Bezirk Schärding: Borkenkäfer frisst die Arbeit von 40 Jahren

Forstwart Daniel Ludhammer aus Kopfing beim Lokalaugenschein im Donautal. Täglich sind dort bis zu sechs Harvester im Einsatz, um die befallenen Käferbäume schnellstmöglich zu entfernen.
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BEZIRK SCHÄRDING (ska). Er nagt schon seit 2016 an den Nerven der heimischen Land- und Forstwirte: der Borkenkäfer. Noch "gemütlicher" als heuer hätte es die Natur dem Schädling aber nicht machen können: Mehrere Faktoren haben dafür gesorgt, dass sich der Borkenkäfer massenhaft vermehrt. Besonders betroffen sind die Sturmgebiete des Vorjahres – Schardenberg, Vichtenstein, Esternberg und Freinberg – sowie die fichtenreichen Donaueinhänge. 

"Vorher waren in einem Bestand vielleicht 20 Bäume betroffen, heuer kommt der Käfer hektarweise vor", macht Daniel Ludhammer anschaulich. Der Forstwart aus Kopfing ist Waldhelfer und für den Bäuerlichen Waldbesitzerverband für die Holzvermarktung tätig. Außerdem bewirtschaftet er den Frostbetrieb des Stifts Engelszell mit 160 Hektar Waldfläche und betreibt selbst das Forstunternehmen "Forstservice Kopfing". Täglich ist er zur Zeit in den Wäldern, vorwiegend im Donautal, unterwegs.

"In kleineren Beständen im Donautal bleibt gar kein Wald mehr über." 

Daniel Ludhammer, Forstwart aus Kopfing

Der Käfer ist ihm zufolge eine "Geldvernichtungsaktion" für die Waldbesitzer. "In kleineren Beständen bleibt gar kein Wald mehr über", weiß er. Die wirtschaftlichen Schäden seien enorm. Ludhammer spricht von 40 Prozent Abschlägen beim Festmeterpreis. Hinzu kommen die Kosten für die Schlägerungsarbeiten und die Aufforstung. "Und jetzt ist erst Juli", spricht Ludhammer den Landwirten aus der Seele. Der Borkenkäfer fliege noch bis mindestens Ende September. "Wir können davon ausgehen, dass im Schnitt die doppelte Jahreseinschlagsmenge Schadholz ist. Der Käfer frisst die Arbeit von zwei Generationen."

Doch warum ist das Käferaufkommen heuer derart massiv? Stephan Rechberger, Forstberater der Bezirksbauernkammer Ried-Schärding, erklärt: "Der Borkenkäfer geht vor allem auf geschädigte Bäume. Aufgrund des Sommersturms im August des Vorjahres blieb viel Holz liegen und auch die noch stehenden Bäume wurden eventuell durch Risse geschädigt." Hinzu komme die enorme Trockenheit seit dem Frühjahr. Und: "Die Fichte befindet sich noch dazu in einem Samenjahr, was nur alle paar Jahre vorkommt. Die Bäume brauchen deshalb noch mehr Energie für die Zapfenproduktion", weiß der Forstberater. 

"Retten kann uns jetzt nur noch ein niederschlagsreicher Herbst", sagt Forstwart Ludhammer. "Regen ist das Um und Auf für die Bäume." Bis dahin appelliert er an alle Waldbesitzer, die Augen offen zu halten – und gegebenenfalls auch benachbarte Waldstücke auf Käfer zu kontrollieren. "Besonders problematisch wird es dort, wo der Waldbesitzer nicht vor Ort ist. Bis dieser aktiv wird, vergehen oft Wochen", weiß Ludhammer aus Erfahrung. "Aber übersiehst du einen Käfer, sind's nächstes Mal dreimal so viel."

Förderungen: Zehn-Punkte-Maßnahmenkatalog gegen den Borkenkäfer

Auch Rechberger von der Bauernkammer sagt: "Jede Woche zu kontrollieren, ist jetzt das Gebot der Stunde. Befallene Bäume müssen gefällt und umgehend aus dem Wald entfernt werden. Aufgrund der akuten Borkenkäfergefahr hat das Land Oberösterreich im Mai dieses Jahres einen Zehn-Punkte-Maßnahmenkatalog verfasst, um die Waldbesitzer finanziell zu unterstützen die Abfuhr des Käferholzes mit Förderungen voranzutreiben. 

Unterstützung gibt es etwa für das Verhacken des Restholzes, für den Einsatz von Mulchgeräten, für das maschinelle Entrinden des Schadholzes im Wald oder auf Zwischenlagern sowie für die Errichtung von Zwischen- und Nasslagern. Zudem wird der Lkw-Transport des Schadholzes aus dem Wald auf Zwischenlager gefördert. Und: Um den Abtransport des Schadholzes zu beschleunigen, hat das Land OÖ das Gewichtlimit bei Lkw-Transporten von den üblichen 44 Tonnen auf 50 Tonnen bis Ende 2018 angehoben.

Was die Aufforstung betrifft, so ist laut Landesrat Max Hiegelsberger der Waldumbau in Mischwälder mit Laubholz, Tanne, Lärche und Douglasie entscheidend. Dafür werden in den nächsten Jahren zusätzliche Fördermittel in den Bereich Waldbau und Forstschutz verschoben. Derzeit stehen im Forstprogramm 15 Millionen Euro zur Verfügung. 

Nähere Informationen zu den forstlichen Förderungen finden Sie unter www.land-oberoesterreich.gv.at/foerderung_LFW.htm

Wissenswertes zum Borkenkäfer

Die gefährlichsten heimischen Arten sind die Fichtenborkenkäfer Buchdrucker und Kupferstecher. Der vier bis fünf Millimeter große Buchdrucker schwärmt das erste Mal im Mitte April bis Ende Mai aus, sobald die Tagestemperatur etwa 17 Grad erreicht. Die Jungkäfer sind bereits nach kurzer Zeit geschlechtsreif, sodass zwei bis drei Generationen pro Jahr möglich sind. So kann es passieren, dass von einem Weibchen bis zu 100.000 Jungkäfer in einem Jahr abstammen. Mehr dazu hier.

So erkennen Sie einen Borkenkäferbefall

Die Nadeln verfärben sich rötlich von der Krone aus.
Die Rinde platzt vom Stamm.
Bohrmehl sammelt sich um das Einbohrloch des Käfers.
Grüne Nadeln fallen ab.

Forstwart Daniel Ludhammer aus Kopfing beim Lokalaugenschein im Donautal. Täglich sind dort bis zu sechs Harvester im Einsatz, um die befallenen Käferbäume schnellstmöglich zu entfernen.
Stephan Rechberger, Forstberater der Bezirksbauernkammer Ried-Schärding: "Jede Woche den Waldbestand auf Borkenkäfer zu kontrollieren, ist jetzt das Gebot der Stunde." | Foto: Rechberger
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