Energiewende
Gespräch um Geothermie und Energiegemeinschaften in Salzburg
- In Salzburg wird großteils nur die oberflächennahe Geothermie genutzt.
- Foto: Wien Energie/Johannes Zinner
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Der Ausbau erneuerbarer Energien ist derzeit in aller Munde. Vor allem die Photovoltaik boomt in Zeiten der explodierenden Strompreise. Auch Geothermie und Energiegemeinschaften sind aktuell Teil der Debatte um die Energiewende.
SALZBURG. Die steigenden Energiekosten haben im letzten Jahr sowohl Privatpersonen als auch die Wirtschaft belastet. Beinahe täglich ist daher derzeit vom Ausbau von Wasserkraft, Windkraft oder Photovoltaikanlagen die Rede. Doch was gibt es noch? In den vergangenen Wochen brachten die Salzburger NEOS Anträge zur Nutzung von Geothermie und zum Thema Energiegemeinschaften ein. Wir fragten bei der verantwortlichen Ressortleiterin, Landeshauptmann-Stellvertreterin Martina Berthold (die Grünen) nach, wie es in diesen Bereichen um Salzburg steht.
Geothermie
Eine erneuerbare Energiequelle, die bislang in Österreich wenig genutzt wird, ist die Geothermie. Im wesentlichen werden dabei zwei Formen unterschieden. Es gibt die oberflächennahe Geothermie. Hierbei bohrt man bis zu 400 Meter tief. Wärme- oder Kühlenergie, wird dann aus Gestein oder Grundwasser gewonnen. Bei der zweiten Variante bohrt man im Schnitt zwischen 2.500- und 4.500 Meter tief. In diesem Fall wird üblicherweise die Hydrogeothermie verwendet. Warmes Wasser wird aus dem tiefen Erdreich hochgepumpt und ihm wird die Wärme entzogen. Anschließend fließt das Wasser zurück in die Tiefe.
- So funktioniert eine Tiefengeothermie-Anlage
- Foto: Wien Energie/APA-Auftragsgrafik
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NEOS Salzburg Energiesprecherin Liesl Weitgasser betont, dass die Geothermie Salzburg sehr zugutekommen könnte. Darum hat man auch kürzlich einen Antrag dazu im Landtag eingebracht.
„Diese Form der Energiegewinnung bringt unserem Bundesland sehr viel. Denn Betriebe oder Wohnhäuser mit hohem Stromverbrauch könnten sich diese Energie zunutze machen, indem sie mittels Geothermie CO2-frei heizen und mit Strom versorgen. Daher fordern wir NEOS in unserem Antrag eine Prüfung möglicher Standorte, oberflächennahe sowie tiefe Geothermie Bohrungen durchzuführen. Ebenso fordern wir Geothermie Projekte im gesamten Bundesland zu starten, um die Klimaziele 2030 zu erreichen", so Liesl Weitgasser.
Stand der Dinge
Wir fragten beim Büro von Landeshauptmann-Stellvertreterin Martina Berthold (Die Grünen) nach, wie es um die Geothermie in Salzburg bestellt ist.
Folgende Antwort erhielten wir: "Die oberflächennahe Geothermie wird in Salzburg in Form von Wärmepumpen zur Beheizung und Warmwasserbereitung sehr häufig genutzt. Was die tiefe Geothermie betrifft, so wird diese in Salzburg derzeit nur in den vorhandenen Thermen genutzt. Das Potenzial für Geothermie in Salzburg ist sehr beschränkt. Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit OÖ und dem bayrischen Grenzraum Geothermievorkommen auf bayrischer Seite gemeinsam zu nutzen, wenn dies technisch und wirtschaftlich möglich ist und zu einer Win-Win Situation für alle Seiten führt. Eine Studie dazu wurde gerade gemeinsam begonnen."
