Unwetter
1.305 Einsatzkräfte kämpften heute gegen das Wasser
Die anhaltenden Regenfälle seit Montag haben zu einem fünf- bis zehnjährlichen Hochwasser an Salzach und Saalach geführt – ein Härtetest für den Hochwasserschutz, der das Land weitgehend "trocken" gehalten hat.
Update 4. August, 17.30 Uhr:
Die anhaltenden Regenfälle seit Montag haben zu einem fünf- bis zehnjährlichen Hochwasser an Salzach und Saalach geführt. Überflutungen gab es nur kleinräumig, grobe Schäden bis dato so gut wie keine – hießt es vom Land Salzburg. Der Hauptgrund dafür liegt für Landesrat Josef Schwaiger am kontinuierlich ausgebauten Hochwasserschutz. „Die Investitionen haben bestens gewirkt.“ Seit dem verheerenden Hochwasser in Salzburg im Jahr 2002 wurden im Land 230 Millionen Euro für Schutzmaßnahmen an den Flüssen eingesetzt. Im selben Zeitraum sorgte die Wildbach- und Lawinenverbauung mit 458 Millionen Euro für mehr Sicherheit.
Beispiel Mittersill
Ein Beispiel von vielen: In Mittersill wurden über die Jahre 25 Millionen investiert – und diese machten den Unterschied bei diesem aktuellen Starkregenereignis aus. 2005: Pegelstand 5,16 Meter, Schaden 50 Millionen Euro und viel Leid in der Bevölkerung. 2020: Pegelstand 5,11 Meter, Mittersill blieb weitgehend trocken.
„Es handelt sich bei den Schutzprojekten oftmals um hohe Summen, aber wir sparen uns noch weitaus größere Schäden und vor allem viel Leid in der Bevölkerung. Wenn das Wasser kommt und das eigene Hab und Gut, das man sich aufgebaut hat, ist in Gefahr, das ist unvorstellbar schwierig. Daher sind wir bemüht, Salzburg so hochwassersicher wie möglich zu machen, wenn es auch keine hundertprozentige Garantie gibt.“
Landesrat Josef Schwaiger
Nur lokale Überflutungen in Salzburg
Zwar gab es in Salzburg in den vergangenen 48 Stunden lokale Überschwemmungen, Keller mussten ausgepumpt werden und mehr als 1.000 Feuerwehrleute waren insgesamt im Einsatz, die große Flut ist aber ausgeblieben, weil der Regen rechtzeitig nachgelassen hat und weil die Schutzmaßnahmen wirkten.
Mittersills Bürgermeister ist zufrieden
Mittersills Bürgermeister Wolfgang Viertler: „Die über die Jahre eingesetzten rund 25 Millionen Euro haben sich etliche Male gerechnet. Wir können es uns Schutz gar nicht mehr vorstellen“, so Viertler. Beim Hochwasser 2005 betrug der Pegelstand in der Oberpinzgauer Stadt 5,16 Meter, 300 Haushalte waren direkt von Schäden betroffen, die Landwirte waren mit einem kompletten Ernteausfall konfrontiert. Gesamtschaden: 50 Millionen Euro. „Jetzt waren es 5,11 Meter und Mittersill ist trocken geblieben“, zieht der Bürgermeister einen Vergleich. Die bewegliche Hubbrücke auf der B168 im Ortszentrum musste nicht aktiviert werden.
Oberndorfs Bürgermeister lobt Schneckenpumpwerk
„Seit 4 Uhr Früh ist das Schneckenpumpwerk in Betrieb. Hätte Oberndorf nicht die aktuellen Hochwasserschutzanlagen, wäre der Bereich in der Nähe des Schulzentrums überschwemmt worden“, resümiert dort Bürgermeister Georg Djundja. Als gemeinsame grenzüberschreitende Sicherheitsmaßnahme wurde am späten Vormittag der Europasteg zwischen Oberndorf und Laufen gesperrt.
