Sommergespräch
"Salzburgs Mieten sinken erstmals"
Landesrätin Andrea Klambauer spricht im Sommergespräch über Mietpreissenkung, neue Bautypen und das Ferienprogramm im Hause Klambauer.
Frau Landesrätin Andrea Klambauer, beim letzten Sommergespräch war Ihre politische Karriere noch sehr jung. Das ist jetzt über ein Jahr her. Haben Sie sich die Arbeit als Landesrätin so vorgestellt?
ANDREA KLAMBAUER: Es war ein schönes, spannendes und ereignisreiches Jahr. Schön war für mich, dass so viel weitergegangen ist in meinen Ressorts und dass ich gut in die Gestaltung gekommen bin. Ich blicke mit positiven Gefühlen auf dieses Jahr.
Bringen Sie uns beim Thema Mietpreissenkung bitte auf den aktuellen Stand.
ANDREA KLAMBAUER: Das Thema Wohnen betrifft alle Salzburger. Die steigenden Mietpreise waren stets ein Thema. Um das zu ändern, gibt es nicht nur eine Maßnahme sondern viele Stellschrauben. Wir haben in den letzten zwölf Monaten ein großes Mietensenkungsprogramm umgesetzt. Wir haben die Finanzierung dieser Bauvorhaben neu geregelt. Die günstigen Zinsen, die es aktuell gibt, geben wir direkt an die Mieter weiter. So konnten wir bis jetzt bereits 10.000 Haushalte entlasten und haben heute erstmals die Situation, dass die Mieten im geförderten Mietwohnungsbereich günstiger geworden sind. Wir sind mittlerweile beim Errichtungsjahr 2006 bis 2015 angelangt, wo es jetzt weitergeht. Insgesamt werden davon ca. 50.000 Salzburger profitieren.
Was bedeutet das konkret? Angenommen ich habe eine Nutzfläche von 65 Quadratmetern, wie viel Mietersparnis sind das?
ANDREA KLAMBAUER: Dann bleiben mir etwa 50 Euro netto im Monat mehr. Das ist spürbar und gut so.
Erst vor Kurzem haben Sie ein Maßnahmenpaket für leistbares Bauen und Wohnen mit insgesamt zehn Punkten vorgestellt. Welcher davon ist der entscheidendste für Salzburg?
ANDREA KLAMBAUER: Die aktive Bodenpolitik. Nur wenn Grundstücke zur Verfügung stehen, kann darauf leistbarer Mietwohnungsbau stattfinden. Außerdem ist mir die stärkere Förderung nachhaltiger Baustoffe, wie Beispielsweise Holz, sehr wichtig.
Es wird im Maßnahmenpaket von einem neuen Bautyp gesprochen. Was kann man sich darunter vorstellen?
ANDREA KLAMBAUER: In Salzburg werden kaum kleine Wohnungen für junge Menschen zu günstigen Mietpreisen gebaut. Speziell in diesem Sektor kann man über die Barrierefreiheit Kosten sparen. Vorraum, Badezimmer und WC brauchen viel Fläche, wenn auf Barrierefreiheit geachtet wird. Wir werden das bei diesem Bautyp reduzieren, um Kosten und Platz zu sparen.
>>HIER<< sehen Sie das Interview mit der Landesrätin als Video.
Die Grünen kritisieren im Maßnahmenkatalog genau diesen Punkt. Ist das das Ende der Barrierefreiheit im Wohnbau?
ANDREA KLAMBAUER: Nein, natürlich nicht. Das betrifft nur einen kleinen Teil der Wohnungen, eben den Wohntypen zwischen 45 bis 60 Quadratmetern.
Vergangene Woche gab es die Zusage aus Wien für zusätzliche 25 Studienplätze an der Fachhochschule (FH) in den Ausbildungsschwerpunkten Mint (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sowie Digitalisierung. Warum haben sie sich im Ressort Wissenschaft dafür eingesetzt?
ANDREA KLAMBAUER: Das war kein leichter Weg und ich freue mich sehr darüber. Wir sehen bei vielen Unternehmen, auch abseits der IT-Branche, dass das Wachstum begrenzt ist, weil es zu wenig Fachkräfte gibt. Die Jobs sind aber beliebt und die Studienplätze waren begrenzt. Das haben wir geändert.
Das Angebot an berufsbegleitenden- oder familienbegleitenden Studienrichtungen ist in Salzburg begrenzt. Ist das neue Angebot an der FH berufsbegleitend?
ANDREA KLAMBAUER: Die FH bietet viele Studiengänge berufsbegleitend an. Bei den 25 neuen Plätzen weiß ich es nicht genau. Ich nehme an, dass das in gewohnter Weise aufgeteilt wird.
Frauen sind die Verlierer am Arbeitsmarkt. Das liegt einerseits daran, dass österreichweit 47,7 Prozent der Frauen in Teilzeit arbeiten und andererseits daran, dass sie häufiger schlechter bezahlte Berufe als Männer annehmen. Berufe im Mint- und Digitalisierungsbereich sind gut bezahlt und sicher. Sollte man diese 25 Plätze für Frauen reservieren?
