Musik und Seelsorge im Einklang
Gerhard Jessl von Bischof Manfred Scheuer zum Ständigen Diakon geweiht

Foto: Diözese Linz / Wakolbinger
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Er ist Pastoralassistent in den Traunsee-Pfarren Altmünster, Gmunden und Traunkirchen und Musikschullehrer für Schlagwerk und Schlagzeug in Gmunden: Am Sonntag, 5. September, um 18.15 Uhr wurde Gerhard Jessl von Bischof Manfred Scheuer im Linzer Mariendom zum Ständigen Diakon geweiht. Ein musikalisches Geschenk erhielt Jessl von seinem Freund Martin Grubinger, der beim Weihegottesdienst für beeindruckende Percussion-Klänge sorgte.

ALTMÜNSTER, LINZ. Die Weihe im Mariendom – und nicht mehr, wie es lange üblich war, in der eigenen Pfarre – bringt zum Ausdruck, dass der Einsatz eines Diakons nicht auf die Pfarre bzw. andere Seelsorgestellen beschränkt, sondern mit der gesamten Diözese verwoben ist. Ebenso wichtig ist die Einbindung eines neugeweihten Diakons in die Pfarre, in der er tätig ist und in der er auch meist wohnt. Diözesanbischof Manfred Scheuer feierte mit zahlreichen Gläubigen im Linzer Mariendom den Sonntagabendgottesdienst, in dem Gerhard Jessl aus Altmünster zum Diakon geweiht wurde. Mit dem Bischof feierten Generalvikar Severin Lederhilger OPraem, der Referent für Diakone Peter Schwarzenbacher, der Sprecher der Diakone Herbert Mitterlehner, Diakon Anton Birngruber, und der Pfarrer von Altmünster Franz Trinkfaß. Angehörige, Wegbegleiter – auch aus der Ökumene – und Mitglieder aus den Traunsee-Pfarren waren gekommen, um mitzufeiern. Seinen Dienst als Diakon wird der 58-jährige Gerhard Jessl vorwiegend in Altmünster ausüben.

„Trommelwirbel“ für den neugeweihten Diakon

Musikalisch gestaltet wurde der festliche Gottesdienst im Linzer Mariendom von Domkapellmeister Mag. Josef Habringer als Kantor und Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber an der Orgel. Die kirchenmusikalischen Klänge im Gottesdienst wurden durch ein eindrückliches Hörerlebnis ergänzt, das bei (Weihe-)Gottesdiensten nicht an der Tagesordnung ist: Percussionist Martin Grubinger spielte bei Gabenbereitung, Kommunion und Auszug mit fünf Musikern aus seinem „Percussive Planet Ensemble“. Sein Spiel war ein Geschenk an seinen Freund Gerhard Jessl, der selbst Schlagwerker ist und auch Schlagzeug unterrichtet. Besonders berührend: Das letzte Stück, „Number of Faith“, hatte Martin Grubingers Vater (Martin Grubinger sen.) speziell für die Diakonweihe komponiert.
Jessl und Grubinger kennen einander seit 30 Jahren, wie Martin Grubinger erzählt: „Gerhard war damals mit seinem Musikgeschäft die zentrale Anlaufstelle in Gmunden und Wien für alle Schlagzeuger in Österreich. Ich habe schon in ganz jungen Jahren Instrumente bei ihm gekauft.“ Es sei schön zu sehen, dass sein Freund als Diakon nun seine wahre Bestimmung gefunden habe, so Grubinger. „Dass wir ihn heute an seinem Festtag musikalisch begleiten durften, war eine Freude und eine Ehre.“

„Musik und Diakonat sind Dienst an der Freude“

Am Beginn des Gottesdienstes bekräftigte der Weihekandidat seine Bereitschaft zum Dienst als Diakon mit den Worten: „Hier bin ich“. Die Verantwortlichen für die Ausbildung der Ständigen Diakone, Mag.a Margarethe Birngruber-Wimmer und Anton Birngruber, bezeugten, dass der Weihekandidat gut vorbereitet ist, das Volk Gottes seine Weihe unterstützt und dass er würdig ist, die Diakonweihe zu empfangen. Hierauf wurde der Kandidat von Bischof Scheuer zum Diakon erwählt. In seiner Predigt meinte Bischof Scheuer mit Blick auf die Biografie Jessls, in der etwa das Brucknerkonservatorium, das Brucknerorchester und gegenwärtig das Landesmusikschulwerk als Stationen aufscheinen: „Gerhard Jessl ist Musiker und Diakon. Die erste Liebe galt und gilt durchaus der Musik. Die Musik war dabei nicht ein Hindernis auf dem Weg des Glaubens, sondern eine Hinführung zum Diakonat. Musik kann die Schönheit und Größe des Schöpfers verkünden. Sie ist wie das Diakonat ein Dienst an der Freude, aber genauso ein Dienst an den abgründigen Erfahrungen des Lebens.“ Scheuer erinnerte an ein Bild des hl. Augustinus: Dieser spricht von „zwei Flöten mit verschiedenem Ton, aber der eine Geist bläst in beide, einer erfüllt sie beide, und sie ergeben keinen Missklang zusammen“. Beide Flöten – jene des Leidens und des Todes und jene der Hoffnung und Sehnsucht nach Auferstehung und Vollendung – sollten zusammen gespielt werden, so Scheuer.

