Leopold Schilcher im Interview
"Bürgermeister zu sein, ist in gewisser Weise auch ein Familienprojekt"

Leopold Schilcher übernimmt ab 9. Jänner 2020 offiziell das Amt des Bad Goiserer Bürgermeisters. | Foto: Philipp Gratzer
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Bad Goiserns Bürgermeister in spe im BezirksRundschau Interview.

BAD GOISERN. Leopold Schilcher wird ab 9. Jänner 2020 der neue Bürgermeister von Bad Goisern. Im BezirksRundschau-Interview spricht er über Beweggründe, Pläne und seine neue "alte" Heimat.

Bald steht der Bürgermeisterwechsel an. Mit welchen Gefühlen blicken Sie Ihrer Aufgabe entgegen?
Schilcher: Einerseits mit viel Respekt, andererseits mit großer Freude, die in letzter Zeit sogar noch ein Stück gewachsen ist. Denn ich durfte bereits den gesamten Oktober Bürgermeister Peter Ellmer vertreten. Dabei konnte ich einen ersten Eindruck gewinnen, wie vielfältig und interessant diese Aufgabe ist.

Bürgermeister Ellmer war zwölf Jahre lang Ortschef. Sind es große Fußstapfen, in die Sie treten?

Das sind sie zweifellos. Peter übergibt eine außergewöhnlich gut geführte Gemeinde. Alle Kennzahlen sind positiv. Vom Budget über die Wirtschaft bis zur Entwicklung der Einwohnerzahl. Dafür kann ich ihm nur danken. Genauso wie auch für die ruhige und geordnete Übergangsphase bis zu meinem offiziellen Amtsantritt am 9. Jänner 2020.

Sie kennen Ellmer schon lange, haben unter anderem mit ihm als Fraktionskollege, Vizebürgermeister und Sport- und Jugendreferenz zusammengearbeitet. Gibt es Dinge, die Sie anders als er handhaben werden?
Ich denke, es macht wenig Sinn, hier einen Gegensatz zu konstruieren. Denn jeder Bürgermeister hat neue Aufgaben zu bewältigen. Die Zukunft ist immer für Überraschungen gut. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass wir Kulturhauptstadt werden? Ich kann nur versprechen, jede Aufgabe auf Basis meiner bisherigen Lebenserfahrungen anzugehen und sie bestmöglich für Goisern zu lösen.

Apropos Lebenserfahrung: Sie kommen aus der Sozialarbeit und haben lange in Salzburg als Sozial- und Häftlingsbetreuer gearbeitet. In welchen Bereichen deiner Bürgermeistertätigkeit wird Ihnen das von Nutzen sein?
Ein wichtiger Aspekt meines Berufs war das intensive Gespräch mit den Menschen. Die Fähigkeit zu reden, genau zuzuhören und zu verstehen, ist für mich sicher ein Vorteil. Denn ein Bürgermeister soll nach meinem Verständnis vor allem auch eine persönliche Ansprechperson für die Wünsche und Probleme der Bürgerinnen und Bürger sein.

Sie sind in Goisern aufgewachsen und zur Schule gegangen. Dann waren Sie mehrere Jahrzehnte weg. Was hat Sie bewogen, in Ihre Heimat zurückzukehren.
Es waren ganz private Gründe. Meine Frau und ich haben uns um das Jahr 2000 herum entschieden, mit Blick auf eine Rückkehr in der Pension in Goisern ein Haus zu bauen. Doch dann sind wir glückliche Eltern geworden. Für uns stand sofort fest, dass Goisern für unser Kind der beste Ort ist, um glücklich aufzuwachsen.

War Ihre Familie in die Entscheidung eingebunden, Bürgermeister zu werden?

Selbstverständlich! Ohne familiären Rückhalt wäre ein Ja zu dieser Aufgabe für mich undenkbar gewesen. Bürgermeister zu sein, ist in gewisser Weise auch ein Familienprojekt.

Das Salzkammergut ist für seinen Zusammenhalt bekannt. Dafür, eine eingeschworene Gemeinschaft zu sein. Wurden Sie nach Ihrer Rückkehr noch als Einheimischer oder schon als „Zuagroaster“ gesehen?

Dieser Zusammenhalt, den man auch auf Vereinsebene sehr stark spürt, hat meinen Wiedereinstieg sogar erleichtert. Ein Beispiel: In Goisern wird die Tradition der Jahrgangstreffen sehr gepflegt. Meine ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler aus der Volks- und Hauptschule haben mich sofort als einen der Ihrigen begrüßt. Da gab es jede Menge Anknüpfungspunkte. Deshalb war für mich das Zurückkommen überhaupt kein Problem.

Jetzt zur Politik: Warum und seit wann engagieren Sie sich politisch?
Aufgrund meines Berufes lag es nahe, mich sozialpolitisch zu engagieren. Vor allem in der Wohnungslosenhilfe. Als Sozialarbeiter war ich mich mit Problemen einzelner Menschen konfrontiert. Allerdings habe ich schnell erkannt, dass vielfach auch übergeordnete Probleme bzw. Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle spielen. Aber um deine Frage konkret zu beantworten: Politisch tätig bin ich seit 30 Jahren, in der Sozialdemokratie seit ungefähr zehn.

Gibt es besondere Themen bzw. Schwerpunkte, die Ihnen als Bürgermeister besonders am Herzen liegen?
Zunächst einmal möchte ich ein Bürgermeister sein, der die Bürgerinnen und Bürger in die Entwicklung der Gemeinde miteinbezieht. Vor allem auch die Jugend. Darum werden wir bereits am 10. Jänner einen Jugendkongress veranstalten. Darüber hinaus beschäftigt mich der zukunftsorientierte Umgang mit unseren Ressourcen. Damit meine ich zum Beispiel das knappe Raumangebot und den zunehmenden Verkehr. Aber auch die Frage, wie wir den Tourismus auf angemessene und für die Goiserer verträgliche Weise entwickeln. Natürlich sind auch Sicherheit sowie die Gesundheitsversorgung wichtige Themen. Konkret werde ich mich für den Bau eines Ärztezentrums einsetzen.

Wie hätten Sie reagiert, wenn Ihnen jemand in Ihrer Jugend vorausgesagt hätte, dass Sie einmal der Bürgermeister deiner Heimatgemeinde werden?
Es hätte mich wahrscheinlich geehrt, dass man mir das zutraut. Das Bürgermeisteramt strebt man ja nicht aktiv an. Vielmehr wird man als jemand wahrgenommen, der dazu in der Lage ist. Aus den Socken gehauen hätte mich diese Vorhersage ganz sicher nicht.

Und zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Bad Goisern am Besten?
Abgesehen von der einmaligen Landschaft? Eindeutig der Sinn für Gemeinschaft, der in Goisern extrem ausgeprägt ist. Dass man genauso miteinander feiert wie man miteinander versucht, schwierige Situationen zu bewältigen.

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