Mit Herz und Hof

Zu Besuch am Biobauernhof:  Eva und Sepp Ametsreiter und Sohn Alexander mit Salzburgs Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Eßl.
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Der Biobauernhof von Eva und Sepp Ametsreiter liegt idyllisch an einem mit saftigen Wiesen überzogenen Hang am Haunsberg. Auf der Weide grasen 20 Mutterkühe, ihr Nachwuchs und ein Aubrac-Stier. Es ist später Vormittag, der feine Nebel lichtet sich und da und dort blitzt blauer Himmel durch. „Ja, Landwirtschaft hat schon etwas mit Entschleunigung, mit Lebensqualität zu tun“, sagt Landwirtschaftskammerpräsident Franz Eßl. Und: „Aber von Lebensqualität alleine kann man nicht leben. Da braucht es schon auch vernünftige Agrarpreise.“ Wenn er an die wenige Wochen zurückliegende Milchpreisaktion eines Lebensmittelhändlers denkt, muss er sich immer noch ärgern. Die Werbung mit regionalen bäuerlichen Produkten in Supermärkten alleine sei zu wenig. „Wir wollen nicht nur das Aushängeschild sein. Der Handel sollte sich schon auch dazu bekennen, dass unsere bäuerlichen Produkte etwas kosten. Unsere rund 10.000 Landwirtschaftsbetriebe können nicht zu den gleichen Preisen produzieren wie industrielle Agrarproduzenten.“

Entscheidung für die Zukunft

Vor etwas mehr als fünf Jahren hat Sepp Ametsreiter von Milchkuh- auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Und es nicht bereut. „Dadurch muss ich morgens und abends nicht zu bestimmten Zeiten im Stall sein, das erlaubt mir meinen zweiten Job als Planer und Bauleiter für landwirtschaftliche Gebäude auszuüben.“ Seit heuer hat seine Frau die Vermarktung des Fleisches der Jungrinder selbst übernommen.

„Ich brauche die Leute, hier oben bin ich sonst ja fast allein“, lächelt sie. Und: Um den Absatz muss sie sich so gut wie gar nicht kümmern. Mundpropaganda sorgt dafür, dass das Bio-Jungrind-Fleisch ausverkauft ist, noch bevor es ganz abgehangen ist. Und auf letzteres ist Eva Ametsreiter besonders stolz. Denn ihr Fleisch hängt in der Dry Age-Reifekammer des nur wenige hundert Meter entfernten kleinsten EU-Schlachthofes von Hugo Lucian drei Wochen lang ab. „Dort werden die Tiere auch geschlachtet, vom Maxglaner Metzger Stefan Wimmer.“ Ob es ihr leid tue, die Tiere erst aufzuziehen und dann schlachten zu lassen? „Wissen Sie, wenn Sie mir vor fünf Jahren gesagt hätten, dass ich das mache und auch noch mit zum Schlachten gehe, dann hätte ich das nicht geglaubt. Aber bei uns geht es den Tieren sehr gut. Sie bleiben bis zum Schluss bei den Mutterkühen, werden mit Milch, Gras und Heu gefüttert, den ganzen Sommer verbringen sie im Freien. Sie haben ein stressfreies Leben und auch das Schlachten erfolgt stressfrei.“ Das liege am Metzger, der genau „auf ihrer Welle“ liege. „Da gibt es kein Geschrei und die Tiere gehen auch so hinein, ohne dass man sie hineintreiben muss.“

Wenn es Zeit für Neues ist

So wie sich Familie Ametsreiter vor einigen Jahren für eine Neuausrichtung ihres Hofes entschieden hat, geht es vielen Salzburger Bauern. Mehr als ein Drittel der Salzburger Landwirte geht einem Nebenerwerb nach und gerade das heurige Jahr ist für viele ein Entscheidungsjahr: Setzen sie mehr auf zusästzliche Einkommensquellen wie Urlaub am Bauernhof, die Veredelung der eigenen Produkte oder doch verstärkt auf die Landwirtschaft im engeren Sinn. „Wer schon einmal mit dem Gedanken gespielt hat, etwas Neues zu machen, der wird das jetzt tun“, sagt Eßl. Denn: Im Herbst werden die neuen Anträge für die EU-Programme gestellt – und diese Programme laufen dann für die kommenden sieben Jahre. Dass es den heimischen Bauern weiterhin gelingen wird, mit Flexibilität und Bodenständigkeit erfolgreich zu bestehen, davon ist Eßl überzeugt. „Was mich zuversichtlich stimmt, sind die Bauern selbst – sie sind verwurzelt in ihrem Betrieb, das Eigentum hat einen Stellenwert und der Bauer identifiziert sich damit. Und ich glaube, wir haben auch in der Agrarpolitik ganz gut gearbeitet die letzten Jahre.“ Als Beispiel nennt Eßl das bereits seit bald 20 Jahren bestehende Umweltprogramm, mit dem den Bauern für die ökologische Bewirtschaftung etwas bezahlt werde oder die verbesserten Ausgleichszahlungen für Bergbauern.

Wissen, woher es kommt

Für das Bio-Jungrind-Fleisch der Familie Ametsreiter kommen nicht nur Flachgauer aus der Umgebung, sondern auch immer mehr Stadt-Salzburger nach Hochberg in Nußdorf. „Den Menschen wird auch bei Fleisch immer wichtiger, zu wissen, woher es kommt. Und dafür zahlen sie dann auch gerne zwei Euro mehr“, sagt Eva Ametsreiter. Und ihr Mann ergänzt: „Wir kaufen kein Futter zu, sondern geben den Tieren nur das, was bei uns wächst, – außer einem Salz-Leckstein. Das heißt, egal welcher Lebensmittelskandal auf uns zukommt, unsere Tiere und unsere Kunden wird das nicht betreffen.“ Das Geschäftsmodell der Ametsreiters sei eine von mehreren Möglichkeiten, die Salzburgs Landwirte auf der Suche nach Veränderung hätten, sagt Eßl. Was für alle gleichermaßen gelte: „Es ist wichtig, dass man sich damit identifizieren kann, dass die Familie geschlossen dahinter steht.“ Und die richtige Arbeitsteilung spielt auch eine Rolle. „Ich könnte das mit der Direktvermarktung nicht machen“, gesteht Sepp Ametsreiter. „Musst du auch nicht“, sagt da seine Frau, „dafür hast du ja mich.“

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