Nina Zauner
"Notarberuf entspricht meinen Wertvorstellungen"
Nina Zauner im Interview – sie wurde ab Februar zur neuen Notarin in Engelhartszell ernannt.
ENGELHARTSZELL (juk). Sie steht nun Bürgern der Gemeinde Engelhartszell, Esternberg, Kopfing, St. Aegidi, St. Roman, Vichtenstein und Waldkirchen bei rechtlichen Angelegenheiten zur Seite.
Wie sind Sie auf den Beruf Notarin bekommen?
Zunächst wollte ich Polizistin werden, doch es gab gerade einen Aufnahmestopp. Nach dem Rechtswissenschaftsstudium an der JKU Linz und dem Gerichtspraktikum am Bezirksgericht Peuerbach und Landesgericht Wels arbeitete ich in der Rechtsabteilung der Johannes Kepler Universität Linz. Als sich für mich die Möglichkeit ergab, eine Ausbildungsstelle bei einem Notar in Linz zu bekommen, war schnell klar, dass es das Richtige für mich ist. Der Notarberuf entspricht meinen Wertvorstellungen von Objektivität, Verschwiegenheit und Seriosität.
Wie sind Sie nach Engelhartszell gekommen?
Ich wollte immer schon Notarin auf dem Land sein. Die Lebensqualität ist für mich am Land höher als in der Stadt. Beruflich ticken die Uhren etwas ruhiger und die Kommunikation ist viel persönlicher.
Welche Aufgaben hat ein Notar?
Die Aufgabe eines Notars ist es, als neutrale Person beispielsweise Verträge über Immobilien, Firmenangelegenheiten oder Vorsorgevollmachten zu errichten. Durch die individuelle Vertragsgestaltung soll den Anliegen aller Parteien entsprochen und Streit vermieden werden. Zudem sind Notare in Verlassenschaftssachen sozusagen als verlängerte Hand der Gerichte tätig und wickeln so gut wie das gesamte Verfahren selbständig ab.
Welche Eigenschaften sollte man dafür aufbringen?
Hinter den Verfahren stecken meist emotionale Themen wie der Tod eines Angehörigen. Das muss man berücksichtigen, ohne dabei die sachliche Komponente aus den Augen zu verlieren.
Sie sind mit zwei Angestellten auch Unternehmerin – welche Aspekte bringt die Selbständigkeit zusätzlich zum Beruf?
Selbständigkeit fordert ein hohes Maß an Verantwortung und bringt zahlreiche unternehmerische Aufgaben neben der notariellen Tätigkeit. Das eröffnet Möglichkeiten zu gestalten und zu verwirklichen. In meinem Fall zum Beispiel durch den Neubau von Kanzleiräumlichkeiten. Meine Klienten sollen sich wohl fühlen, außerdem möchte ich für meine Mitarbeiterinnen und mich ein optimales Arbeitsklima schaffen.
Sie sind Mutter von zwei kleinen Töchtern und haben einen Stiefsohn – wie steht es bei Ihnen um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder nervt Sie, dass Frauen danach gefragt werden?
Nein, die Frage nervt mich nicht. Ich hatte das große Glück, alles zu haben, was es braucht, um Familie und Beruf vereinen zu können. Dazu gehört neben Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder Unterstützung im Haushalt, Rückhalt in der Familie – in meinem Fall besonders durch die Großeltern – und früher einen flexiblen Chef.
Sehen Sie Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in Sachen Berufstätigkeit bereits erreicht?
Von Natur aus ist es so vorgesehen, dass die Frauen Kinder bekommen. Ich sehe das als Privileg, das ich nicht missen möchte. Im Berufsstand Notar ist es sehr wohl so, dass Ausfallzeiten aufgrund der Kinderbetreuung nur eingeschränkt als Praxiszeit anerkannt werden. Hier sind in der Regel männliche Kollegen, aber auch Kolleginnen, die keine Kinder haben, deutlich bevorzugt. Das führt schlimmstenfalls zur Entscheidung, auf Kinder zu verzichten. Der Gesetzgeber sollte hier jedenfalls nachbessern.
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