Der Hof: Damals und heute
Ein Hof seit Jahrzehnten in der Hand einer Familie – und doch hat sich in dieser Zeit viel verändert. Die BezirksRundschau zu Besuch bei den Mayr-Steffeldemels in Schardenberg.
SCHARDENBERG (ska). "Die erste hab ich nicht einmal geheiratet", antwortet Opa Georg auf die Frage, ob es früher leichter war, eine Bäuerin zu finden. "Viel leichter", sagt er mit einem Schmunzeln. Aber das ist nicht das einzige, was sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.
Der heute 86-Jährige Georg Mayr-Steffeldemel hat vor Jahrzehnten mit acht Kühen, zwei Rössern und zwei Ochsen in der Landwirtschaft begonnen. Heute lebt er auf einem Bauernhof mit rund 65 Rindern. Der Hof der Mayr-Steffeldemels in Asing, Schardenberg, wird von Generation zu Generation weitergeführt. Sohn Georg und seine Frau Margit übernahmen 1994 das Ruder. Jetzt bringt der jüngste Georg im Bunde, Enkel und Hofnachfolger, bereits neue Ideen ein.
Damals 3000 Liter Milch – heute 10.000 Liter
Und was hat sich grundlegend geändert in den letzten 50 Jahren? "Die Betriebe sind nun spezialisierter", sagt Vater Georg (53). "Mach' eins und dafür gscheit, ist die Devise." 90 Prozent des Einkommens mache heute die Milch aus. Und weil auch immer mehr automatisiert gearbeitet werden kann, gibt's mehr Milch. Waren es in den 60er Jahren noch 3000 Liter Milch pro Kuh und Jahr, sind es nun bereits 10.000 Liter. Den Vorwurf, in den heutigen großen Betrieben würde nur mehr auf Leistungskühe Wert gelegt, will die Familie so nicht stehen lassen. "Es ist genau umgekehrt. Wir schauen, dass es der Kuh gut geht. Dann gibt sie auch mehr Milch", erklärt Margit Mayr-Steffeldemel. Sie und ihr Mann Georg haben bei der Übernahme des Hofes einen Laufstall für die Rinder gebaut. Ihr Ziel war es, den Betrieb in Vollerwerb führen zu können, deshalb musste der Hof wachsen. Den Grundstein für die Kälberaufzucht hat bereits Opa Georg 1967 mit einem Betritt zum FIH-Zuchtverband gelegt.
Die Kalbinnen, also die jungen Kühe, die keine Milch mehr saugen, aber noch nicht trächtig waren, dürfen regelmäßig auf die Weide. "Früher, da haben wir alle raus gebracht", erzählt Opa Georg. "Da musste auch immer einer da sein, der die Rinder hütet." Heute geht das nicht mehr. "Wenn wir alle 65 Tiere durch die Siedlung führen, hätten die Nachbarn eine Freud", ist Landwirtin Margit überzeugt. Zudem wachsen zwar die Höfe, die Weideflächen werden aber im Normalfall nicht mehr.
"Grund zu verkaufen, wär Horrorszenario"
20 Hektar Wiese und 16 Hektar Wald gehören den Mayr-Steffeldemels. Und der Hofnachfolger Georg, der auch Obmann des Bauernbundes im Ort ist, möchte, dass das so bleibt. "Einen Grund verkaufen zu müssen, das wär ein Horrorszenario für mich." Sein Ziel ist es, in Vollerwerb zu bleiben. In drei Jahren soll ein neuer Kalbinnenstall gebaut werden. Diese sind zur Zeit noch im alten Stierstall aus den 70ern untergebracht. Der 22-Jährige ist überzeugt: Ohne Meisterprüfung oder gar Studium übernimmt heute keiner mehr einen Hof. Er selbst hat Agrarwissenschaften in Wien studiert und macht nun den Master in Nutztierwissenschaften. Seit seinem Zivildienst ist er außerdem zuhause nebenberuflich angestellt. "Da lernt man schnell den Unterschied zwischen Theorie und Praxis", sagt er mit einem Augenzwinkern. Vater Georg hat seinem Sohn bereits die Zuchtaufgaben übertragen. "Wir arbeiten sehr gut zusammen. Und er lässt mich auch meine Erfahrung einbringen", freut sich der Landwirt.
Hat der Hofnachfolger schon eine Bäuerin?
Und wie schaut's beim Hofnachfolger mit der Suche nach der richtigen Bäuerin aus? "Man darf nicht nach einer Bäuerin suchen", ist er überzeugt. "Auch wenn sich die Partnerin nicht für die Landwirtschaft interessiert, muss es gehen." Aber der 22-Jährige hat Glück gehabt. Seine Freundin Antonia Mayer besuchte eine Landwirtschaftliche Fachschule Elmberg, studiert Ernährungswissenschaften und bringt sich bereits aktiv ins Hofgeschehen ein. Auch Opa Georg, der um seine heuer verstorbene Bäuerin und Gattin Anna trauert, dass der Enkel eine würdige Partnerin gefunden hat. "Das Melken ist cool", zitiert der Opa die Landwirtin in spe.
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