Interview
"Andere Berufsgruppen würden jetzt streiken"

Kindergartenpädagogin Monika Mitterwallner: "Wir brauchen eine Gleichstellung aller PädagogInnen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit." | Foto: LMZ Franz Neumayr/SB (– Foto aus dem Jahr 2016)
  • Kindergartenpädagogin Monika Mitterwallner: "Wir brauchen eine Gleichstellung aller PädagogInnen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit."
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Monika Mitterwallner erzählt von Auswirkungen des neuen Gemeindevertragsbedienstetengesetzes auf die Praxis.

SALZBURG. Die Proteste der Kindergartenpädagogen zum neuen Gemeindevertragsbedienstetengesetz wurden nicht erhört. Die zusätzlichen Schließtage zu Ostern sind für die neuen Kindergartenpädagogen so gut wie gefallen. Aber all jene Pädagogen in den Gemeinden, die bisher keinen Anspruch auf Schließtage – also freie Tage zusätzlich zum Urlaub – hatten (in Krabbelgruppen und in der Tagesbetreuung), bekommen jetzt zusätzlich sechs Tage.

"Die Pädagogen in der Tagesbetreuung und die Neuangestellten arbeiten jetzt sechs Tage unentgeltlich", sagt Kindergartenpädagogin Monika Mitterwallner.

"Für die neuen Kindergartenpädagogen bedeutet das eine Lohnkürzung von 2,5 bis 3 Prozent. Wenn das bei anderen Berufsgruppen eintritt, wird gestreikt", sagt Monika Mitterwallner von der Berufsgruppe der PädagogInnen in elementaren Kinderbildungseinrichtungen Salzburgs. Die Bezirksblätter haben nachgefragt:

Frau Mitterwallner, was bedeutet das Wegfallen von Schließtagen in der Praxis?
MONIKA MITTERWALLNER:
Wenn in Kindergärten der Bedarf für das Offenhalten über Ostern nicht gegeben ist, schließen die Kindergärten, obwohl die Pädagogen nicht freigestellt sind. Das bedeutet, wir müssen diese Stunden einarbeiten. Die Voraussetzung für die Ausdehnung von Öffnungszeiten ist das Bereitstellen von Springern und nicht die Kürzung eines Lohnbestandteiles – der Schließtage.

Die Politik argumentiert, dass das Einstiegsgehalt der neuen Kindergartenpädagogen im Gemeindedienst sehr gut sei (2.436 Euro brutto) und zu den 25 Urlaubstagen noch sechs Schließtage dazu kämen. Jammern Sie also auf hohem Niveau?
MONIKA MITTERWALLNER:
Bei allen Kindergartenpädagogen sind die zwölf zusätzlichen freien Tage ein Lohnbestandteil, der nicht ausgezahlt wird. Die neuen Kindergartenpädagogen steigen zwar höher ein, die Lohnkurve ist dafür flacher. Die Gehaltskurve der Salzburger Pädagogen lag jahrelang unter dem Mindestlohntarif. Eine Anpassung war überfällig. Mit der Kürzung der Dienstfreistellungstage wird die Berufsattraktivität wieder abgeschwächt.

Landesregierung und Gemeindeverband verweisen auf die Verbesserungen für alle Gemeindebediensteten durch das neue Gesetz (z.B. Anrechnung der Schul- und Vordienstzeiten und damit höheres Einstiegsgehalt; Einbeziehung des 13. und 14. Monatsgehaltes in die Abfertigung Neu; erleichterter Zugang zu Bildungskarenz). Honorieren die Kindergartenpädagogen das alles nicht?
MONIKA MITTERWALLNER:
Doch, diese Verbesserungen gibt es. Aber nur wir haben für diese Verbesserungen auf etwas verzichten müssen, nämlich auf sechs Schließtage. Alle anderen Berufsgruppen, die die Gemeinde anstellt, genießen nur Verbesserungen.

Können die Gemeinden selbst entscheiden, ob sie den neuen Pädagogen trotzdem zwölf Schließtage genehmigen?
MONIKA MITTERWALLNER:
Ja, darüber könnte ein Gemeindebeschluss gefasst werden. Solche Beschlüsse könnten den entsprechenden Gemeinden aber Wettbewerbsvorteile bei der schwierigen Suche nach Kindergartenpädagogen bieten. Daher werden sich die Bürgermeister wohl absprechen.

Am 12. Dezember verhandeln Sie mit Politik und Gemeindeverband über das Kinderbildungsgesetz. Welche Entscheidungen könnten Sie beschwichtigen?
MONIKA MITTERWALLNER:
Unsere Hauptforderungen sind die Senkung des Betreuungsschlüssels, die Fixeinstellung von Sonderkindergartenpädagogen, die Schaffung einer Vorbereitungszeit für Teambesprechungen und die Einführung einer Elternzeit von zwei Stunden pro Kind und Jahr.

Gehen Sie davon aus, dass diese Forderungen erfüllt werden?
MONIKA MITTERWALLNER:
Wir haben wenig Hoffnung. Alleine die Senkung des Betreuungsschlüssels, der seit 20 Jahren gefordert wird, würde Salzburg rund 10 Millionen Euro kosten, das Budget beträgt aber nur 4 Millionen Euro.

Mit welcher Argumentation gehen Sie also in die Gespräche?
MONIKA MITTERWALLNER:
Wir wollen, dass unsere Forderungen jetzt im neuen Kinderbildungsgesetz integriert werden und in einem Stufenplan bis zum Ende der Legislaturperiode umgesetzt werden. Das Budget dafür soll in den nächsten Jahren geschaffen werden.

Die Bezirksblätter haben Politik und Gemeindeverband bereits zu Wort kommen lassen. >>HIER<< lesen Sie mehr.

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