28-jährige Polizistin schafft "Chef-Ausbildung"
Mit Nina Kargl schaffte es eine Frau in die Führungsebene der Schärdinger Polizei – ein absolutes Novum.
ST. AEGIDI (ebd). Im Interview spricht die 28-Jährige über ihre Erfahrungen als Polizistin, Waffengewalt und was sich kein Beamter wünscht.
BezirksRundschau: Frau Kargl, Sie haben als erste Polizistin im Bezirk die Ausbildung zur dienstführenden Polizeibeamtin an der Sicherheitsakademie in Traiskirchen absolviert. Diese Ausbildung hat in Schärding seit 20 Jahren niemand mehr gemacht – auch kein männlicher Kollege. Warum Sie?
Kargl: Weil ich wieder eine andere Perspektive der Polizeiarbeit kennenlernen wollte.
Damit können Sie sich theoretisch ja um jede dienstführende Stelle wie etwa Postenkommandanten bewerben.
Ja, aber um eine Dienststelle leiten zu können, gehört meiner Meinung nach eine jahrelange Erfahrung dazu.
Wie viele Polizisten haben die Ausbildung gemacht?
Aus ganz Oberösterreich 38 – aus dem Innviertel waren wir nur zu zweit.
Sie arbeiten in einem nach wie vor männerdominierten Beruf. Hand aufs Herz: Gab's schon mal Probleme?
Ich glaube, das ist noch immer ein Klischee. Ich habe bisher keine einzige negative Erfahrung gemacht – weder als ich in Braunau war, noch in Schärding. Ich muss aber dazu sagen, dass ich im Gegenzug als Frau auch nie bevorzugt behandelt worden bin.
Im Bezirk Schärding gibt es neben Ihnen lediglich vier weitere Polizistinnen. Würden Sie den Job weiterempfehlen?
Ja, würde ich. Ich mache diesen Beruf wirklich sehr gerne und stehe auch voll dahinter. Aber es muss einem schon klar sein, dass der Job nicht immer angenehm ist.
Wie meinen Sie das?
Weil es großteils negative Erlebnisse sind, mit denen wir konfrontiert werden. Denn mal ehrlich: Viele Leute haben noch immer keine Freude, wenn sie uns sehen. Man darf sich also nicht unterkriegen lassen. Selbstvertrauen ist deshalb das Wichtigste.
Und wie reagieren die Leute auf der Straße auf eine Polizistin?
Bisher hat mich noch nie jemand blöd angeredet oder körperlich angegriffen.
Apropos angegriffen – mussten Sie in den sechs Jahren, in denen Sie nun schon bei der Polizei sind, jemals die Dienstwaffe benutzen?
Gott sei Dank noch nie. Aber das ist ohnehin etwas, was sich kein Polizist wünscht.
Gab es so etwas wie einen "schlimmsten Moment"?
Wir haben ja größtenteils mit keinen angenehmen Sachen zu tun – gerade wenn der Tod mit im Spiel ist. Da kommt mir aber meine Tätigkeit als langjährige Rettungssanitäterin zugute.
Und wie gehen Sie mit dem Thema Tod um?
Das Wichtigste ist, mit den Kollegen darüber zu reden, Vorfälle aufzuarbeiten.
Sie sind mit der Abarbeitung fremdenrechtlicher Angelegenheiten beschäftigt. Haben auch mit vielen moslemischen Asylwerbern zu tun. Hatten Sie da als Frau schon mal Probleme?
Nein, eigentlich noch nie.
Was kommt als nächstes?
Derzeit bin ich neben der Fremdenarbeit auch noch in der Sucht- und Gewaltprävention tätig – also mal schauen.
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