Jessl zeigt hohes Einfühlvermögen

Musik in der und Musik für die Kirche sei immer eine ganz besondere An-Rede an den Menschen, betonte der Bischof. An Jessl gerichtet meinte er: „Gott hat sich bei deiner Berufung der ignatianischen Pädagogik bedient. In den Exerzitien geht es darum, Gottes Melodie aufzunehmen, geht es um Wissen, Gewissen und Gespür, die aus dem Dialog mit dem Schöpfer entspringen. Und Wissen, Gewissen und Gespür führen in die Verantwortung, in die Compassion, die Empathie und Einfühlung.“ Jessl habe diese Einfühlung bewiesen bei seinen Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit mit minderjährigen Flüchtlingen, mit Strafentlassenen und Häftlingen in der Justizvollzugsanstalt in Garsten genauso wie in der Krankenhausseelsorge. Scheuer wörtlich: „Musik kann als Berufungsvorgang verstanden werden, denn Musik ist auch eine heilende und therapeutische Kraft, eine schöpferische Macht zusammen mit dem Wort. Musik kann die Schönheit Gottes und des Glaubens erschließen.“

Partnerschaftlicher Umgang mit Jugendlichen

Bischof Scheuer erinnerte auch an jene Wegstrecke, die Gerhard Jessl zu den Salesianern Don Boscos geführt hatte: Ab Herbst 2013 lernte Jessl im Wiener Don Bosco Haus im Vornoviziat die Gemeinschaft besser kennen und verbrachte ein Jahr im Noviziat der Salesianer in Los Angeles, wo er in der dortigen Gemeinde und Schule als Kantor, Lektor, Musiker und Kommunionspender sowie in der Jugendarbeit tätig war. Erste und zweite Profess legte er ab, von der Ewigen Profess wurde er 2018 auf eigenen Wunsch dispensiert. Bischof Scheuer: „Von Don Bosco her dürfen wir die Nachfolge Jesu als einen Weg in die Freude, als einen Dienst an der Freude und am Leben verstehen. Spiritualität muss gegen Moralisierung die Liebe und Gnade Gottes als Vergebung und Versöhnung, als Ermächtigung der Freiheit und Liebe des Menschen zur Geltung bringen.“ Jessl habe als Lehrlingsausbildner, Jugendleiter, Orientierungstagleiter und in der Firmvorbereitung junge Menschen begleitet. Er habe diese Begleitung als Da-Sein für und Dabei-Sein mit jungen Menschen im Sinne der Pädagogik Don Boscos verstanden: als einen partnerschaftlichen Umgang mit Jugendlichen, der von gegenseitigem Vertrauen und ehrlichem Interesse an den jungen Menschen geprägt sei, so Scheuer.

"Vagabund zwischen Lebenswelten"

Gerhard Jessl sei in seinem Leben schon viel herumgekommen; auch Glaube und Kirche würden heute vielfach „unterwegs“ gefunden, betonte der Bischof. Gerade Diakone seien „Pilger und Kundschafter zwischen den Lebenswelten, zwischen Jungen und Alten, zwischen Kulturen und Milieus, die sich in unserem Land oft auf kleinsten Raum zusammenfinden, zwischen Einheimischen und Zugereisten.“ Menschen gingen nicht aus bloßer Neugier und Abenteuerlust von zu Hause weg: „Fremde, Asylwerber, Flüchtlinge, Migranten sind nicht selten Entwurzelte, Rechtlose, materiell Arme, von den Narben des Krieges Gezeichnete; sie flüchten, weil sie um ihr Leben fürchten müssen und vom Tod bedroht sind.“ Gastrecht, Asylrecht und Gastfreundschaft seien für die biblische Tradition insgesamt von entscheidender Bedeutung. Bischof Scheuer: „Ein Diakon ist ein Vagabund zwischen den Lebenswelten, Pilger und Kundschafter an Andersorten, Fremdorten der Kirche. Dazu gehören zwei Grundhaltungen: Beweglichkeit und Gastfreundschaft.“

Bereitschaft zum Dienst an den Menschen

Nach der Predigt von Bischof Manfred Scheuer erfolgte die Weihezeremonie. Nach der Anrufung des Heiligen Geistes in einem gemeinsamen Lied fragte Bischof Scheuer den Weihekandidaten nach seiner Bereitschaft, den Glauben in Wort und Tat zu verkünden, das Stundengebet der Kirche zu pflegen, sich für Arme und Kranke einzusetzen, Heimatlosen und Notleidenden zu helfen und so sein Leben nach dem Beispiel Christi zu gestalten. Die persönliche Antwort des Kandidaten: „Ich bin bereit“. Der unverheiratete Weihekandidat versprach auch, der Lebensform der Ehelosigkeit treu zu bleiben. Danach legte Gerhard Jessl sein Gehorsamsversprechen gegenüber dem Bischof und seinen Nachfolgern ab.

