Den Wirten im Bezirk Schärding reicht's: "Jetzt machen wir Nichtraucher"

Scherrerwirt Bernhard Widegger hat sich in entschieden: sein Wirthaus in St. Roman ist ab 1. Mai 2018 komplett rauchfrei.
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BEZIRK SCHÄRDING (ska). Rund 1900 Menschen haben bei der Online-Umfrage des Wirt z'Moarhof, Stefan Engertsberger, abgestimmt. Der Gastronom aus Schardenberg hat auf der Social Media-Plattform Facebook gefragt, ob er in den Gasträumen auf Nichtraucher umstellen soll. Die Antwort ist eindeutig: 71 Prozent, rund 1400 Facebook-User, stimmten mit "Ja".

Die Diskussion darüber, ob Rauchen in den Lokalen und Gasthäusern erlaubt sein soll, ist wieder neu entbrannt. Grund dafür ist die Entscheidung der neuen Bundesregierung, das 2015 beschlossene Rauchverbot aufzuheben. Stattdessen sollen Regelungen nach dem Berliner Modell kommen – siehe unten.

Doch unabhängig von diesem Regierungsbeschluss denken nun einige Gastronomen im Bezirk Schärding, freiwillig auf rauchfrei umzusteigen – so wie etwa der Wirt z'Moarhof. "Vor fünf Jahren habe ich mich noch vehement gegen ein Rauchverbot gewehrt", sagt Stefan Engertsberger. Aber inzwischen habe sich so viel geändert. Wie der Wirt mitteilt, ist es so gut wie fix, dass in seinem Gasthaus ab Oktober nicht mehr geraucht werden darf. Wie das Verbot ankommt, soll eine Übergangslösung zeigen: "Nur abends darf geraucht werden, wenn niemand mehr isst", berichtet Engertberger. "Ich sehe das rein demokratisch", erklärt er diesen Schritt. "Die Raucher sind in der Minderheit. Deshalb entscheide ich mich für die Nichtraucher. Man kann es nie jedem Recht machen."

Scherrerwirt: Definitiv Rauchverbot ab 1. Mai 2018 – und es kommt gut an

Definitiv entschieden hat sich bereits ein Gastronom aus St. Roman: Scherrerwirt Bernhard Widegger stellt ab 1. Mai im Innenbereich komplett auf rauchfrei um. "Mir fehlt einfach die Aufklärung", sagt er. "Niemand weiß, was mit den neuen Regelungen genau auf uns zu kommt." Seine Entscheidung für ein Rauchverbot habe sich schnell herumgesprochen. "Und ich habe keine einzige negative Rückmeldung bekommen", sagt er. Auch mit den Stammgästen sei alles abgeklärt. "Die befürworten das, weil viele von ihnen sowieso mit dem Rauchen aufhören möchten", berichtet er mit einem Augenzwinkern. Obwohl Widegger selbst hin und wieder zur Zigarette greift, empfand er das Rauchen in der Gaststube für ihn und seine Mitarbeiter als Zumutung. "Eine Umstellung wird es für die Gäste auf jeden Fall bei großen Festen, wie Geburtstagen oder Hochzeiten", sagt der Wirt. Denn was es auf keinen Fall geben werde, ist der "Aschenbecher ab Mitternacht".

Wenn sich bei den unter 18-Jährigen keine andere Lösung findet, bleibt uns auch nichts anderes übrig, als auf rauchfrei umzusteigen."

Herbert Unger, Wirthaus zur Bums'n

Im Traditionswirthaus Bums'n in Schärding wäre das Rauchverbot mit der Entscheidung der neuen Bundesregierung Geschichte gewesen – wenn die Kritierien nicht wären, wie Wirt Herbert Unger sagt. "Unter 18-Jährige dürfen nicht im Raucherbereich sein. Wenn wir also Lehrlinge dort arbeiten lassen, werden wir gestraft", gibt der Bums'n-Wirt zu bedenken. "Wenn sich hier keine andere Lösung findet, dann bleibt uns auch nichts anderes übrig, als umzusteigen", sagt er.

Seit drei Jahren rauchfrei ist "s' gelbe Eck" in Wernstein. Die Gastwirte Renate und Rudolf Schreiner haben es nicht bereut, auf Nichtraucher umgestiegen zu sein. "Es gibt immer wieder ein paar, die beleidigt sind, aber im Großen und Ganzen bleiben die Gäste länger sitzen", so das Resümée der drei Jahre. "Auch für uns Wirte ist es besser, nicht von 9 bis 24 Uhr in einer Rauchwolke zu arbeiten."

