Sozialbericht 2020
Salzburg Sozialsystem im Belastungstest

Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn und Andreas Eichhorn, Leiter Abteilung für Soziales
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2020 gab es weniger Mindestsicherungsbezieher und weniger Bewohner in den Seniorenhäusern dafür mehr Kinder und Jugendliche in Erziehungshilfen.

SALZBURG. Das Salzburger Sozialsystem wird in der Corona-Krise einem Belastungstest unterzogen. Hohe Arbeitslosenzahlen, überlastete Mitarbeiter in der Pflege und der Drahtseilakt zwischen Schutz der Gesundheit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben forderten die Gesellschaft. Der Sozialbericht für das Jahr 2020 zeigt, wo das Budget von 439,2 Millionen Euro angekommen ist. 

16 Millionen Euro vom Budget nicht ausgeschöpft

Rund ein siebtel des gesamten Landeshaushalts standen im Jahr 2020 dem Bereich Pflege und Betreuung zur Verfügung. Das waren um 18 Millionen Euro mehr als im Jahr davor. Nach Rechnungsabschluss steht fest, dass 16 Millionen Euro aus diesem Budget nicht ausgeschöpft wurden und zurück in den allgemeinen Haushalt geflossen sind. 

Sozialbericht (Stand 2021): Gesamtauszahlungen für Soziales | Foto: Land Salzburg/Grafik
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Seit vier Jahren Rückgänge bei Mindestsicherungsbezieher

Die Auswirkungen der Pandemie schlagen dort also nicht finanziell zu Buche. "Wir hatten damit gerechnet, dass – mit einer zeitlichen Verzögerung – mehr Salzburger um Mindestsicherung* ansuchen würden müssen. Das war allerdings nicht der Fall", sagt Andreas Eichhorn, der Leiter der Sozialabteilung des Landes. "Die Zahl der unterstützen Personen geht seit Jahren kontinuierlich zurück." 2020 waren es um 6,3 Prozent weniger Menschen, als noch im 2019. Obwohl die Beratungstermine in der Krise mehr geworden seien, gehe der Anspruch auf Mindestsicherung der ansuchenden Personen zurück, so Eichhorn.
*Die bedarfsorientierte Mindestsicherung heißt seit 1. Jänner 2021 Sozialunterstützung 

"Wir gehen davon aus, dass die sozialpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung in der Krise geholfen haben und daher weniger Menschen Anspruch auf Mindestsicherung haben."
Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.

Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn
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Über Mindestsicherung unterstütze Personen nach Bezirken im Jahresdurchschnitt (2020):

  • Stadt Salzburg: 4.177 Personen; -58 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Tennengau: 558 Personen; -9,4 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Flachgau: 1.097 Personen; -4,5 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Pongau: 501 Personen; -7,9 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Lungau: 95 Personen; -2,1 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Pinzgau: 772 Personen; -8,3 Prozent im Vergleich zu 2019

Sozialbericht (Stand 2021): Bedarfsorientierte Mindessicherung | Foto: Land Salzburg/Grafik
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Stadt Salzburg: 27 von 1.000 Personen werden finanziell unterstützt 

In allen sechs Salzburger Bezirken bezogen weniger Personen Mindestsicherung, wobei der Rückgang im Bezirk Tamsweg mit 2,1 Prozent am geringsten und im Bezirk Hallein mit 9,4 Prozent am höchsten ausfiel. In der Stadt Salzburg wurden 27 von 1.000 Personen finanziell unterstützt. Dies ist ein deutlich höherer Wert als in den anderen Bezirken. Hier bezogen je 1.000 Einwohner zwischen fünf (Tamsweg) und neun (Hallein) Personen Bedarfsorientierte Mindestsicherung. 

In den vergangenen Jahren wurde die Mindestsicherung stärker von Frauen bezogen. Der Rückgang von 2019 auf 2020 fiel bei Frauen mit 6,2 Prozent allerdings ähnlich hoch aus wie bei Männern mit 6,3 Prozent. 

"Bei der Finanzkrise 2008 ist die Zahl der Leistungsbezieher in der Mindestsicherung erst stark verzögert angestiegen. Warum die Pandemie nicht denselben Effekt hatte, analysieren wir im Herbst bei einer Tagung." 
Andreas Eichhorn, Leiter der Sozialabteilung des Landes 

Andreas Eichhorn | Foto:  Land Salzburg/Neumayr
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10 Prozent weniger Menschen in der Grundversorgung

Die unausgegebenen 16 Millionen Euro lassen sich freilich nicht bloß auf die Mindestsicherung zurückführen, ein großer Teil sei es aber schon, sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn: "Die Bezieher der bedarfsorientierten Mindestsicherung sind ebenfalls zurückgegangen (-6,3 Prozent), wie auch die Anzahl der Leistungsbezieher in der Grundversorgung (-9,9 Prozent) sowie die Anzahl der Bewohner in den Seniorenwohnheimen (-5 Prozent). Wegen der Besuchsverbote entschieden sich mehr Salzburger, ihre Angehörigen Senioren Zuhause zu betreuen." Mehr Geld hab man dafür in der Behindertenhilfe sowie in der Kinder- und Jugendhilfe ausgegeben, so Schellhorn. 

