Der größte Fehler ist, nichts zu tun
Ersthelfer können am Unfallort zu Lebensrettern werden – wenn sie wissen, was zu tun ist, sagt der Experte.
BEZIRK, SCHÄRDING (kpr). Etwa acht bis 15 Minuten können vergehen, bis der Notarzt am Unfallort eintrifft. In dieser Zeit kann viel passieren – "und der Ersthelfer mit nur wenigen Handgriffen Leben retten", ist sich Thomas Meindl sicher. Er ist Leiter der Anästhesie und Intensivmedizin am Landeskrankenhaus Schärding und seit 20 Jahren als Notarzt bei Unfalleinsätzen vor Ort.
"Leute, die einen Unfall miterleben, reagieren zuallererst mit Aufregung", weiß der Experte. Viele seien auch unsicher und zögern, bevor sie helfen. Aber: "Je besser man vorbereitet ist, desto weniger muss man sich fürchten", sagt Meindl. Deshalb appelliert er an alle, Erste Hilfe-Kurse zu absolvieren und diese auch immer wieder aufzufrischen.
Das rät auch Kurt Klaffenböck, stellvertretender Leiter der Rot-Kreuz-Bezirksstelle Schärding. Den Ersthelfern sollte immer bewusst sein: "Der größte Fehler, den man machen kann, ist, nichts zu tun", sagt Klaffenböck. "Wenn mit den Maßnahmen nicht begonnen wird, gibt es sicher keinen Erfolg", fügt Meindl hinzu.
Gerade in der Urlaubszeit stehen Hitze, lange Staus und damit verbundene Unfälle und Wanderunglücke an der Tagesordnung. Mehr Einsätze als im Winter sind es aber nicht, wie Meindl sagt. Denn in der kalten Jahreszeit komme es vermehrt zu Verkehrsunfällen und Stürzen auf den glatten Straßen und Wegen.
Zwölf Notärzte in Schärding im Einsatz
Das Notarztteam des Krankenhauses rückt im Durchschnitt vier Mal am Tag und zweimal nachts aus. Rund 80 Prozent der Einsätze machen internistische Notfälle, wie Herz-Kreislaufbeschwerden und Schlaganfälle aus. Die restlichen 20 Prozent sind Verkehrs- und Haushaltsunfälle sowie dergleichen.
Wird der Notruf (144) abgesetzt, schickt die Leitstelle Innviertel das nächstgelegene Rettungsmittel zum Unfallort. Je nachdem, ob es sich um einfache oder lebensbedrohliche Notfälle handelt, wird der diensthabende Notarzt zusätzlich alarmiert. Dieser rückt gemeinsam mit einem zum Notfallsanitäter ausgebildeten Rot-Kreuz-Mitarbeiter aus.
"Der Notarzt wird gebraucht, wenn vor Ort eine intensivmedizinische Versorgung gefragt ist", erklärt Meindl. Die Zusammenarbeit mit dem HÄND (Hausärztlicher Notdienst), der vor gut einem Jahr im Bezirk gestartet ist, funktioniere einwandfrei. "Wir ergänzen uns sehr gut", sagt Meindl. "Der praktische Arzt des HÄND kann den Notarzt nachalarmieren."
Notärztliche Versorgung rund um die Uhr gesichert
Sorgen in der Bevölkerung nimmt Meindl ernst. Viele seien verunsichert aufgrund der geänderten Öffnungszeiten in der Unfallchirurgie und der verkürzten Arbeitszeit für Ärzte. Aber Meindl kann beruhigen: "Die mancherorts in Frage gestellte notärztliche Versorgung im Bezirk Schärding ist durch die Fachärzte der Anästhesieabteilung des LKH rund um die Uhr gesichert." Das Notarztteam mit neun Fachärzten werde seit kurzem durch drei neue Oberärzte verstärkt.
Erste Hilfe: Maßnahmen zur Wiederbelebung
Feststellen, ob der Verunfallte ansprechbar ist. Antwortet er nicht, sofort die Maßnahmen einleiten:
- um Hilfe rufen
- Atemwege freimachen
- ist keine normale Atmung festzustellen, sofort den Notruf (144) absetzen und eventuell einen AED (Automatisierter Externer Defibrillator) holen
- Wiederbelebung: 30 Herzdruckmassagen und zwei Beamtungen
(Quelle: Springer International Publishing AG)
Erste-Hilfe-Kurse im Bezirk Schärding
Wie die Rot-Kreuz-Bezirksstelle mitteilt, starten in allen sechs Ortsstellen des Bezirks, Schärding, Andorf, Engelhartszell, Riedau, Kopfing und Esternberg, Erste-Hilfe-Kurse am 24. September um 19.30 Uhr. Nähere Informationen gibt's in der Bezirksstelle unter 07712/2131.
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