Wild Swimming
Schwimmen für die Wilden unter uns
Alpinschwimmer Hansjörg Ransmayr verbindet das Wandern oder Bergsteigen mit Schwimmzügen in wilden Gewässern – auch im Winter. "Das erdet, holt dich runter und kickt die To-do-Listen aus dem Kopf", sagt der Bischofshofener.
SALZBURG, BISCHOFSHOFEN. Mit dem Schwimmen in Freibädern oder Schwimmbecken hat Hansjörg Ransmayr nichts am Hut – oder an der Badekappe. "Poolschwimmen ist wie essen bei McDonald's", lacht der Bischofshofener. Er bringt das "Wild Swimming" (wildes Schwimmen) oder "alpine Schwimmen" nach Salzburg. Der Wasserretter und Bergwanderführer hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit vielen Jahren schwimmt er durch alle möglichen wilden Gewässer – von Bergseen über Gebirgsbäche bis zu Flüssen mitten in Großstädten.
Keine Badeanstalt, kein Bademeister
"Wild Swimming ist dort, wo es keine Badeanstalt gibt und das Schwimmen unbeaufsichtigt stattfindet. Den Reiz macht aus, dass Schwimmen in alpinen Gewässern täglich anders ist, nicht wie im Pool", sagt der 62-Jährige. "Mal ist das Wasser dunkel und moorig, mal klar und prickelnd, oft kalkhaltig oder es riecht erdig. Es fühlt sich so viel besser an, wenn kein Chlor im Spiel ist. Beim wilden Baden vertrauen wir auf die Sauberkeit und Selbstreinigungskraft natürlicher Gewässer."
Wildes-Winter-Schwimmen
In seinem Buch "Wild Swimming Alpen" zeigt Hansjörg Ransmayr schöne Bergseen, Bäche und Wasserfälle in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und Slowenien. Da dürfen Salzburger Gewässer natürlich nicht fehlen. "Ich stelle im Buch z.B. die Königsseeache in Anif vor, den Salzburger Almkanal, den Gollinger Wasserfall, das Bluntautal, den Plötzwasserfall in Ebenau oder das Wiestal zwischen Hallein und Ebenau." Privat mag er es aber hochalpin und kalt. "Im Buch kommen natürlich die Salzburger Klassiker vor, aber privat springe ich bei Bergtouren gerne in kalte und abgelegene Bergseen – zum Beispiel in den Krummschnabelsee in Obertauern", so Ransmayr, "besonders gerne im Winter."
"Die Kälte holt dich runter"
Was viele für verrückt halten, gibt ihm ein besonderes Lebensgefühl: "Ich erlebe, was ich in den Jahrzehnten meines Bürojobs fast verlernt hatte: das komplette Eintauchen in den Moment. Wenn ich ins eisige Wasser springe, hab ich keine To-do-Listen mehr im Kopf. Nur das Hier und Jetzt zählt. Viele Wildschwimmer suchen diese Herausforderung, um sich wieder zu spüren, zu erden, runterzukommen", beschreibt der Bischofshofener.
Badespaß darf Natur nicht stören
Hansjörg Ransmayr bietet auch geführte Wild Swimming-Touren in Salzburg an, denn ihm ist es wichtig, Wissen zu vermitteln: "Der bewusste Umgang mit diesen Gewässern hat immer oberste Priorität. Ein absolutes No-go ist, sich durch Schilfgürtel, Seerosen oder durch Moorflächen den Weg ins Wasser zu bahnen. Brut- und Laichgebiete sind ebenfalls tabu für den Einstieg ins Wasser. Wenn ich keinen schonenden Zugang zum Gewässer finde, geht's halt zum nächsten Schwimm-Spot." Nicht geschwommen wird in flachen und abflussarmen Lacken, besonders in heißen Sommern oder nach niederschlagsarmen Perioden. "Diese Gewässer 'kippen' leicht und würden durch Schwimmer zusätzlich belastet werden. Tabu ist auch das Tragen von Sonnencreme", sagt Ransmayr.
Mehr erfahren können Sie auf der Facebook-Seite "Bergseen Schwimmen".
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