Förderung von Energiegemeinschaften
Ein weiterer, derzeit viel diskutierter Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit und Klimaneutralität sind Energiegemeinschaften. Dabei schließen sich mehrere Personen zusammen, um gemeinsam Strom für den eigenen Verbrauch zu produzieren. Alles, das man darüber hinaus produziert, wird ins Netz eingespeist. Dafür müssen die Mitglieder der Energiegemeinschaft am selben regionalen Stromnetz hängen.
„Der große Vorteil an Energiegemeinschaften ist, dass mehrere Menschen gemeinsam in eine Anlage zur Energiegewinnung investieren können. Die gesetzliche Grundlage dafür gibt es österreichweit seit ungefähr einem Jahr“, erklärt NEOS Energiesprecherin Liesl Weitgasser.
- Für NEOS Landtagsabgeordnete Liesl Weitgasser (Neos) ist es klar, dass man beim Ausbau erneuerbarer Energien in Salzburg den Turbo zünden muss.
- Foto: Neos
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Die Gründung einer solchen Energiegemeinschaft bringt jedoch viele Herausforderungen mit sich. So muss die Gemeinschaft als juristische Person mit mindestens zwei Mitgliedern gegründet werden und die vertragliche Ausgestaltung ist sehr umfangreich. Dabei stellen sich fragen rund um die Vertretung der Gemeinschaft nach außen, Rechte und Pflichten der Teilnehmer, die Kostentragung im Bezug auf Anlagen und Haftungsfragen und Anteile am erzeugten Strom.
Als ein Pionierprojekt heben sowohl die NEOS als auch das Büro von Martina Berthold das im Bau befindliche Mini-Wasserkraftwerk am Almkanal der "Ökostrombörse Salzburg" hervor. Bis zu 200 Privathaushalte sollen durch dieses Energiegemeinschaftsprojekt mit Strom versorgt werden. Die Inbetriebnahme soll bereits im Februar oder März 2023 erfolgen. Beteiligen können sich laut der "Ökostrombörse" alle Haushalte, die über das Umspannwerk Hagenau ihren Strom beziehen. Hierbei wird derzeitigen Einschätzungen zufolge zumindest 50 Prozent des Bedarfs dieser Haushalte gedeckt.
Energiegemeinschaften in Salzburg
In Salzburg bietet das SIR - Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen im Auftrag des Landes Salzburg konkrete Informationen und Beratungen an. Trotzdem birgt das ganze Unterfangen viele Herausforderungen und Hürden. „Damit ein Ausbau von erneuerbaren Energien schneller und unkomplizierter ermöglicht wird, braucht es im ganzen Bundesland Salzburg mehr Unterstützung für die Gründung von Energiegemeinschaften“, fordert Liesl Weitgasser von den NEOS.
- Beim Gespräch im Studio der RegionalMedien Sprach Martina Berthold erst vor kurzem über den Ausbau erneuerbarer Energien in Salzburg.
- Foto: Stefan Schubert
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Laut dem Büro von Landeshauptmann-Stellvertreterin Martina Berthold ist das Interesse an Energiegemeinschaften derzeit groß. Neben Betrieben und Privatpersonen sind es vor allem Gemeinden, die Interesse daran haben, Energiegemeinschaften zu gründen, beziehungsweise daran teilzunehmen. Mit Stand Jänner 2023 soll es konkret neun erneuerbare Energiegemeinschaften in Salzburg geben. Viele weitere befinden sich am Weg und haben beispielsweise bereits den notwendigen Rechtsträger gegründet. Energiegemeinschaften werden vor allem durch geringere Netzgebühren gefördert. Das Land Salzburg unterstützt auch in Form einer kostenfreien Beratung zu den technischen, wirtschaftlichen, organisatorischen und rechtlichen Rahmen. Landeshauptmann-
"Die Energiewende können wir nur gemeinsam schaffen. Dafür müssen wir unsere eigenen nachhaltigen Ressourcen nutzen. Für den Ausstieg aus den Fossilen sind Energiegemeinschaften gerade für Gemeinden und Betriebe ein guter Weg."
Martina Berthold, Landeshauptmann-Stellvertreterin
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