Frauen gehen mit Herzblut auf die Jagd

Annemarie Penzinger mit ihrem Jagdherren Gerhard Schmid: Im Juni 2018 hat sie ihren ersten B-Bock geschossen. | Foto: Penzinger
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BEZIRK SCHÄRDING, RAINBACH (ska). Du legst das Gewehr an. Zielst. Dein Herz rast. Du hoffst, genau zu treffen, um dem Tier kein unnötiges Leid zuzufügen. "Wenn du dieses Gefühl mal nicht mehr hast, dann brauchst du nicht mehr 'jagern' gehen, sagt mein Jagdherr Gerhard immer." Annemarie Penzinger aus Rainbach ist eine von 60 Jägerinnen im Bezirk Schärding und mit erst 23 Jahren eine der jüngsten noch dazu. Die Jagd ist für sie eine Möglichkeit, Ruhe zu finden und sich in Geduld zu üben: "Man wird richtig verbissen. Denn man sitzt sich an, wartet und wartet. Aber es wird nicht langweilig, weil du immer ein Ziel vor Augen hast." 

Heuer im April hat die 23-Jährige ihre Jagdprüfung, die sogenannte "Grüne Matura" erfolgreich abgelegt (mehr dazu unten). Sie ist eine von 27 Jungjägern, die das in Schärding geschafft haben – darunter ... Frauen. Der Bezirk Schärding folgt damit dem landesweiten Trend, dass sich immer mehr Frauen für die Jagd begeistern. Der Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr von 16 auf 20 Prozent gestiegen, wie Landesjägermeister Sepp Brandmayr und Christopher Böck, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, berichten. 

Bezirk Schärding: Seit drei Jahren immer mehr Frauen in der Jagd

In Schärding bemerkt Bezirksjägermeister Franz Stadler aus Freinberg seit drei Jahren verstärkt, dass immer mehr Frauen Interesse an der Jagd zeigen. Waren es 2015 noch 39 Jägerinnen, sind es heuer bereits 60. "Das ist eine Bereicherung für unsere Jägerschaft", ist Stadler überzeugt. "Der persönliche Einsatz der Damen ist enorm. Wenn sie sich für die Jagd entscheiden, dann sind sie mit Herzblut dabei." 

So auch Annemarie Penzinger. Zwei Freunde haben die 23-Jährige einige Male mit auf die Pirsch genommen und so ihre Leidenschaft geweckt. Mit Tieren und der Natur ist die junge Rainbacherin von klein auf verbunden. Aufgewachsen ist sie auf der elterlichen Landwirtschaft und zur Zeit studiert sie Veterinärmedizin in Wien. Beruf und Hobby kann Penzinger gut verbinden. "Es kommt bei den Kundschaften nicht schlecht an, wenn man erzählt, man ist Jägerin", sagt sie mit einem Schmunzeln. Außerdem hilft ihr der Job, mit dem Töten besser umzugehen. "Auch als Tierarzt muss man Tiere umbringen können, wenn es sein muss." 

"Versteht man den Sinn dahinter, fällt es auch leichter, das Töten zu akzeptieren."

Annemarie Penzinger (23), Jägerin aus Rainbach im Innkreis

Und dieses "Wenn es sein muss" gelte auch für die Jagd: "Es geht nicht darum, willkürlich zu töten", beschreibt die 23-Jährige. "Die Jagd hat einen Sinn. Es gibt einen Abschussplan, an den sich jeder zu halten hat. So müssen wir etwa Raubwild bejagen, damit sich Niederwild, wie Hasen und Rebhühner, wieder vermehren kann. Und wir müssen Wild schießen, um den Verbiss an Jungbäumen im Wald zu reduzieren", erklärt sie. Die 23-Jährige selbst hat seit ihrer Prüfung zwei Böcke und eine Fuchs geschossen.

Gelernt hat sie das großteils von ihrem Jagdherren Gerhard Schmid, der Penzingers großes Vorbild ist. "Er beobachtet viel, hält Ausschau nach kranken und schwachen Tieren und schießt nicht wild drauf los", sagt sie. "Außerdem tut er viel für die Hege des Waldes und hat etwa einen Weiher für Enten in seinem Revier angelegt." Das sind für die 23-Jährige die Hauptaufgaben des Jägers. "Und in all das bekommt man einen ganz anderen Einblick, wenn man selbst jagen geht", ist sie überzeugt. "Versteht man den Sinn dahinter, kann man auch das Töten akzeptieren." 

Jagdkleidung für Frauen – da gibt's Aufholbedarf

Ein weiterer Grund, weshalb sie die Jagd liebt, ist das Gemeinschaftsgefühl in der Jagdgesellschaft. "Man wird sofort gut aufgenommen", sagt Penzinger. Schiefe Blicke, weil sie als Frau zum Jagdgewehr greift, hat sie nie geerntet, wie sie sagt. Die einzige "Diskriminierung" hat Penzinger erfahren, als sie Jagdkleidung kaufen wollte. "Man glaubt gar nicht, wie schwierig es ist, hier etwas für Frauen zu finden. Da gibt's noch Nachholbedarf", sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Jagdprüfung: 27 absolvierten in Schärding "Grüne Matura"

In Schärding haben sich heuer 32 Jungjäger der einmal im Jahr stattfindenden Jagdprüfung in Schärding gestellt. 27 Prüflinge haben diese sogenannte "Grüne Matura" bestanden. In ganz Oberösterreich waren es 500 Teilnehmer, die ihr Können in Theorie und Praxis unter Beweis stellen mussten. Die Themengebiete Wildökologie, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Wildkrankheiten, Wildtierkunde, Wildbrethygiene, Waffen- und Rechtskunde, das Jagdhundewesen und der Jagdbetrieb werden in den etwa 180 Vorbereitungsstunden im Jungjägerkurs erläutert und abschließend bei der "Grünen Matura" geprüft. In den praktischen Einheiten wird unter anderem der korrekte Umgang mit der Jagdwaffe gelehrt. Die Prüfung sei eine solide Basis für den täglichen Reviergang, sagt Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Christopher Böck. Aber er legt den frisch Geprüften nahe: "Anfangs ist es wichtig, dass mit erfahrenem Jäger ins Revier zu gehen. Gerade bei der Jagd trägt man viel Verantwortung."

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