Daheim in der Welterberegion
Bürgermeister sprechen über ein Jahr "Corona"

Leopold Schilcher, Alexander Scheutz, Friedrich Posch und Egon Höll lassen das "Corona"-Jahr Revue passieren. | Foto: Wolfgang Stadler, Leger, Privat, Schöpf
  • Leopold Schilcher, Alexander Scheutz, Friedrich Posch und Egon Höll lassen das "Corona"-Jahr Revue passieren.
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Bereits seit über einem Jahr befindet sich die Welt im Ausnahmezustand. Für unsere Reportage "Daheim in der Welterberegion" haben die Bürgermeister Leopold Schilcher, Alexander Scheutz, Friedrich Posch und Egon Höll das "Corona"-Jahr Revue passieren lassen.

SALZKAMMERGUT. "In Gosau schwankt die Zahl der positiv getesteten Personen zwischen 0 und 24, das sind 1,3% der Bevölkerung. Wir blieben von größeren Infektionszahlen verschont", so Gosaus Ortschef Fritz Posch. "Leider hat sich die Zahl der infizierten in Hallstatt sowie im Bezirk Gmunden während der letzten Wochen etwas erhöht. Anfang Oktober 2020 hatten wir erstmals positiv auf COVID-19 getestete Personen in Hallstatt. Beispielsweise am 15.10.2020 waren zwei positiv auf COVID-19 getestete Personen in Hallstatt und im Bezirk Gmunden waren es 150 Personen.
Anfang November 2020 (8.11.2020) erhöhte sich die Zahl auf sieben und im gesamten Bezirk waren es 952 Personen. Die höchsten Infektionszahlen hatten wir in Hallstatt Mitte November 2020. Damals (18.11.2020) hatten wir 20 auf COVID-19 positiv getestete Personen. Im gesamten Bezirk waren es damals es 1.053 Personen", erinnert sich der Hallstätter Bürgermeister Axel Scheutz.
Bad Goiserns Bürgermeister Leopold Schilcher bezeichnet ein Jahr Corona, als Achterbahn – und zwar nicht nur der Gefühle: "Die erste Welle im Frühsommer 20 hat Goisern weitgehend verschont. Ganz anders der Herbst – hier war Goisern, im Vergleich der Gemeinden des Bezirks, gleich von Beginn der zweiten Welle an schwer betroffen. Die Fallzahlen stiegen auf über 120 und besonders das Altenheim war schwer betroffen. Dies sorgte für große Sorge und auch Angst, aber die Situation konnte dank der aufopfernden Pflege überwunden werden. Durch die Impfung im Altenheim hat sich die Lage sehr entspannt. Mittlerweile haben sich die Fallzahlen in Goisern insgesamt stabilisiert und entsprechen wieder weitgehen dem Schnitt der Gesamtbevölkerung."
"Die Zahl der Infizierten in Obertraun war fast immer sehr klein. Die ersten 8 Monate gab es überhaupt keine bekannte Infektion. Gegen Ende des Jahres ein kurzer aber deutlicher Anstieg, dann wieder ein Rückgang", so der Obertrauner Ortschef Egon Höll.

Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft

"Durch die Covid-19-Einschränkungen ist in Gosau hauptsächlich der Tourismus betroffen. Die Nächtigungszahlen sind von 2019 mit 406.000 (=Spitzenwert) auf 300.000 Nächtigungen im Jahr 2020 zurückgegangen. Das sind 25 Prozent", so Posch. Hier sei allerdings anzuführen, dass der Lockdown im März 2020 und im Herbst 2020 nicht die befürchteten großen Einbrüche brachte. "Wir sind 2020 hier mit einem blauen Auge im Tourismus davon gekommen. Der Sommer 2020 war sehr gut. Die Tourismusregion Dachstein Salzkammergut ist bei den Gästen immer noch ein sehr beliebtes und sicheres Urlaubsziel. Der Winter 2020 /2021 hat uns viele Tagesgäste in der Schiregion, auf der Langlaufloipe, auf den Spazierwegen, im freien alpinen Gelände, gebracht. Alle Hotels, Gasthäuser, Pensionen, Privatzimmer, waren geschlossen. Hier ist der wirtschaftliche Schaden sehr groß. Die Zahl der arbeitslosen Personen in Gosau ist mit 45 gemeldeten Personen zwar hoch, gegenüber Vollbeschäftigung 2020, aber der Schein trügt. Die Saisonarbeitskräfte sind nicht bei uns gemeldet und nicht in der Statistik enthalten. Positiv ist die Aktion Kurzarbeit, denn so konnten viele Betriebe ihr Stammpersonal halten."
Natürlich setzt die COVID-19-Pandemie auch der Marktgemeinde Hallstatt auch wirtschaftlich sehr zu.  "Viele Menschen wurden arbeitslos oder arbeiten seit Monaten in „Kurzarbeit“. Das bedeutet, neben dem menschlichen Leid der Betroffenen, für die Gemeinde starke Einbußen bei der Kommunalsteuer.  Da auf Grund der Gesundheits- und Wirtschaftskrise auch die Steuereinnahmen des Staates (Bund) zurückgehen, erhalten wiederum die Gemeinden weniger Ertragsteile aus den Einnahmen der Bundessteuern. Der mehrmalige Lockdown im heurigen und letzten Jahr verursacht für unsere Gemeinde auch weniger Einnahmen bei den Gemeindeabgaben (Wasser, Abwasser und Abfallentsorgung). Unsere örtlichen Tourismusbetriebe bezahlten in den letzten Jahren, auf Grund ihrer guten Auslastung, Gemeindeabgaben in beträchtlicher Höhe. Auch die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung haben sich verringert", erklärt Scheutz. Trotz der anhaltenden schweren Krise und unserer finanziell schwierigen Situation werde man sich 2021 nicht auf die Pflichtausgaben (Pflichtaufgaben) „zurückziehen“.
Die wirtschaftliche Basis in Goisern, mit ihren drei Säulen Industrie, Klein- und Mittelbetriebe im Gewerbe und Tourismusbetriebe, hat sich Schilcher zufolge als recht krisensicher gezeigt. "Aber konkret die Tourismusbetriebe und die Gastronomie haben sehr stark unter der Situation zu leiden, auch wenn hier mit viel Kreativität und Engagement (Stichwort Direktvermarktung und Lieferservice) versucht wird die Situation zu meistern."
In Obertraun ortet Höll katastrophale Auswirkungen: "Allein im Jänner und Februar 2021 hatten wir einen Nächtigungsrückgang um fast 100 Prozent, der Fahrgastrückgang am Krippenstein beträgt 75 Prozent. Einziger Lichtblick ist die Parkraumbewirtschaftung der Gemeinde mit einem starken Plus, weil im Sommer 2020 viele Ausflügler mit dem Pkw angereist sind."

