Katholische Kirche im Salzkammergut

Predigt für Sonntag, 7. Juni: "Liebe bleibt ein Geheimnis"

SALZKAMMERGUT. Vielen ist die Dreifaltigkeitskirche in Stadl-Paura bekannt – ein beeindruckender, künstlerischer Versuch, Dreifaltigkeit darzustellen: drei Kirchen in einer – mit drei Zugängen: je nach Zeitpunkt im Kirchenjahr fällt der Blick beim Betreten der Kirche zunächst nur auf Gott Vater, Gott Sohn oder Gott als Hl. Geist. Und doch betreten wir immer dieselbe Kirche – im Zentrum der Kirche werden Vater, Sohn und Hl. Geist zusammen sichtbar. Als Gläubige werden wir hier sozusagen mitten herein genommen in das für uns Menschen letztlich nicht fassbare Geheimnis Gottes.
Trotz vieler Versuche von Künstlern und Theologen, Dreifaltigkeit zu erklären, bleibt Gott ein Geheimnis. Er lässt sich von uns Menschen nie restlos zu verstehen, ganz fassen, in den Griff bekommen; kein Name, kein Bild wird ihm gerecht, er ist immer mehr, als wir verstehen können. – Aber zugleich ist er nicht abgehoben; die Bibel erzählt uns, dass Gott selbst uns mit seinem Namen auch sagt, wer er ist: er ist der, der für uns und mit uns da ist. Wir dürfen uns ihm immer wieder neu - aus unserer jeweiligen Lebenssituation heraus - nähern.
Das heutige Evangelium spricht davon, dass Gott die Welt / uns Menschen liebt. Gott, dem wir alles verdanken, hat Jesus in die Welt gesandt, „damit wir das Leben haben“, damit wir in den frohen Stunden und auch da, wo Ungerechtigkeit, Hass und Gewalt, Leid und Tod den Sinn unseres Menschseins in Frage stellen unser Leben aufgehoben wissen in Gottes Hand; Jesus ist der Weg zum Leben, von ihm dürfen wir eine Antwort auch auf die letzten und tiefsten Fragen unseres Lebens erhoffen. Im Heiligen Geist – so glauben wir – ist Gott uns Begleiter in unserem Leben; er begeistert uns neu, wo wir müde geworden sind, er lässt uns neu aufatmen, wo uns die Luft ausgeht, er treibt uns an, immer mehr unsere Fähigkeiten zu entfalten ‑ für uns selbst und füreinander.
Am heutigen Dreifaltigkeitsfest feiern wir, dass Gott sich uns in Liebe immer wieder neu zuwendet, dass er, der in sich selbst liebende Beziehung ist, uns Menschen in diese Liebe mit hineinnimmt. Und Liebe bleibt letztlich immer Geheimnis, ist nie ein offenes Buch. Liebe ist immer bezogen auf einen anderen hin, lässt Entfaltungsspielraum. Liebe meint nie: Uniformität, Vereinheitlichung. Liebe akzeptiert Buntheit, Verschiedenheit und sieht zugleich auf das Verbindende. Wie in einem Mosaik entsteht dabei aus dem Miteinander von unterscheidbaren Einzelnen ein gemeinsames Bild. - Lassen wir uns als bunte Steine hereinnehmen in dieses Bild, das Gott von dieser Welt und uns Menschen hat, weil wir dazu berufen sind, diesen liebevollen Gott in dieser Welt und für diese Welt immer neu sichtbar zu machen.

Ex 34,4b. 5-6. 8-9 / 2 Kor 13,11-13 / Joh 3,16-18

Die Predigt stammt von Martin Mitterwallner, Pastoralassistent Laakirchen