Zeichen der Hingabe, Bereitschaft und Demut vor Gott

Während der Heiligenlitanei, in der die Heiligen von der Gottesdienstgemeinde als Fürsprecher und Helfer angerufen wurden, lag der Weihekandidat ausgestreckt auf dem Boden der Altarinsel – als Zeichen der Hingabe, Bereitschaft und Demut vor Gott.
Danach empfing der Kandidat kniend die Weihe durch Handauflegung und Gebet von Bischof Manfred Scheuer. Im Weihegebet heißt es: „Sende auf ihn herab, o Herr, den Heiligen Geist. Seine siebenfältige Gnade möge ihn stärken, seinen Dienst getreu zu erfüllen. Das Evangelium Christi durchdringe sein Leben. Selbstlose Liebe sei ihm eigen, unermüdliche Sorge für die Kranken und Armen. Mit Würde und Bescheidenheit soll er allen begegnen, lauter im Wesen und treu im geistlichen Dienste. In seinem Wirken sollen deine Weisungen aufleuchten; das Beispiel seines Lebens soll die Gemeinde auf den Weg der Nachfolge führen. So bezeugt er wahrhaft den Glauben und bleibt bis ans Ende fest in Christus verwurzelt.“

Andere Diakone begrüßten Neugeweihten

Anschließend halfen die Diakone Peter Schwarzenbacher und Herbert Mitterlehner ihrem neugeweihten Mitbruder beim Anlegen der Stola, die von Diakonen quer über der Brust getragen wird. Danach überreichte Bischof Manfred Scheuer dem neugeweihten Diakon das Evangeliar mit den Worten: „Empfange das Evangelium Christi: Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben, was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben.“ Der Bischof sprach dem neugeweihten Diakon den Frieden zu und besiegelte damit seine Aufnahme in das neue Amt. Auch die anderen Diakone begrüßten den Neugeweihten mit dem Friedensgruß als Zeichen der Brüderlichkeit und Verbundenheit im gemeinsamen Dienst.

Ständiger Diakonat

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) ist das Diakonenamt nicht mehr vorwiegend eine Station auf dem Weg zum Priesteramt, sondern steht auch (verheirateten) Männern offen, die „ständig“ Diakone bleiben wollen – daher die Bezeichnung „Ständige Diakone“. Die Aufgaben sind die gleichen: Diakone assistieren dem Priester in der Messe, verkünden das Evangelium und dürfen predigen. Sie können die Taufe spenden, Trauungen und Begräbnisfeiern leiten, Wortgottesdienste feiern und Segnungen spenden. In der Liturgie sind Diakone an der quer über der Brust getragenen Stola zu erkennen. Zum spezifischen Profil eines Diakons gehört der Dienst an den Armen und Benachteiligten. Die soziale Dimension von Kirche ist somit stark mit dem Dienen und Helfen – dem diakonalen Amt – verbunden. In diesem Dienst liegt auch der Ursprung des Diakonats: In der Apostelgeschichte der Bibel ist nachzulesen, dass sieben Diakone, unter ihnen Stephanus, ausgewählt wurden, um für die benachteiligten Witwen der Gemeinde zu sorgen.
Bei verheirateten Bewerbern zum Diakonat ist die Zustimmung der Ehefrau Voraussetzung für die Weihe. Häufig sind die Ehefrauen wie ihre Männer kirchlich sehr engagiert. Immer wieder wird auch das Diakonat für Frauen diskutiert bzw. gefordert – und diese Forderung ist historisch begründet: Es gab in der Kirche immer wieder Diakoninnen. Papst Franziskus hat eine Studienkommission für das Frauendiakonat eingesetzt.

144 Ständige Diakone in der Diözese Linz

Mit dem Neugeweihten gibt es in der Diözese Linz 144 aktive Ständige Diakone. Sie sind vielfach unterstützt und begleitet von ihren Frauen. Mehrmals im Jahr kommen die Diakone und ihre Ehefrauen bei Vernetzungstreffen zum Austausch und zur inhaltlichen Auseinandersetzung zusammen. Der Sprecher der Diakone aus jeder Diözese vertritt die Anliegen der Diakone bei der „ARGE Diakone Österreichs“. Grundvoraussetzung für die Zulassung zur Ausbildung zum Diakonat sind eine bereits bewährte diakonale Lebenspraxis in Beruf und Familie sowie die mehrjährige Verwurzelung in einer Pfarrgemeinde bzw. kirchlichen Gemeinschaft. Als theologische Grundqualifikation ist der „Berufsbegleitende Theologische Lehrgang“ an der Katholischen Privat-Universität Linz bzw. der „Theologische Fernkurs“ erforderlich. Der berufsbegleitende diözesane Ausbildungsweg dauert mindestens dreieinhalb Jahre. Den laufenden Vorbereitungslehrgang besuchen sieben Kandidaten, ein neuer Lehrgang beginnt mit Jänner 2022.

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