Augustregenmenge auf Gaisberg in zwei Tagen
Seit 2. August sind im Einzugsgebiet der Salzach im Bereich von Wald bis Mittersill bis zu 100 Milliliter Regen und an der unteren Salzach im Bereich von Golling bis Oberndorf bis zu 180 Milliliter gefallen, der Spitzenwert auf dem Gaisberg entspricht einem durchschnittlichen Monatsniederschlag im August. In Hallein wurde am Vormittag vorsorglich der mobile Hochwasserschutz aktiviert, die Landeshauptstadt zog gegen Mittag ebenfalls an neuralgischen Stellen wie in der Josefiau nach.
Sie kämpften gegen das Wasser:
Landesweit: 1.305 Einsatzkräfte, 54 Feuerwehren, 397 Einsatzstellen
Flachgau: 28 Feuerwehren mit 665 Personen in 193 Einsätzen
Lungau: 6 Feuerwehren mit 151 Personen in 25 Einsätzen
Tennengau: 1 Feuerwehr mit 24 Personen in 7 Einsätzen
Pinzgau: 10 Feuerwehren mit 233 Personen in 39 Einsätzen
Pongau: 7 Feuerwehren mit 102 Personen in 10 Einsätzen
Stadt Salzburg: 50 Personen der Berufsfeuerwehr, 80 Personen der freiwilligen Feuerwehr in 123 Einsätzen
4. August, morgens:
SALZBURG. Die zweite Welle der intensiven Regenfälle traf in der Nacht auf heute, Dienstag, in Salzburg ein. In Mittersill (Pinzgau) schwoll die Salzach durch den schon gesättigten Boden und die hohe Schneefallgrenze mehr und schneller als erwartet bis zur Warngrenze an und zieht sich aktuell wieder zurück. Die Hubbrücke musste nicht aktiviert werden. In der Gemeinde Muhr im Lungau verlegten zwei Muren die Landestraße. Die Aufräumarbeiten gehen heute weiter.
Die beste Nachricht: Bisher kam es nur zu lokalen und kleinen Überflutungen, es kamen aus derzeitiger Sicht keine Personen zu Schaden.
>>HIER<< geht's zum Video aus St. Johann.
"Mittersill hat uns überrascht"
Die Einsatzkräfte, Gemeinden und Behörden waren in Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz und des Hydrographischen Dienstes des Landes Salzburg gut auf die zwei Wellen mit intensiven Regen vorbereitet, größere Überflutungen gab es bisher nicht. „Die Salzach hat uns in Mittersill etwas überrascht, sie stieg mehr und schneller als erwartet auf 5,10 Meter. Die Regenmenge lag bei prognostizierten 100 Liter pro Quadratmetern, aber der Boden war schon sehr gesättigt, konnte nichts mehr aufnehmen. Die Lage wird genau beobachtet“, erklärt Hans Wiesenegger vom Hydrographischen Dienst.
Um Mitternacht waren zirka 250 Freiwillige Feuerwehrleute im ganzen Land im Einsatz, die Anzahl stieg bis zum Morgen auf mehr als 500 an.
Aufräumarbeiten im Lungau
Im Lungau verlegten zwei Muren die Muhrer Landesstraße, die Aufräumarbeiten begannen sofort, wurden dann aber in der Nacht unterbrochen und werden in den Morgenstunden fortgesetzt. Verletzt wurde niemand.
In Siezenheim wird Salzach ca. 6 Meter hoch steigen
Im Flachgau kam es zu kleineren und sehr lokalen Überflutungen, es entstand aus derzeitiger Sicht kein großer Schaden. „Die Lammer und Saalach blieben bisher relativ zahm“, berichtet Wiesenegger. Der hohe Pegelstand der Salzach wird sich flussabwärts in Richtung Salzburg fortsetzen. „In Siezenheim haben wir aktuell die Situation, dass die Saalach bei 5,25 Meter liegt und sie wird zirka sechs Meter erreichen, damit ist die Alarmgrenze erreicht“, so Wiesenegger.
Es regnet länger als prognostiziert
Katastrophenschutz und Hydrographischer Dienst beobachten die Lage genau, da es doch etwas länger als prognostiziert regnen wird. In Oberndorf wird die Salzach bis zu einem zirka zehnjährlichen Hochwasser ansteigen. Dort werden Teile des Hochwasserschutzes aktiviert.
- Lagebericht aus der Stadt Salzburg.
- So sieht die Lage im Pongau aus.
- Der Lungau wurde vom Starkregen getroffen.
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