24-Stunden-Betreuung
Sie halten die Stellung - 24-Stundenbetreuung ist Aufrecht
Einreisebestimmungen für Pflegepersonal verschärft. Gültiges Gesundheitsattest oder zwei Wochen Quarantäne. 24-Stunden Betreuung vor großer Herausforderung. Heimische Pflegedienstanbieter beruhigen: wir sind gut aufgestellt. Kritischer beurteilt die SPÖ Salzburg die Situation. Handlungsbedarf sei dringend gegeben.
ÖSTERREICH / SALZBURG Die Corona-Situation zwingt Österreich zu Grenzkontrollen und strengeren Gesundheitsmaßnahmen bei der Einreise zum Schutz der Bevölkerung. Das hat auch Auswirkungen auf die 33.000 Personenbetreuer für die 24-Stunden Betreuung. Einreisen darf nur noch Betreuungspersonal mit einem gültigen Gesundheitszeugnis, das nicht älter als drei Tage ist. Ohne diese Unterlagen müssen sie in eine zweiwöchige Quarantäne.
Betreuungsbereich gesichert
Derzeit kümmern sich rund 33.000 Pflegebetreuer rund um die Uhr um Pflegebedürftige Personen in Österreich. Viele davon in Privathaushalten. Das Gros der Pflegebetreuer stammt aus dem europäischen Ausland. Rund die Hälfte stammt aus Rumänien. Betreuungskräfte müssen eine theoretische Ausbildung nachweisen, die der eines Heimhelfers entspricht. Die Personenbetreuer sind in Österreich in den meisten Fällen selbstständige Unternehmer, die zur Gewerbeanmeldung verpflichtet sind. Die Pflegefamilien können entweder direkt Betreuerinnen - in der überwiegenden Mehrzahl sind es Frauen - buchen oder über Vermittlungsagenturen deren Service in Anspruch nehmen. Diese Vermittlungsagenturen sind gewerberechtlich von der eigentlichen Personenbetreuung getrennt. Für Gerhard Hofstätter, Geschäftsführer der AIS pbw GmbH und Mitglied im Fachverband Personen Betreuer der Wirtschaftskammer Österreich und in der Steiermark, besteht keine Grund zu einer Panik:
"Der Betreuungsbereich ist derzeit gesichert, sollte die Krise nach Ostern andauern wird es schwierig. Wir betreuen im Moment in Österreich rund 400 Familien. Wir stehen täglich mit unsere Betreuungspartnerinnen vor Ort in Verbindung. Bisher haben die meisten Betreuerinnen auf unbestimmte Zeit verlängert. Das gelingt jetzt noch gut. Für diejenigen die wechseln wollen, steht Ersatz bereit. Wir können auf einen österreichweiten Personalpool zurückgreifen."
Um die Personenbetreuer über die aktuellen Bestimmungen und Hygienevorschriften zu informieren, hat die zuständige Fachsparte in der Wirtschaftskammer Österreich Informationsblätter in der jeweiligen Muttersprache aufgelegt. Diese werden über die einzelnen Agenturen und Organisationen verteilt.
Ähnlich stellt sich die Situation bei der Caritas Salzburg dar, die vorsorglich organisatorische Umstrukturierungen vorgenommen haben, um personelle Engpässe ausgleichen zu können:
"Die Versorgung der zu betreuenden Personen in Salzburg durch die Caritas ist bis Ostern sichergestellt. Einerseits geschah das bereits durch eine Verlängerung der Turnusse und andererseits werden wir Personal von der Mobilen Betreuung abstellen können", schildert Elisabeth Ebner die Fachbereichsleiterin der Dienste und Mobilen Palliativ Teams der Caritas Salzburg den derzeitigen Stand.
Die Caritas gehört Österreichweit zu den großen Organisationen die sich um die zu betreuenden Personen kümmern.
Zusammenarbeit wichtig
Sowohl Ebner als auch Hofstätter betonten, daß in der gegenwärtigen Situation eine enge Zusammenarbeit mit den Familien ihrer Klienten jetzt noch wichtiger ist als im Normalzustand um ein zu schnelles "auspowern" der Betreuer zu verhindern:
Eine Unterstützung durch die Familien, sei es das sie die Einkäufe übernehmen, die notwendigen Hilfsmittel wie Hygieneartikel und dergleichen besorgen können, entlastet das Betreuungspersonal."
