Gewalt an Frauen
Land kauft Frauenhaus im Pinzgau

Landesrätin Andrea Klambauer mit neuem Frauenhaus in Saalfelden. | Foto: Foto: Land Salzburg/Franz Neumayr
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Zum ersten Mal kauft das Land Salzburg ein Frauenhaus – und zwar im Pinzgau. Insgesamt wird das Projekt 1,5 Millionen Euro kosten. 750.000 Euro konnten über EU-Mittel gesichert werden.

SALZBURG. 843.000 Menschen haben in Österreich in den vergangenen fünf Jahren Gewalt erlebt, 73 Prozent der Betroffenen haben keine Anzeige erstattet – das zeigen die Zahlen von Statistik Austria. Im Jahr 2019 fanden 1.214 Personen im Gewaltschutzzentrum Salzburg Zuflucht, 1.055 von ihnen waren Frauen oder Mädchen. Die Opfer erlebten psychische und körperliche Gewalt. „Diese Zahlen machen uns sehr betroffen. Darum setzen wir aktuell wichtige Schritte im Bereich des Gewaltschutzes“, sagt die zuständige Landesrätin Andrea Klambauer (Neos).

Hilfe suchen und finden

Betroffene Salzburgerinnen steht Hilfe in vier unterschiedlichen Institutionen offen: in Gewaltschutzzentren, über den Frauennotruf, die Helpline "sexuelle Belästigung" oder in Frauenhäusern. Die Frauenhäuser in Salzburg (Stadt Salzburg, Hallein und Pinzgau) sind Vereine und werden durch finanzielle Unterstützung des Landes und der Gemeinden sowie durch private Spenden und Beiträge der Frauen selbst finanziert. 1,5 Millionen Euro kommen dabei vom Land. 32 Plätze gibt es aktuell in ganz Salzburg (ohne Kinder), 19 davon in der Landeshauptstadt, acht in Hallein und fünf im Pinzgau.

In einem dieser Wohnblöcke werden die Wohnungen des Pinzgauer Frauenhauses integriert sein.  | Foto: GSWB
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Land kauft Frauenhaus unterstützt durch EU-Mittel

Anders soll das im neuen Frauenhaus in Saalfelden geregelt werden: "Zum ersten Mal werden wir als Land Salzburg ein neues Frauenhaus kaufen. Insgesamt wird das Projekt 1,5 Millionen Euro kosten. 750.000 Euro – also die Hälfte der Projektkosten – konnten wir uns über EU-Mittel sichern", sagt Klambauer. 

Sechs Wohnungen ab 2021 bezugsfertig

2021 soll das Frauenhaus bezugsfertig sein. Noch heuer wird mit dem Bau begonnen werden. "Im Neubauprojekt in Saalfelden werden sechs Wohnungen für fünf Frauen und deren Kinder zur Verfügung stehen sowie ein Gemeinschaftsraum mit Beratungsbereich", erklärt die Landesrätin. Nötig wird der Neubau, weil das aktuelle Frauenhaus im Pinzgau nicht mehr dem Standard entspreche. "Die Betreuerinnen im Pinzgau sind sehr stark in der Beratung und Betreuung der Frauen und ihrer Familie. Jetzt soll auch das Wohnumfeld verbessert werden", so Klambauer.

Höhere Mindestsicherung durch Wohnung statt Wohngemeinschaft

Da das neue Frauenhaus aus einzelnen Wohnungen besteht, zählt das Umfeld nicht mehr wie vorher als Wohngemeinschaft – "das ist wichtig, weil sich die Wohnform auf die Mindestsicherung auswirkt. Die Frauen bekommen künftig etwas mehr finanzielle Unterstützung", so die Landesrätin. 

Sichtbar im Zentrum der Gesellschaft

Generell habe sich an den Konzepten der Frauenhäuser seit den 80er-Jahren nichts mehr geändert. Das neue Haus in Saalfelden werde nun einen neuen Weg einleiten. "Früher waren die Adressen der Frauenhäuser wegen des Schutzaspektes geheim. Heute ist das wegen Sozial-Media und der Geodatenübermittlung über z.B. Smartphones nicht mehr möglich. Daher wird das neue Haus in Saalfelden ins Zentrum der Gesellschaft rücken und sichtbar gemacht werden", sagt Landesrätin Klambauer. 

Foto: GSWB

Geschützte Wohnung im Lungau soll kommen

Als nächster Schritt soll eine geschützte Wohnung für Frauen mit Gewalterfahrung im Lungau gesucht werden. "Wir schauen uns bereits um. Es gibt im Lungau günstigen Wohnraum, daher werden wir sicher etwas passendes finden", sagt Klambauer.

Frauenhäuser nie ausgelastet – mehr Bedarf bei Übergangswohnungen

Generell sieht die Landesrätin für Salzburg den größten Bedarf nicht in Frauenhausplätzen sondern in Übergangswohnungen. "In meiner Zeit als Landesrätin waren die Frauenhausplätze noch nie voll ausgelastet. Die Anzahl passt für das Bundesland. Wichtig wären Übergangswohnungen, die nicht nur im Fokus von Gewaltopfern stehen. Dabei handelt es sich um Wohnungen für Frauen nach der Scheidung, oder in schwierigen Lebenssituationen, die günstigen Wohnraum auf Zeit mit psychosozialer Betreuung brauchen", erklärt Klambauer. Aktuell gibt es 15 solcher Übergangswohnungen, allerdings alle in der Landeshauptstadt. 

Landesrätin Andrea Klambauer (li.) und Referatsleiterin Karoline Brandauer mit dem Plan für das neue Frauenhaus. | Foto: Land Salzburg/Franz Neumayr
  • Landesrätin Andrea Klambauer (li.) und Referatsleiterin Karoline Brandauer mit dem Plan für das neue Frauenhaus.
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Zur Sache:

Grundsätzliche Infos zu Frauenhäusern:
Frauenhäuser bieten Schutz und Unterkunft für Frauen und Kinder, die von physischer, psychischer oder sexueller Gewalt in Beziehungen (Ehe, Lebensgemeinschaft, Familie, soziales Umfeld) betroffen sind. Jede Bewohnerin wird von während ihres Aufenthaltes im Frauenhaus betreut. Die maximale Aufenthaltsdauer beträgt ein Jahr und ist abhängig von der Situation und Problemlage der betreffenden Frau und ihrer Perspektive. 
Die Mitarbeiterinnen in Frauenhäusern unterstützt bei der Entscheidungsfindung und begleitet auf dem persönlichen Weg zum definierten Betreuungsziel.

Kampagne "Gewaltfrei leben"
„Gewaltfrei leben“ heißt die neue Kampagne der Salzburger Landespolitik und Wirtschaft, die landesweit Informationen leicht zugänglich machen soll. In 100 Spar-Märkten im Land werden Broschüren aufgelegt, wo man Infos und Beratung bei Gewalterfahrungen findet. „So erreichen wir sehr viele Salzburgerinnen und Salzburger der verschiedensten Altersgruppen und das sehr niederschwellig“, sagt Landesrätin Andrea Klambauer.

Mehr zum Thema erfahren:
Hier finden Sie Hilfe, Schutz und Beratung bei Gewalt
"Für Frauen und Kinder ist der gefährlichste Ort die Familie"
"Gewalt an Frauen und Mädchen ist eine untolerierbare Straftat"
"Hier wird Gewalt nicht geduldet"

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