Selbst Wirtesprecher Stefan Schneebauer, der 2015 in Schärding eine Demonstration gegen das gesetzliche Rauchverbot und für die Selbstbestimmung der Gastronomen gestartet hat, hat resigniert: "Ich bin die Diskussionen Leid", sagt er. "Aber ich befürworte die Entscheidung der Bundesregierung, weil so die Wirte wieder Selbstbestimmungrecht erhalten. Allerdings gehören die Regelungen noch ausgefeilt – kein Lehrling im Raucherbereich, das ist schwer umsetzbar." Bei ihm im Stiegenwirt herrscht untertags bereits Rauchverbot. Am Abend ist die Zigarette erlaubt. "Der Trend zum Nichtrauchen ist auf jeden Fall da", ist er überzeugt.

Auch Vereine setzen nun auf Rauchverbot in ihren Clubheim: So wie nun der FC Münzkirchen, der mit 1. Februar 2018 ein striktes Rauchverbot im Vereinsheim eingeführt hat. Hier mehr dazu.

Zur Sache: Rauchverbot in Österreich

Am 1. Mai hätte das 2015 beschlossene Rauchverbot in der Gastronomie in Kraft treten sollen. Die neue ÖVP-FPÖ Regierung revidiert dies und denkt das "Berliner Modell" an. Heißt:

Wirte dürfen weiterhin zulassen, dass Gäste in abgetrennten Bereichen rauchen, wenn diese nicht vorwiegend als Speiseraum dienen.
In der Gastronomie soll es eine deutlichere, verpflichtende Kennzeichnung der Raucherbereiche geben.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen sich nicht im Raucherbereich aufhalten. Wirte sollen zu Ausweiskontrollen angehalten werden.

Die Österreichische Ärztekammer hat Anfang Februar ein Volkbegehren für ein Rauchverbot in der Gastronomie eingebracht. Sammelt sie nun 8401 Unterstützungserklärungen, wird ein Termin für die Eintragungswoche festgelegt. Kommen dabei 100.000 Unterschriften zusammen, wird das Thema im Parlament behandelt. Die Ärztekammer ist guter Dinge: Mit der Online-Petition "Don't smoke" hat sie gemeinsam mit der Österreichischen Krebshilfe 450.000 Unterschriften gesammelt.

Kommentar zum Thema: Die Wirte haben es endültig satt

von Kathrin Schwendinger

Der Aufschrei war groß als 2015 das Rauchverbot beschlossen wurde. Hunderte Menschen sind in Schärding auf die Straße gegangen, um für das Selbstbestimmungsrecht der Gastronomen zu demonstrieren. Heute ist das absolute Rauchverbot aufgehoben. Die Jubelrufe bleiben aber aus. Warum? Weil die neuen Kriterien viel zu viele Fragen offen lassen. Gäste dürfen dort rauchen, wo nicht gegessen wird? Schwierig in Landgasthäusern. Und Lehrlinge dürfen nicht im blauen Dunst arbeiten? Noch viel schwieriger. Der blaue Part der Regierung rühmt sich zwar, das Rauchverbot gekippt zu haben. Eigentlich ist es aber nur eine "softe" Variante. Und diese stellt jene Wirte vor neue Herausforderungen, die kein Rauchverbot wollen. Sie können nun zumindest freiwillig umsteigen – eine Möglichkeit der Selbstbestimmung mit bitterem Beigeschmack. Eines hat das ganze Hick-Hack aber sicher gezeigt: Die Wirte haben es endgültig satt, dass populistische Politik auf ihrem Rücken gemacht wird.

Scherrerwirt Bernhard Widegger hat sich in entschieden: sein Wirthaus in St. Roman ist ab 1. Mai 2018 komplett rauchfrei.
Wirt z'Moarhof Stefan Engertsberger hat die Facebook-Community gefragt: Soll er auf rauchfrei umsteigen? Die Antwort war eindeutig: 71 Prozent stimmten mit "Ja". Mehr als 1900 Menschen haben bei der Umfrage ihre Stimme abgegeben.
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Foto: encrier/PantherMedia
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