Bundespräsidentenwahl 2022
"Das Fenster für neue politische Gruppen steht offen"
Der Wahlausgang zeigt dem Salzburger Politikwissenschafter Armin Mühlböck "Potential für neue politische Gruppen und Protestparteien".
SALZBURG. Das Wahlergebnis der Bundespräsidentenwahl ist da und bekannt. Politikwissenschafter Armin Mühlböck von der Universität Salzburg hat sich mit uns die Besonderheiten im Bundesland angesehen. "Grundsätzlich liegen die Ergebnisse in Salzburg im Bundestrend. Ein paar Auffälligkeiten gibt es aber schon", so Mühlböck – vor allem im Lungau:
Ein Blick auf den Lungau
Während in drei Lungauer Gemeinden Walter Rosenkranz die meisten Stimmen in Salzburg einfuhr, erhielt Alexander Van der Bellen auch in vier Lungauer Gemeinden die wenigsten Stimmen. Muhr wählte als einzige Gemeinde Salzburgs den FPÖ-Mann Rosenkranz auf den ersten Platz. "Sogar im Bundesschnitt hat Walter Rosenkranz im Lungau top abgeschnitten. Die starke FPÖ-Wählerschaft hat Tradition im Bezirk Tamsweg", sagt Mühlböck.
HIER findest du die Wahlergebnisse aus deiner Gemeinde:
Wallentin und Wlazny
Ebenfalls aus dem Bundesschnitt fallen die Stimmen für Tassilo Wallentin und Dominik Wlazny. Wallentin hat in Salzburg bessere, Wlazny schlechtere Werte als im Schnitt eingefahren. "Dominik Wlazny ist wohl eher ein östliches Phänomen. Dafür konnte Wallentin bei uns vor allem ÖVP-Wähler ansprechen", so Mühlböck.
Sein bestes Salzburg-Ergebnis im Vergleich aller 119 Gemeinden fuhr der Präsidentschaftskandidat Tassilo Wallentin in Viehhofen (Pinzgau) ein, wo er 13,3 Prozent Stimmenanteil aufweist. Seinen schlechtesten Wert verbuchte er in Fusch (Pinzgau) mit 4,3 Prozent. Dominik Wlaznys Top-Ergebnis führt nach Weißbach (15 Prozent); sein schlechtestes nach Untertauern (1,5 Prozent).
Fenster für Neue steht offen
Das Abschneiden von Wallentin und Wlazny zeigt dem Politikwissenschafter: "Es gibt ein offenes Fenster für neue politische Gruppen und auch für eine neue Protestpartei neben der FPÖ." Für die kommende Landtagswahl wäre eine Neubildung allerdings schon zu kurzfristig.
MFG kann sich nicht halten
Auffällig und wegweisend ist für den Politikwissenschafter auch das Ergebnis von MFG-Mann Michael Brunner, der in Salzburg nur auf zwei Prozent kommt. "Zusammen mit dem Ergebnis bei der Landtagswahl in Tirol sagt mir dieses Abschneiden, dass es die MFG nicht schaffen wird, sich zu einer allgemeinen Protestpartei zu entwickeln. Für die Wähler ist die MFG untrennbar mit dem Thema Corona verbunden. Ist das Thema gerade nicht aktuell, gibt es die Partei nicht." MFG-Kandidat Brunner holte sein Top-Ergebnis in Salzburg in Krispl (Tennengau) mit 4,6 Prozent. Keine Stimmen erhielt er allerdings in Thomatal, Tweng und Weißbach bei Lofer.
Van der Bellen, ja – Grün, naja
Jetzt aber zum großen Duell zwischen Alexander Van der Bellen und Walter Rosenkranz bzw. zwischen Grün und Blau: "Ausgehend vom Kandidatenfeld und der Frage, wem man dieses Amt zutraut, ist das Ergebnis für Alexander Van der Bellen nicht so hoch zu bewerten", sagt Mühlböck. Alexander Van der Bellen holt in Salzburg seinen größten Stimmenanteil in der Gemeinde Fusch, wo ihm 68 Prozent die Stimme gaben. Am geringsten war sein Zuspruch salzburgweit in Muhr (Lungau) mit 35,7 Prozent. "Ich sehe im Ergebnis kein generell positives Signal für die Grüne Partei oder Grüne Themen in Salzburg. Die Bundespräsidentenwahl ist die Wahl einer Person, nicht der Partei", sagt der Politikwissenschafter.
FPÖ-Wählerschaft zerbröckelte
Bei FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz sieht Mühlböck das anders: "Trotz des interessanten Kandidatenfeldes für diese Wählergruppe konnte Rosenkranz 17,3 Prozent holen. Das gesamte rechte Spektrum erhielt knapp 30 Prozent aller Stimmen. Das ist kein schlechtes Signal für die FPÖ", so Mühlböck. In Salzburg fuhr Rosenkranz in Muhr (Lungau) das beste Ergebnis ein (37,1 Prozent). Am wenigsten Stimmen erhielt er in Weißbach bei Lofer (8,3 Prozent).
Grosz und Staudinger
Gerald Grosz fand sein Top-Ergebnis mit 10 Prozent in Ramingstein. Sein schlechtestes Ergebnis mit einem Anteil von 0,8 Prozent gab es in Untertauern (Pongau). Heinrich Staudingers Top-Ergebnis lag in Untertauern (4,5 Prozent). In Forstau, Göriach, Kleinarl und Weißpriach gab es gar keine Stimme für ihn.
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