"Neben Eier, Milch und Brot gibt's auch Waffen zu kaufen"

Michael Koller mit seiner "besseren Hälfte".
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  • Michael Koller mit seiner "besseren Hälfte".
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USA, ESTERNBERG (ebd). Zudem spricht Koller über einen ungewöhnlichen Stammtisch, Grammelknödel und weshalb er sich trotz leichtem Zugang keine Waffen zulegt.

Herr Koller Sie sind seit fünf Jahren in Amerika, wie kam es dazu?
Koller: Ich und meine Frau wohnen in Alto, Bundesstaat Georgia – rund eine Stunde nördlich von Atlanta. 2011 war ich hier um bei der Firma ZF einen Prüfstand für Windgetriebe aufzustellen. Damals war eine Stelle für die Instandhaltung ausgeschrieben, auf die ich mich beworben habe. Erst war nur die Rede von einem Jahr. Uns hat es hier gut gefallen und jetzt, fünf Jahre später, sind wir noch immer hier. Wir haben uns vor zirka zwei Jahren ein Haus gekauft. Die Greencard ist beantragt, da unser Visum nur noch für drei Jahre gültig ist und wir eventuell länger bleiben wollen.

Wie oft besuchen Sie Ihre alte Heimat?
Ein mal im Jahr für rund zwei Wochen – meist zu Weihnachten. Urlaubsansprüche sind hier die ersten fünf Jahre nur zehn Tage im Jahr. Da muss man die wenigen Feiertage und Betriebsurlaube gut nutzen.

Was fehlt Ihnen am meisten?
Familie und Freunde nur wenig zu sehen ist manchmal schon schwierig. Gott sei Dank gibt es heutzutage ja gute Möglichkeiten, wie Skype und WhatsApp, um in Kontakt zu bleiben. Ansonsten sind es gewisse Speisen, die man hier einfach nicht bekommt. Einfache Dinge wie Grammelknödel, Bernerwürstel oder Mohnflesserl. Klingt komisch, ist aber so. Auch die Geselligkeit, die ein kleines Dorf wie Esternberg zu bieten hat, findet man hier nicht. Es gibt aber einen Stammtisch, den Deutsche vor Jahren ins Leben gerufen haben. Dort treffen sich dann Europäer, Amerikaner, Studenten, Jungfacharbeiter und Monteure von ZF jeden Freitag, was eine willkommene Abwechslung ist.

Wo siehen Sie den größten Unterschied zwischen den USA und Österreich?
Österreich ist reich an Geschichte, was sich auch in der Gestaltung der Städte wiederspiegelt. Hier ist alles eher monoton. Man findet den selben Aufbau von Geschäften in Georgia wie in Alaska und auf Hawaii. Auch die Handhabung von Waffen darf man natürlich nicht vergessen. Hier, speziell im Süden, hat jeder mehrere Waffen im Haus. Wenn man bei 'Walmart' einkaufen geht, kann man sich neben Eier, Milch und Brot auch eine Waffe kaufen. Wir besitzten keine Waffen, aber wie gesagt: Jagdgeschäfte gibt es überall.

Stimmt es, dass die Amerikaner eher unter sich bleiben wollen?
Wir haben anfangs in einer Wohnanlage mit rund 700 Apartements gewohnt. Nachbarn hat man so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Man bleibt hier dann eher für sich. Generell ist alles sehr weitläufig. Für ein verlängertes Wochenende fährt man hier schon mal einfach fünf Stunden.

Wie haben Sie die Präsidentenwahl erlebt?
Das Land an sich ist sehr zwiegespalten. Wir leben in einem eher repulikanischem Staat, wo jedem die Freiheit sehr heilig ist. Diese Wahl und das Ergebnis basierte auf der Unzufriedenheit und dem Wunsch nach Wandel, was man auch in Österreich und Deutschland beobachten kann. Viele Amerikaner mit denen wir gesprochen haben, haben ihre Entscheidung nach dem Motto 'welcher Kandidat ist das geringere Übel' getroffen.

Wenn Sie hätten wählen dürfen, wen hätten Sie gewählt – und warum?
Ich hätte Hillary Clinton gewählt. Da ich im Bereich der erneuerbaren Energien arbeite und Donald Trump bekanntlich nicht an den Klimawandel und damit verbunden Maßnahmen glaubt, wäre das für mich eine Gefährdung meines Arbeitsplatzes gewesen. Auch allgemein vertritt Hillary viel mehr die europäischen Ansichten als Trump.

Wie ist die aktuelle Stimmungslage?
Die Leute hier sind eher gespannt wie sich Trump als Präsident verhalten wird. Allein die Nominierung der Minister deutet schon auf viel Spannung hin. Momentan sind alle gespannt was Trump von seinen Wahlversprechen tatsächlich umsetzen wird. Die meisten meiner Arbeitskollegen sind überzeugt – oder hoffen zumindest – das jetzt vieles anders beziehungsweise besser wird.

Wie haben Sie persönlich den Wahlkampf empfunden? Was sagen die Leute in Ihrer Umgebung dazu?
Es war natürlich schon sehr agressiv und meiner Meinung nach kindisches Verhalten von beiden Seiten. Offensichtlich ist es Trump aber gelungen, genügend Leuten einzureden, dass die USA im Laufe der letzten acht Jahre auseinandergefallen sind. Und er eben die beste Wahl ist, das zu ändern. Wobei man natürlich auch sagen muss, dass die Staaten schon immer ein gespaltenes Volk war. Aber ein gemeinsamer Feind mach bekannlich ja Freunde, was zum Beispiel der allgemeine Widerstand zu Terrorismus und illegalen Bewohnern deutlich macht.

Haben Sie irgendwann vor, den Lebensmittelpunkt wieder nach Esternberg zu verlegen?
Wieder nach Esternberg zu ziehen kann ich mir momentan nicht wirklich vorstellen. Aber man weiß nie, was passiert.

Was unterscheidet die Amerikaner Ihrer Meinung nach am meisten von den Österreichern?
Die Leute sind generell freundlicher, wenn auch nur oberflächlich. Auch der Patriotismus ist hier ein ganz anderer. Als Österreicher ist man natürlich auch stolz auf sein Land, aber hier wird es "offener getragen". Man sieht überall die amerikanische Flagge hängen oder Sticker der Flagge an Autos. Die allgemeine Weltanschauung ist schon so, dass die USA der Mittelpunkt ist und der Rest eben auch existiert. Obwohl man auch sagen muss, dass der "Neid" gegenüber Österreich oder Deutschland auch deutlich wird wenn man über Themen wie generelle Kriminalitaet, das Gesundheitswesen oder auch Urlaubsanspruch spricht.

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