Tourismus fürchtet um Marke "Schärding"

Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (stehend) stellte sich in der Orangerie den Fragen der Unternehmer.
123Bilder
  • Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (stehend) stellte sich in der Orangerie den Fragen der Unternehmer.
  • hochgeladen von Kathrin Schwendinger

SCHÄRDING, BEZIRK (kpr). Seien es die Gewerkschaften, der boomende Online-Handel oder die Probleme, Nachwuchs zu finden: Beim Unternehmerstammtisch der BezirksRundschau stand Michael Strugl den Unternehmern Rede und Antwort.

Ein Thema, dass die Diskutierenden lange in Atem hielt, war der Tourismus. Schärdings Tourismus-Chefin Bettina Berndorfer brachte zur Sprache, dass die Marke "Schärding" auch künftig eigenständig bleiben solle. Denn, wie sie sagt, stehe im Raum, den Tourismusverband der Barockstadt in jenen des Innviertels zu integrieren. Das komme für Berndorfer aber nicht in Frage. "Kooperationen ja, aber da wo sie Sinn machen", hält sie fest.

Strugl versicherte, es werde keine "Zwangsbeglückung" geben. Aber: "Der oberösterreichische Tourismus ist kleinstrukturiert im Gegensatz zu anderen Ländern. Wir haben 100 Verbände, die eingemeindig sind und 15 mehrgemeindige", sagt er und nennt ein Argument, dass für eine Fusion ausschlaggebend sei: "Für den Tourismus wenden Land und Betriebe jährlich 26 Millionen Euro auf. Die Betriebe sehen davon keinen Cent. Deshalb wäre es besser, die Verbände kooperieren und bilden marktfähige Größen."

Günther Glas, Geschäftführer von Glas Busreisen in St. Aegidi warf ein, dass eine Fusion schon vor zehn Jahren Sinn gemacht hätte – allerdings auf Bezirksebene. Auch das sei im Gespräch, fügt Strugl hinzu.

Lehre falsch bewertet

Dass es Jugendliche immer mehr in den Zentralraum zieht, beschäftigt Gerhard Rössler, Vorstand der Volksbank Schärding-Altheim-Braunau. "Es ist schwierig, geeignete Lehrlinge zu finden." Dem kann Strugl nur zustimmen: Oberösterreich sei das Land mit den meisten Lehrlingen. Trotzdem sei der Trend zur Akademisierung ungebrochen. "Wir müssen selbstkritisch sein: Welche Ausbildung wünschen wir uns für unsere Kinder", sagt der Landesrat. "Die meisten wollen, dass die Kinder studieren oder zumindest Matura machen." Denn: Die gesellschaftliche Bewertung der Lehre stimme nicht – und das sei ein großes Problem. "Ganz nach dem Motto: Wenn du für alles andere zu blöd bist, dann machst du eine Lehre." Dem muss entgegen gewirkt werden: "Wir brauchen frührere und noch intensivere Angebote für Jugendliche für die berufliche Orientierung."

"Im Gewerkschaftskorsett"

Auch Arbeitsrechtliche Vorschriften wie die allseits verteufelten starren Arbeitszeitregelungen waren Thema der Diskussion. "Es ist schwierig, ein Unternehmer-freundliches Klima zu schaffen, wenn der bürokratische Aufwand immer mehr zunimmt", ist sich Ludwig Reisecker, Personalchef bei der Firma Schwarzmüller sicher. Sogar Bundesminister Rudolf Hundstorfer habe zu ihm gesagt, er könne nichts machen, weil er in den Klauen der Gewerkschaft stecke. Strugl dazu: "Ich kann verstehen, wenn die Betriebe teilweise verzweifeln. Zudem sind es oft die Mitarbeiter, die sich über die stregen Arbeitszeitvorschriften beschweren. Denken wir nur an jene, die auf Montage sind und über die Zehn-Stunden-Regelung kommen." Besser wäre, eine Lösung auf betrieblicher Ebene zu finden – "und zwar indem sich Betriebsrat und Geschäftsführung einigen", sagt Strugl.

Breitbandausbau im Bezirk

Über zu wenig Unterstützung im ländlichen Raum klagt David Reiter, Firma Reiter Maler. "In Wien zahlen sie weniger für die Breitbandanbindung." Und: Das Geld fließe vor allem in den Sozialbereich. "Wir tun uns schon bei Lohnerhöhungen schwer." Strugl gibt zu: Das Sozialbudget explodiert geradezu. Aber wenn wir nicht investieren, wird der Vorwurf laut, wir seien unsozial." Bezüglich Breitbandausbau werde es im Herbst Beratungstagen in allen Bezirken geben.

Amazon zahlt keine Steuern

"Für den Handel sieht es grauslich aus", sagt Matthias Herrmann, Geschäftsführer von Papier Heindl in Schärding und Obmann von Schärding innovativ. Die Bundesbeschaffungsbehörde verkompliziere Transportwege. Und: "Der Onlinehandel macht uns zu schaffen." Aber dieser werde nicht aufzuhalten sein, gibt Strugl zu bedenken. "Mich stört am meisten, dass Amazon und Co. hier bei uns keine Steuern zahlen müssen."

Auf die Frage von Silvio Vitale, Geschäftsführer der Firma Waizenauer und Ing. Schummer, warum in der Politik nichts weitergehe, hatte Strugl eine knackige Antwort parat: "Die Politik muss entscheiden können. Sie muss Ja oder Nein sagen können."

Fotos: Rainer Auer

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Schärding auf MeinBezirk.at/Schärding

Neuigkeiten aus Schärding als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Schärding auf Facebook: MeinBezirk.at/Schärding - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Schärding und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.