SOS Kinderdorf Altmünster
30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention: SOS-Kinderdorf sieht Handlungsbedarf

Foto: Reini Lang
4Bilder

Die UN-Kinderrechtskonvention feiert 30-jähriges Bestehen – in der Umsetzung ist Österreich säumig. SOS-Kinderdorf sieht dringenden Handlungsbedarf.

ALTMÜNSTER. „Kinder und Jugendliche wissen, was sie wollen. Das zeigen sie uns aktuell etwa anhand der Fridays-For-Future Demonstrationen. Sie sind Persönlichkeiten mit eigenen Meinungen, Wünschen und Bedürfnissen. Sie zu fördern, zu schützen und zu unterstützen ist Aufgabe von uns allen. So steht es in der UN-Kinderrechtskonvention, die vor 30 Jahren unterschrieben wurde“, sagt Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf. „Das Schlagwort Kinderrechte darf dabei keine leere Worthülse bleiben. Es liegt an uns, den Kindern und Jugendlichen wirklich zuzuhören und aus ihren Forderungen auch konkrete politische Handlungen abzuleiten.“ Rund um den 30. Geburtstag der Kinderrechtskonvention gebe es von Seiten der Politik viele Versprechungen und Willensbekundungen. „Wir fordern von der zukünftigen Regierung die entsprechenden Taten. Es bedarf dringend einer umfassenden Bestandsaufnahme zur bisherigen Umsetzung der Kinderrechte in Österreich und entsprechende Nachbesserungen bei den Versäumnissen. Als Kinderrechtsorganisation wissen wir von den Baustellen, an denen es aus kinderrechtlicher Sicht noch zu arbeiten gilt“, so Christian Moser.

Chancengleichheit für alle Kinder

Ein Beispiel: Jedes Kind hat die gleichen Rechte, unabhängig davon, wo es geboren ist und wer seine Eltern sind – so sehen es die Kinderrechte vor. In der Realität sieht das allerdings anders aus. „Sozialer Status und Bildungschancen sind in Österreich nach wie vor eine Frage der Herkunft. 370.000 Kinder und Jugendliche in Österreich gelten als armutsgefährdet – sie sind häufiger einem ungesunden Wohnumfeld mit Lärm, schimmelnden Wänden oder Feinstaub ausgesetzt, können sich keine Nachhilfe leisten oder haben kein Geld für Kino oder den Sportverein. Nur 15 % von ihnen schaffen den gesellschaftlichen Aufstieg und damit den Ausweg aus der vererbten Armutsspirale“, so Moser. Und auch im Flüchtlingsbereich gebe es dringenden Handlungsbedarf. „Asylwerbende Kinder und Jugendliche sind einer Vielzahl von Diskriminierungen ausgesetzt – etwa im Bereich Schule und Ausbildung, Betreuung und in der Gesundheitsversorgung.“

Gewaltschutz und Psychosoziale Betreuung

Auch beim Thema Gewalt gibt es Handlungsbedarf: Während physische Gewalt in der Erziehung in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen ist, steigt psychische Gewalt gegenüber Kindern an – ausgelöst etwa durch Überforderung oder Unwissen über die Auswirkungen. Alarmierend hoch ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sexualisierter Gewalt im Internet ausgesetzt sind. „Laut einer Studie ist fast jedes dritte Kind betroffen. Hier muss dringend gegengesteuert werden - sowohl was die Strafverfolgung der Täter betrifft als auch bei der Prävention.“ Für Kinder, die psychosoziale Betreuung benötigen, gibt es oft zu wenig Angebote: „Therapieplätze sind rar – insbesondere auf Krankenschein. Ein flächendeckender Ausbau therapeutischer Angebote ist dringend notwendig!“, so Moser.

Interessen berücksichtigen

„Recht haben, ist Kindersache“ – unter diesem Motto veranstaltet das SOS-Kinderdorf Altmünster für seine Schützlinge eine Kinderrechte-Rallye. An acht Stationen werden unterschiedliche Kinderrechte thematisiert, erklärt und spielerisch gelernt.
Prinzipiell hält Moser fest, dass Kinder und Jugendliche mehr in politische Entscheidungsprozesse einbezogen werden müssen. „Ob Sozialhilfe NEU, die Kompetenzverschiebungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe oder die Lockerungen beim Umweltschutz im Zusammenhang mit Bewilligungsverfahren - nirgends wurde die Auswirkung auf Kinder und Jugendliche erkannt und berücksichtigt“, so Moser. SOS-Kinderdorf schlägt deshalb einen Jugend-Check Neu für alle Gesetzesvorschläge der Regierung vor: Jeder Entwurf soll von einer unabhängigen Stelle hinsichtlich seiner Auswirkungen auf Kinder geprüft werden.

Kinder beteiligen

SOS-Kinderdorf sieht es aber nicht nur als seinen Auftrag, für die Umsetzung der Kinderrechte zu kämpfen und sie selbst zu leben, es ermutigt auch alle Kinder für sich und ihre Rechte einzutreten. Der Beteiligung der jungen Menschen wird daher im SOS-Kinderdorf Altmünster viel Platz eingeräumt: mit Begegnungen auf Augenhöhe; jedes Anliegen wird ernst genommen wird und es folgt eine Rückmeldung; Kindersprecher bringen Ideen und Forderungen ins Kinderparlament ein uvm. „Durch ihr Mittun nehmen Kinder und Jugendliche ihre eigenen Fähigkeiten wahr, und so kann ein positives Selbstwertgefühl entstehen“, erläutert SOS-Kinderdorf-Leiter Gerhard Pohl.

Kinderrechte-Rallye anlässlich 30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention

„Recht haben, ist Kindersache“ – unter diesem Motto veranstaltet das SOS-Kinderdorf Altmünster für seine Schützlinge eine Kinderrechte-Rallye. An acht Stationen werden unterschiedliche Kinderrechte thematisiert, erklärt und spielerisch gelernt.

Anzeige
Am Unternehmens-Campus Alte Wagnerei ist alles angerichtet und Arbeitsträume lassen sich verwirklichen. | Foto: Alte Wagnerei
11

Neues Leben in der Alten Wagnerei
Unternehmens-Campus & Coworking-Space Gschwandt startet im Sommer 2024

Viel Geld und Herzblut steckt der Unternehmer Torsten Bammer in die Revitalisierung und Nachnutzung des Leerstandsgebäudes der ehemaligen Tischlerei bzw. Wagnerei in Gschwandt bei Gmunden. GSCHWANDT. Im Sommer 2024 werden die ersten Unternehmen, Freiberufler und Start-Ups in die Alte Wagnerei, die Geschichte wurde zum Namensgeber, einziehen. Campus: Arbeit in GemeinschaftJeder für sich, aber jeder mit jedem: Der Unternehmens-Campus in Traumlage im nördlichen Salzkammergut ist ganz auf die...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Salzkammergut auf MeinBezirk.at/Salzkammergut

Neuigkeiten aus dem Salzkammergut als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Salzkammergut auf Facebook: MeinBezirk.at/Salzkammergut - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Salzkammergut und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.