachdem ein Historikergutachten nachwies, dass Reiser bereits vor 1938 Mitglied der NSDAP und folglich Sympathisant und Unterstützer der faschistischen Bewegung war.
Landesregierung gespalten
Der grüne Landesrat Heinrich Schellhorn sprach sich dafür aus, den Preis nicht mehr nach Tobi Reiser zu benennen. "Ein Preis ist eine Ehrung für besondere Verdienste. Dieser Ehrungsakt soll nicht damit belastet werden, dass der Preis nach einem bekennenden und aktiven NSDAP Mitglied benannt wird", so Schellhorn in einer schriftlichen Stellungnahme. Der Koalitionspartner ÖVP sieht dies indes nicht so eindeutig. ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Mayer sagte in Abwesenheit von Landeshauptmann Wilfried Haslauer: „Es gab weder eine Beratung noch eine Beschlussfassung innerhalb der Landesregierung, ob man den Tobi-Reiser-Preis infrage stellt.“
Entscheidung liegt beim Verein
In einer schriftlichen Stellungnahme der ÖVP hieß es weiterhin: "Das ist nicht Angelegenheit des Landes, sondern des Vereins der Freunde des Adventsingens. Nach Informationen der Salzburger Volkspartei arbeitet der Verein der Freunde des Adventsingens – ausdrücklich unabhängig von den aktuellen Gutachten und Diskussionen - an einer inhaltlichen Neukonfiguration des Preises. Die Ergebnisse dieses Prozesses sind abzuwarten." Darin stimmte auch Schellhorn überein: "Der Tobi Reiser Preis wurde bis 2013 vom Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens vergeben. Dessen Vorstand wird über die Zukunft des Preises entscheiden. Der Verein ist auch im Besitze des Gutachtens." Der Verein wird sich nach einer Vorstandssitzung in der kommenden Woche zum Gutachten und dem Preis äußern.
Immer wieder fragwürdige Ehrungen
Gerade in jüngster Zeit kamen immer wieder fragwürdige Benennungen und Ehrungen in der Stadt Salzburg zutage. Während die Universität Salzburg das Ehrendoktorat für Konrad Lorenz aufgrund seiner braunen Vergangenheit widerrief, konnte sich die Stadt Salzburg nur nach umfassenden Diskussionen dazu durchringen, fragwürdige Straßennamen mit Erläuterungstafeln zu versehen. Die beispielsweise vom KZ-Verband geforderte Umbenennung von nach Nazi-Größen benannten Straßen wird ebenso wenig angegangen, wie die Benennung des künftigen Gnigler Bildungscampus nach dem Widerstandskämpfer Franz Ofner. Der Künstler Bernhard Gwiggner sorgte unlängst für Aufsehen, als er der Skultpur von Hitlers Lieblingsbilder Josef Thorak im Salzburger Kurgarten, eine abstrakte Skulptur gegenüber stellte. Wir berichteten hier darüber: Ein Künstler gegen die braune Vergangenheit
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