Interview
"Ökojagd hinterfragen – es wäre an der Zeit"

Landesjagdausschuss-Mitglied Wiesinger aus St. Willibald. | Foto: Wiesinger
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Leopold Wiesinger ist Delegierter des Bezirkes Schärding im Landesjagdausschuss – und kein Freund der Ökojagd.

ST. WILLIBALD. Im Interview spricht Wiesinger darüber, was ihn an der Ökojagd so stört, über tiefe Gräben sowie Etikettenschwindel.

Herr Wiesinger, Sie kritisieren, dass sich in der heutigen Zeit Vieles unter dem Begriff Öko, Bio und Regional gut verkaufen lässt – auch die Jagd. Was stört Sie so daran?
Wiesinger:
Ich finde es einfach an der Zeit, die Bezeichnung "Ökojagd" genauer zu hinterfragen, um auch der nichtjagenden Bevölkerung reinen Wein einzuschenken.

Der da wäre?
Jagd im herkömmlichen Sinn, ohne den klingenden Namen "Öko", bedeutet keineswegs, dass bei diesen Jägern der Ökogedanke nicht vorhanden ist, ganz im Gegenteil: Der herkömmliche Jäger ohne umgehängten Ökomantel, dem schon in der Ausbildung zur Jagdprüfung der ökologische Gedanke mitgegeben wird, lernt sehr wohl, dass Jagd auch Erlegen von Wild bedeutet, aber nicht das Dezimieren von Wildtieren auf ein Minimum. Leider sehen das so manche selbsternannte Ökojäger anders.

Wie meinen Sie das?
Die meisten Jäger, die sich den Begriff "Öko" nicht auf die Fahnen heften, haben in der Vergangenheit und Gegenwart vieles geleistet – unter anderem die Verbesserung des Lebensraumes für viele, auch nicht jagdbare Tiere. Etwa durch Anlage von Hecken, Biotope oder Bienenweiden, die wiederum Nahrung und Schutz für Vögel, Insekten oder Amphibien bieten. All diese geleisteten Maßnahmen inklusive Jungwildrettung vor dem Mähtot, kann man mit gutem Gewissen als sinnvollen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt, der auch die Bezeichnung "Öko" verdient, hinstellen.

Aber was stört Sie so an der Ökojagd. Weshalb sind hier die Gräben so tief?
Das ist zum einen die Bezeichnung "Öko", weil diese Jagdweise eben nichts mit ökologisch zu tun hat. Zum zweiten, weil wir in gewissen Bereichen eine andere Auffassung von der Jagd haben, als die sogenannten Ökojäger. Wenn so manche Jäger, die sich ökologisch hinstellen, versuchen, mit der Dezimierung der Rehe auf ein Minimum der Bevölkerung glaubhaft zu machen, dass das ein Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt ist oder gar mit Ökologie etwas zu tun hat, wird das beim normal denkenden Bürger nicht ankommen.

Warum stellt man hier nicht das Gemeinsame vor das Trennende?
Das wäre wünschenswert, aber leider lassen sich so manche Gräben nicht überwinden. Eigentlich müsste man diese Frage aber an die Ökojäger stellen.

Sehen sie für die Zukunft irgendeine Chance auf eine wertfreie Koexistenz der beiden Jagdgesellschaften?
Unter den derzeitigen Gegebenheiten wird das auch in Zukunft schwierig sein.

Die Ökojagd gehört ebenfalls zum Landesjagdverband. Wie passt das zusammen?
Von der Gesetzeslage her muss jeder oö. Jäger Mitglied im Landesjagdverband sein, auch die Ökojäger. Das kann sich keine Seite aussuchen.

Sie sprechen sich auch für die Kurzhaltung von Beutegreifern (Prädatoren) aus.
Man sollte auch vor dem für manche Leute ungeliebten Thema Kurzhaltung der Prädatoren die Augen nicht verschließen. Es sollte eigentlich jedem klar sein, dass der Erhalt der zum Teil bereits selten gewordenen Singvögel und Bodenbrüter nicht ohne Kurzhaltung der Beutegreifer funktioniert. Nur ein Beispiel: Es ist ein frommes Wunschdenken zu glauben, etwa die Elster, Rabenkrähe oder den Waschbären um alles in der Welt ganzjährig schützen zu müssen, und trotzdem viele Singvögel im Garten haben zu wollen. 

Sie fordern von den Ökojägern eine Auflistung ihrer Tätigkeit. Warum?
Es wäre an der Zeit, dass diese Jäger, die den Begriff "Öko" in Anspruch nehmen, auflisten, welche Tätigkeiten sie leisten oder geleistet haben, um den Begriff ökologisch zu verdienen. Es müsste ja im Sinne des ökologischen Jagdverbandes sein, der Bevölkerung ihre Verdienste rund um die Ökologie zu präsentieren, um nicht den Verdacht des Etikettenschwindels aufkommen zu lassen.

Ökojagd hat ja die Jagd in St. Roman übernommen. Was halten Sie davon?
Das ist alles andere als ein Idealzustand, weil das Zusammenleben in Gemeinden, in denen die Jagd an Auswärtige verpachtet ist, erheblich gestört wird. Es entsteht viel Unfrieden, der bis in die Vereine hineingetragen wird. Außerdem waren bei Weitem nicht alle Grundeigentümer mit dieser Vorgangsweise des Jagdausschusses einverstanden, weil ja die vorgeschriebenen Abschüsse erfüllt wurden und die Verbissbeurteilung positiv war.

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