Leistungsbeziehende in der Grundversorgung (Flüchtling) nach Bezirken (2020):

  • Stadt Salzburg: 570 Personen; -7,3 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Tennengau: 38 Personen; -28,3 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Flachgau: 222 Personen; -15,3 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Pongau: 128 Personen; +19,6 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Lungau: 20 Personen; -74 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Pinzgau: 266 Personen; +0,8 Prozent im Vergleich zu 2019 
Sozialbericht (Stand 2021): Unterbringung im Rahmen der Grundversorgung | Foto: Land Salzburg/Grafik
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Anzahl der Bewohner von Seniorenwohnhäusern nach Bezirken (2020):

  • Stadt Salzburg: 1.171; -5,1 Prozent im Vergleich zu 2019
  • Tennengau: 515 Personen; -0,4 Prozent im Vergleich zu 2019 
  • Flachgau: 1.085 Personen; -6,9 Prozent im Vergleich zu 2019 
  • Pongau: 798 Pers.; -2,4 Prozent im Vergleich zu 2019 
  • Lungau: 220 Personen; -4,3 Prozent im Vergleich zu 2019 
  • Pinzgau: 785 Personen; -6,5Prozent im Vergleich zu 2019 
    = Das sind landesweit -4,8 Prozent im Vergleich zu 2019.
Sozialbericht (Stand 2021): Pflege und Betreuung | Foto: Land Salzburg/Grafik
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Unterstützte Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen (2020):

  • Stadt Salzburg: 986 Personen; -0,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019
  • Tennengau: 332 Personen; +3,1 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 
  • Flachgau: 623 Personen; +2,8 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 
  • Pongau: 394 Personen; +1 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 
  • Lungau: 82 Personen; +2,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 
  • Pinzgau: 444 Personen; -1,8 Prozent im Vergleich zu 2019 

Dafür wurde das Sozialbudget ausgegeben:

Von den Ausgaben des Budgets entfielen auf die fünf Kernbereiche 417,6 Millionen Euro wie folgt: 

  • Neun Prozent der Gesamtauszahlungen in den Kernbereichen entfielen auf die Mindestsicherung. Mit diesen Ausgaben wurden Personen unterstützt, die den Lebensunterhalt und das Wohnen nicht alleine bestreiten konnten.
  • Auf den Bereich der Pflege und Betreuung entfielen 49 Prozent der Gesamtauszahlungen. Der Großteil dieser Ausgaben floss in die Unterbringung von pflegebedürftigen Personen in Senioren-Wohnhäusern sowie in die mobile Betreuung (Haushaltshilfe und Hauskrankenpflege) für Personen, die zuhause gepflegt werden.
  • Mit einem Anteil von mehr als 27 Prozent an den Gesamtauszahlungen wurden in der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen vor allem Wohneinrichtungen und Ausbildungs-, Arbeits- und Werkstättenplätze finanziert. Daneben gibt es noch Leistungen in verschiedensten Lebensbereichen: etwa Heilbehandlungen, Schultransporte sowie verschiedene Projekte zu Förderungen der Inklusion und Teilhabe.
  • 12 Prozent der Auszahlungen in den Kernbereichen entfielen auf die Kinder- und Jugendhilfe. Um Familienstrukturen zu stabilisieren, floss ein Teil der Gesamtauszahlungen in die Unterstützung der Erziehung. Den größten Teil der Auszahlungen betraf die Bereitstellung von Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche, die nicht in ihrer Herkunftsfamilie verbleiben konnten. Weiteres wurden diverse Angebote im Bereich der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe (Streetwork, Jugendnotschlafstelle etc.) finanziert.
Sozialbericht (Stand 2021): Kinder und Jugendliche in Erziehungshilfe | Foto: Land Salzburg/Grafik
  • Sozialbericht (Stand 2021): Kinder und Jugendliche in Erziehungshilfe
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  • Der Bereich der Grundversorgung nahm 2020 einen Anteil an den Gesamtauszahlungen von 3 Prozent ein. Damit wurde die Grundversorgung (Unterkunft, Versorgung, Beratung, Betreuung) der Leistungsbeziehenden ebenso sichergestellt wie die Instandhaltung von organisierten Quartieren für diese Zielgruppe.

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