Meinung der Leser
Leserbrief von VCÖ-Experten Michael Schwendinger
Traunseetram als Zukunftsinvestition verstehen.
GMUNDEN. Das „Jahrhundert-Projekt“ Traunseetram wird derzeit heftig diskutiert. Auslöser war ein Prüfbericht des Rechnungshofs, der dem Projekt Mängel in der Planung und Umsetzung sowie auf Unterauslastung basierende Unwirtschaftlichkeit vorwirft. Allerdings steht auch der Prüfbericht selbst in Kritik, dem Öffi-Projekt in unsachgemäßer Weise allgemeine Kosten etwa für städtische Sanierungsarbeiten oder den ohnehin notwendigen Neubau der Traunbrücke anzulasten. Drei Aspekte gehen aus Sicht des VCÖ in der Diskussion leider unter:
1) Die kritisierte Wirtschaftlichkeit hängt stark von den Fahrgastzahlen der Traunseetram ab (die im Vergleich zu früher stark gestiegen sind). Der Prüfbericht betont mehrfach die Wichtigkeit von geplanten, aber nicht ausreichend umgesetzten Attraktivierungsmaßnahmen der Traunseetram. Kein Wunder also, dass die Wirtschaftlichkeit unter den Erwartungen bleibt, wenn das Potenzial nicht ausgeschöpft wird.
2) Ohne weitere Verkehrsverlagerung vom Auto auf klimaverträglichen, leistungsfähigen Öffentlichen Verkehr, wie die Traunseetram, wird die sich rasant verschärfende Klimakrise nicht zu bewältigen sein. Bereits heute belaufen sich alleine die jährlichen Kosten für Klimawandelanpassung für die öffentliche Hand österreichweit auf eine Milliarde Euro jährlich, weitere zwei Milliarden fallen für wetter- und klimabedingte Schäden an. Dazu kommen Strafzahlungen in Milliardenhöhe, wenn Österreich die EU-Klimaziele bis 2030 nicht einhält. Es ist fraglich, ob diese verschärften Rahmenbedingungen in der bald zehn Jahre alten Kosten-Nutzen-Analyse, auf die sich der Prüfbericht bezieht, genügend Berücksichtigung fanden.
3) Infrastruktur-Investitionen im Verkehr wirken und beeinflussen unser Mobilitätsverhalten auf Jahrzehnte – was verbessert wird, wird zukünftig mehr genutzt. Jede heute gebaute Schiene oder Straße ist Teil der Verkehrsinfrastruktur im Jahr 2040 und 2050 – und bis dahin soll und muss unsere Gesellschaft bekanntlich klimaneutral sein.
Auch wenn beim Projekt Traunseetram Mängel zu konstatieren sind und die Auslastung derzeit suboptimal ist, hat die nach vorne gewandte Lektion umso mehr zu lauten: verbessern, attraktivieren und als Zukunftsprojekt verstehen.
Der Leserbrief stammt von Michael Schwendinger, VCÖ – Mobilität mit Zukunft
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