Trotz Krise funktionieren

"In diese Krise hat sich gezeigt, dass wir trotzdem ein gut funktionierender Ort sind. Es gibt eine guten Grundversorgung für alle Bereiche des täglichen Lebens. Geschäfte für die Nahversorgung, medizinische Betreuung, gegenseitiges helfen in den Familien und den Nachbarn. Schade finde ich, dass in dieser Krise der Interneteinkauf über die großem Anbieter einen solchen Aufschwung erlebt hat. Leider fehlt mir die Idee, wie wir diesen Abfluss von Kaufkraft entgegen wirken können. Diese großen Unternehmen zahlen in Gosau keine Steuerung und Abgaben, machen aber ein riesen Geschäft Es gibt viele positive Initiativen mit dem Schlagwort: kaufe regional! Das ist für einen Ort langfristig sehr wichtig. Wir müssen unsere Grundversorgung in der Region erhalten", so Posch.

"Der Zusammenhalt in der dörflichen Gemeinschaft (Vereine, Organisationen, Gde) war vor der Krise gut und hat sich in der Krise auch in Obertraun neuerlich bestätigt", ergänzt Egon Höll.

Seit Ausbruch der Pandemie im März 2020 hilft die Gemeinde der Hallstätter Bevölkerung so gut man kann. "Die Obfrau des Sozialausschusses, Gemeinderätin Ulrike Hemetsberger, stellt mit ihrem Team von freiwilligen Helferinnen und Helfern betagten Mitbürgern Lebens- und Arzneimittel nach Hause zu, und kümmert sich in diesen außergewöhnlichen Zeiten um die Aufrechterhaltung unserer Aktion 'Essen auf Rädern'. Gekocht wurde im Frühjahr 2020 von Mitarbeitern des „Schülerheims der HTBLA Hallstatt“, in den Sommermonaten 2020 vom Küchenteam des Seehotels 'Grüner Baum' von Monika Wenger und seit dem zweiten Lockdown im Oktober 2020 von Markus Derbl und seinem Team des Café Derbl. Frisch gekochtes Mittagessen sieben Tage die Woche, zugestellt von Bediensteten der Marktgemeinde Hallstatt ist eine Qualität und Leistung, die uns sehr wichtig ist und die wir unter allen Umständen aufrechterhalten", erklärt Scheutz.

"Nach" Corona ein Bier genießen

Generell freuen sich die vier Ortschefs natürlich schon auf die Zeit "nach" Corona: "Ich freue mich, wenn ich am Sonntag nach der Kirche zum Kirchenwirt gehen kann und mir die liebe Wirtin oder Kellnerin ein Bier bringt. Ich freue mich auf diesen ersten Schluck. Danach möchte ich am Stammtisch einfach über viele Dinge diskutieren, aber nicht über Corona", so Fritz Posch.
Goisern lebt von seiner Geselligkeit und seinem Vereinsleben- darauf hoffe und freue ich mich am Meisten wenn dieses Leben wieder möglich sein wird", ergänzt Schilcher.
Und für Höll steht fest: "Obertraun freut sich am meisten, wenn wir wieder Veranstaltungen durchführen und besuchen können, Lokale besuchen und wieder Touristen empfangen dürfen. Wir wollen uns wieder frei bewegen können."

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