Eine neue Spezies für die Gewässer

Jutta und Oliver Kormann vor einem Bild mit dem zur "Badeinsel" ausgeklappten "Kormaran".
  • Jutta und Oliver Kormann vor einem Bild mit dem zur "Badeinsel" ausgeklappten "Kormaran".
  • hochgeladen von Stefanie Schenker

Als ihren "Beitrag zur Bereicherung der Meere" bezeichnen Jutta und Oliver Kormann ihre Erfindung. Und das ist nicht einmal weit hergeholt, denn die beiden haben eine vollkommen neue Bootsklasse entwickelt, den "Kormaran".

Diese Weltneuheit, die ganz "Made in Salzburg" ist, verbindet mehrere innovative Technologien: Eine ausgeklügelte Transformationsmechanik erlaubt die Umwandlung des Wasserfahrzeuges vom Einrumpfboot zum Katamaran/Trimaran während der Fahrt. Eine neuartige Tragflächentechnologie ermöglicht zudem, dass die bei normalen Tragflächenbooten sperrigen Tragflügel sich komplett in das Fahrzeug einklappen lassen. Damit ist die neue Bootsklasse auch für Flachwasserbereiche geeignet.

Weil beim Energieverbrauch auch das Gewicht eine große Rolle spielt, besteht der "Kormaran" aus Carbonfaser – aus dem Hause Mubea Carbotech wird das Monocoque geliefert. Gleichzeitig wirken große Kräfte auf das Boot, deshalb haben Jutta und Oliver Kormann Baustoffe wie hochfesten Edelstahl, spezielle Stahllegierungen, Titanstahl und Flugzeugaluminium verwendet. "Und wir haben ein außergewöhnliches Design entwickelt, um auch optisch neue Maßstäbe zu setzen", erklärt Oliver Kormann. Das Teakholz für das Deck stammt aus nachhaltigem Anbau und kann neben den bekannten Eigenschaften mit einer innovativen Leichtbauweise punkten.

So wie der Teakholzdeck-Hersteller haben auch viele andere der Partnerfirmen des Unternehmens "KORMARAN" von der Zusammenarbeit profitiert. "Wirarbeiten hier in einem High-Tech-Grenzbereich an einem High-Tech-Fahrzeug und durch den immensen Einsatz von Know-how sind viele neue Technologien entstanden, die unsere Partner auch in ihren eigenen Bereichen nützen können. Wie etwa die Teakholzdeck-Leichtbauweise, die nun im Yachtbau zum Einsatz kommt", erklärt Oliver Kormann.

Das Einsatzgebiet für sein "Baby" sei enorm: Ab einer Wassertiefe von 30 Zentimetern ist das Boot einsetzbar, das die Wendigkeit eines Einrumpfbootes mit der Stabilität eines Mehrrumpfbootes kombiniert. Anders als bei herkömmlichen Tragflächenbooten sind zum ins Wasserlassen keine Krananlagen notwendig, Anlanden setzt kein tiefes Wasser voraus. Beim Betrieb als Tragflächenboot hebt das Gefährt ab und "fliegt" etwa einen Meter über der Wasseroberfläche dahin. Es hat eine deutlich niedrigere "Abhebegeschwindigkeit" als jedes Flugzeug, auch weil Wasser tausend Mal dichter als Luft ist. Die erhöhte "Flugposition" sorgt nicht nur für extrem gute Sicht, sondern verhindert auch das "Slamming" – das ständige Klatschen des Bootsrumpfes gegen die Wellen und belastet daher die Wirbelsäule weniger. "Vor allem für Menschen, die viel auf dem Wasser z.B in Rettungsbooten und Booten von Behörden wie Zoll, Küstenwache, Wasserpolizei oder Naturpark-Ranger arbeiten, ist das interessant." Aber der "Kormaran" lässt sich auch als Beiboot für Yachten, als komfortables Transportmittel für Inselbesitzer oder in Regionen, in denen das Boot zum alltäglichen Verkehrsmittel zählt, wie etwa in Venedig, einsetzen – und das wird auch die ersten Einsatzgebiete sein, sind Jutta und Oliver Kormann überzeugt. Einige Reservierungen liegen dem Unternehmen bisher vor.

Freilich, ein billiger Spaß ist das nicht: Das Wasserfahrzeug wird in der ab Sommer erhältlichen Version – sieben Meter lang, mit Verbrennungsmotoren, Platz für drei Personen und eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 70 km/h – rund eine Million Euro kosten. Geplant sind in Folge nicht nur eine Rennversion, eine Hybridmotor- und eine Elektromotorversion, sondern auch verschiedene Größen bis zum 12-Sitzer.

Gebaut werden wird der "Kormaran" übrigens in Salzburg. Derzeit verfügt das Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern und Sitz in Salzburg über eine Produktionswerkstätte im Umland der Salzburger Landeshauptstadt. Doch die beiden Unternehmer sind auf der Suche nach einem größeren Standort mit einer Produktionsfläche von mindestens 2.000 Quadratmetern und Platz für bis zu 150 Mitarbeiter. Die sucht das Unternehmen bereits, etwa durch eine Kooperation mit der TU Graz. Dort hält Oliver Kormann am 30. April einen Vortrag über seine Technologien und will damit gleichzeitig um qualifizierte Mitarbeiter aus allen technischen Richtungen werben. "Wir brauchen Fahrzeugbauer, Elektrotechniker, Steuerungstechniker, Programmierer und Experten für Montage und Bau von Prototypen."

Dass die Produktion in Salzburg bleiben soll, steht für Jutta und Oliver Kormann – die beiden sind aus Stuttgart, Oliver Kormanns Eltern sind aber aus Salzburg – fest. "Wir haben viele Standorte miteinander verglichen, und Salzburg ist für uns der Platz, an dem wir gute Bedingungen für innovative Menschen gefunden haben. Wir sind hier verwurzelt und es geht uns auch um Nachhaltigkeit. Wenn wir nämlich alles in Osteuropa oder China produzieren lassen, dann verkaufen wir hier unsere Zukunft."

Jutta und Oliver Kormann – der selbst seit seinem 14. Lebensjahr segelt und Mitglied in der österreichischen Nationalmannschaft war, als die Gebrüder Hagara 1987 Weltmeister wurden und sich bei seinem Physikstudium speziell mit Flüssigkeiten und Strömungsmechanik beschäftigt hat – haben rund zehn Millionen Euro in die Produktentwicklung gesteckt. "Es kostet schon Mut, alles aufzugeben und sein Leben einem Ziel, einer Vision zu widmen und einen Traum zu verwirklichen. Neben Mut braucht es auch Kraft und Ausdauer", sagt Oliver Kormann dazu.

Wer sich den "Kormaran" aus nächster Nähe anschauen möchte, der hat von 16. bis 19. Juli bei der Air Challenge am Wolfgangsee die Möglichkeit dazu – oder bei der Monaco Yacht Show vom 23. bis 26. September.

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