ANDREA KLAMBAUER: Das ist eine Sache der Freiwilligkeit, aber wir wollen jungen Mädchen aufzeigen, welche Möglichkeiten und Berufe es überhaupt gibt. Außerdem wollen wir Vorurteile abbauen. Dazu haben wir in Salzburg viele Möglichkeiten – z.B. den Girls' Day oder die Technik-Sommerwoche. Je früher sich Mädchen informieren können, desto besser.
Aktuell ist Ferienzeit. Darf ich Fragen, wer heute Ihre Kinder betreut?
ANDREA KLAMBAUER: Ich habe drei Kinder zwischen fünf und 13 Jahren, daher brauche ich dreifaches Programm. Mein Mann und ich haben mit der Ferienorganisation vor drei Monaten begonnen und waren erleichtert, als wir gesehen haben, dass sich alles ausgeht.
Die Arbeiterkammer Salzburg hat im Mai eine Studie veröffentlicht. In dieser heißt es unter anderem, dass es für rund ein Viertel aller Eltern schwierig war, im letzten Sommer die Ferienbetreuung für ihr Kind zu organisieren. Werden das 2019 weniger Eltern sagen müssen?
ANDREA KLAMBAUER: Bei den kleinen Kindern ist die Betreuung im Sommer leichter, weil die Kindergärten zunehmend geöffnet haben. Die Schwierigkeit beginnt, wenn die Kinder in die Schule kommen. Den größten ungedeckten Bedarf gibt es bei den Volksschulkindern. Hier müssen wir Angebote schaffen.
Wissen Sie wie viel die Salzburger für die Ferienbetreuung im Schnitt ausgeben?
ANDREA KLAMBAUER: Ich würde vermuten, dass es im Bereich zwischen 200 und 300 Euro liegt.
Da sind sie sehr gut dabei. Die Studie der AK sagt, dass die Eltern im Schnitt 270 Euro für die gesamte Ferienbetreuung pro Kind ausgeben müssen. Ist das zu viel?
ANDREA KLAMBAUER: Das ist ein gut vertretbares Maß. Im Bereich der Kindergärten ist der Beitrag etwas höher als unterm Jahr. Bei den Schulkindern hängt es davon ab, welches Programm man wählt. Da gibt es günstigere, von meinem Ressort geförderte Programme, aber auch teure Angebote.
Im Juni haben die Regierungsparteien das neue Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz gegen die Stimmen der Opposition durchgewunken. Wo steht man im Ablauf aktuell und wann tritt es in Kraft?
ANDREA KLAMBAUER: Am 3. Juli wurde es im Salzburger Landtag als Landesgesetz beschlossen. Jetzt liegt es für acht Wochen beim Bundesministerium. Im September soll es dann in Kraft treten.
Laut SPÖ und der Berufsgruppe funktioniere das Gesetz nur theoretisch. Es bringe qualitative Verbesserungen im Hinblick auf Dokumentation, Entwicklungsbeobachtung und Sprachstandfeststellung, praktisch sei das aber nicht umsetzbar, weil den Pädagogen keine zusätzliche Zeit dafür eingeräumt werde. Was sagen Sie dazu?
ANDREA KLAMBAUER: Die pädagogische Leitung der Kindergärten bekommt mehr Zeit zur Verfügung gestellt, um auch die Pädagogen zu entlasten. Auch die Kleinkindpädagogen bekommen mehr Zeit, die bis dato deutlich schlechtere Rahmenbedingungen hatten.
Liegt in dieser Harmonisierung der Berufsgruppe Ihrer Meinung nach die größte Errungenschaft im neuen Gesetz?
ANDREA KLAMBAUER: Ja. Alle Pädagogen erhalten die gleichen Rahmenbedingungen. Sie sind alle gleich gut ausgebildet und ihre Arbeit ist gleich wichtig, daher war mir das ein großes Anliegen. Bei den Unter-Dreijährigen gibt es Anspruch auf Vorbereitungszeit und das ist eine deutliche Verbesserung.
Die Berufsgruppe wünscht sich seit Jahren eine kleinere Gruppengröße. Dem ist man im neuen Gesetzt nicht nachgekommen. Warum nicht?
ANDREA KLAMBAUER: Wir haben schon einiges umgesetzt, aber es wird natürlich auch in Zukunft noch weitere Maßnahmen geben müssen.
Wie ist Ihre Stimmung jetzt am Ende unseres Gesprächs?
ANDREA KLAMBAUER: Sehr gut, es war ein sehr schönes Gespräch, daher 😁 und auch ein bissi so – 🌟.
Das nächste Sommergespräch findet 21. August mit Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn von den Grünen statt. Und zwar um 11 Uhr, auf meinbezirk.at/3559770.
>>HIER<< sehen Sie das Sommergespräch mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
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