Lokalaugenschein im Salzkammergut
Gletscher als Indikatoren der drohenden Klimakrise
Bei einem Lokalaugenschein beim Dachsteingletscher machten sich Landesrat Rudi Anschober, Helga Kromp-Kolb (Meteorologin und Klimaforscherin), Werner Steinecker (Generaldirektor Energie AG) und Klaus Reingruber (Meteorologe BlueSky Wetteranalysen) ein Bild der Situation.
SALZKAMMERGUT. Nicht nur die Eisschilde in Grönland und der Antarktis schmelzen. Auch die Gletscher verloren weltweit seit 1961 in Summe mehr als 9.000 Mrd. Tonnen Eis. Allein diese Gletscherschmelze ließ den Meeresspiegel um 2,7 Zentimeter ansteigen. Global gesehen hat in den vergangenen 30 Jahren der Massenverlust der Gletscher deutlich zugenommen: Derzeit verlieren die Gletscher weltweit 335 Mrd. Tonnen Eis pro Jahr. Diese Schmelze trägt jährlich zu einem Anstieg des Meeresspiegels um knapp einen Millimeter bei. Damit macht das geschmolzene Eis der Gletscher 25 bis 30 Prozent des aktuellen Anstiegs des globalen Meeresspiegels aus.
Höhere Temperaturen, weniger Niederschlag
Gletscher sind die Fieberthermometer unseres Planeten, haben aber auch andere wesentliche Funktionen, etwa im Tourismus sowie in der Wasserkraftnutzung oder als Wasserspeicher für Trinkwasser. Aus diesem Grund haben Energie AG und oö. Klimaschutzressort 2006 die gemeinsame Forschungstätigkeit von BlueSky Wetteranalysen und der Uni Innsbruck am Dachsteingletscher gestartet. Ein Blick auf das diesjährige Wetter in Oberösterreich zeigt: die Temperaturen sind stark erhöht, die Niederschlagsmengen in den vergangenen Monaten viel zu gering. Die Entwicklung ist gesamthaft dramatisch.
Gletscherschmelze am Dachstein setzt sich fort
Am Dachstein zeigen die Messergebnisse: Die Gletscherschmelze setzt sich fort. Nach dem schneereichen Winter mir Rekordwerten an bestimmten Stellen des Gletschers ist die Schneesituation ähnlich jener im vorigen Jahr. Die Rekordtemperaturen im Juni haben zu starker Schneeschmelze bzw. Verdunstung geführt, die Ausaperung ist ungefähr um eine Woche hinter dem Vorjahr. Bei ähnlichen Temperaturen wie im Vorjahr wird der Gletscher trotz starkem Winter wieder stark verlieren. Der Gletscher am Dachstein geht im Durchschnitt pro Jahr um einen Meter zurück. Seit Projektbeginn 2007 hat der Gletscher insgesamt zwölf Meter verloren – an den unteren Teilen des Gletschers waren es 30 Meter.
Gefahr für Menschen, Infrastruktur und Tourismus
"Das Schmelzen des Eises ist eines der sichtbaren Zeichen des Klimawandels. Man kann es nicht als Einzelereignis abtun, wie Überschwemmungen oder Dürren, denn große Eismassen passen sich nur langsam an veränderte Klimabedingungen an", erklärt Helga Kromp-Kolb, Meteorologin und Klimaforscherin beim Lokalaugenschein auf dem Dachstein. Und weiter: "Schrumpfende Gletscher sind aber nicht nur Indikatoren für den Klimawandel, sondern sie bergen auch lokal konkrete Gefahren: Loses Geröll, das als Steinlawine, Mure oder Steinschlag zu Tal schießen kann, und damit zur Gefahr für Menschen, Infrastrukturen und Tourismus."
Anschober: "Erfolgloser Klimaschutz in Österreich"
„Es braucht daher einen bundesweit akkordierten, engagierten Klimaschutzplan, der die Einsparungen Österreichs im Sinne des Weltklimavertrages auch realistisch erreichen lässt. Klar ist: Es darf mit dem Klimaschutz in Österreich nicht so erfolglos weitergehen wie in den vergangenen Jahren: Wurden innerhalb der EU bei den CO2-Emissionen seit 1990 um über 24 Prozent eingespart, hatte Österreich sogar einen leichten Zuwachs zu verzeichnen", so Landesrat Rudi Anschober.
Die Initiative „Klimaschutz jetzt!“ fordert ein Nachbessern in fünf konkreten Punkten:
- die Ziele des Pariser Weltklimavertrages als vorrangige Ziele in Bundesverfassung und Landesverfassungen,
- ein Energiewendegesetz mit klar festgeschriebenen Maßnahmen, um bis 2030 100% Erneuerbaren Strom und bis 2050 100% Erneuerbare Gesamtenergie zu erreichen,
- Milliardeninvestitionen in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und eine preisgünstige Österreich-Jahreskarte für den gesamten ÖV,
- Streichung der klimaschädigenden Subventionen sowie
- die Umsetzung einer Klimaschutz-Steuerreform zur Belohnung von klimaschonendem Verhalten.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.