Beide weisen auf die großartige Leistung hin, die die Personenbetreuer in dieser erschwerten Situationen erbringen und einfach ihren Job machen. Daher sei die enge Kommunikation und Abstimmung zwischen Agentur/Organisation - Personenbetreuer - Klienten - der Klientenfamilie von endscheidender Bedeutung.
SPÖ-Salzburg sieht raschen Handlungsbedarf
Für Walter Steidl von der SPÖ-Salzburg ist ein dringender Handlungsbedarf gegeben, da sich die. Situation zusehends verschärfe und es keine österreichweite einheitliche Reglung dazu gibt. Jedes Bundesland handhabt die Pflege- und Betreuung anders. Steidl sieht Salzburg im Nachteil:
„In Niederösterreich zahlt beispielsweise die dortige Wirtschaftskammer den Transport und die Unterbringung in Hotels von benötigten 24-Stunden-Pflegerinnen. In Oberösterreich zahlt die Wirtschaftskammer einen Bonus über 1.000 Euro an die Betreuerinnen aus. In Salzburg hingegen legen sowohl die Wirtschaftskammer als auch die Landesregierung die Hände in den Schoß. Auch die eigentlich zuständige Bundesregierung übt sich dazu in Tatenlosigkeit. In Salzburg haben die Betroffenen derzeit einen Nachteil im Vergleich zu Bundesländern.“
Die Ankündigung von Soziallandesrat Schellhorn (Grüne), das Land schaffe für Betroffene, die aufgrund der Probleme bei der 24-Stunden-Pflege/Betreuung derzeit nicht mehr zu Hause gepflegt werden in stationären Ersatzeinrichtungen unterkommen, ist für Steidl ein schwacher Trost. Steidl fordert wie in anderen Bundesländern auch, eine schnelle Lösung.
So wie in anderen Bundesländern auch, fordern wir eine schnelle Lösung. Wir fordern die Wirtschaftskammer Salzburg daher auf, sich für Erleichterungen bei der 24-Stunden-Pflege einzusetzen. Die Wirtschaftskammer könnte mit den Rücklagen der zuständigen Fachgruppe Personalberatung und Personalbetreuung die Transport- und wenn nötig auch Unterbringungskosten übernehmen“, fordert SPÖ-Chef Steidl.
Lösung in Aussicht
Von Seiten des Sozialministeriums heißt es, daß die Situation im Pflege- und Betreuungsbereich bekannt ist. Minister Rudolf Anschober (Grüne) lies mitteilen, dass "mit Hochdruck" an einer Lösung gearbeitet wird. „Ziel ist eine Ausnahmeregelung aus der Grenzschließung für 24-Stunden Betreuer, damit die Betreuung pflegebedürftiger Menschen in Österreich gesichert bleibt. Eine Lösung wäre möglich wie etwa auch bei anderen Grenzschließungen, wo der Berufspendlerverkehr weiter ermöglicht wurde.“ Ein Zeithorizont wurde nicht mitgeteilt.
Daten und Fakten
50,8 Prozent der 24 Stunden-Betreuer kommen aus Rumänien über Ungarn nach Österreich. Sie betreuen mehr als 25.000 pflegebedürftige Menschen, die eine Förderung für die 24-Stunden-Betreuung über das Sozialministeriumservice beziehen sowie weitere 8000 Pflegebedürftige ohne Förderungsbezug. In Österreich sind derzeit rund 33.000 Personenbetreuer tätig. Ein Zuschuss ist ab Pflegestufe 3 möglich. Pfleger verfügen über eine diplomierte Ausbildung. Betreuungskräfte müssen eine theoretische Ausbildung nachweisen, die der eines Heimhelfers entspricht. Alternativ dazu muss eine fachspezifische Ermächtigung der Betreuungskraft zu pflegerischen Tätigkeiten vorliegen.
Quelle: Sozialministerium
Caritas Salzburg
AIS pbw GmbH
Einreisebestimmungen für rückreisende-/rückkehrende Personen
Coronavirus Informationsportal des Sozialministeriums
Wirtschaftskammer Fachverband Selbstständiger Personenbetreuer
#salzburghilftsalzburg
Sozialministerium/Coronavirus
Sozialministerium/24-Stunden-Betreuung
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