Der Pflegeregress fällt: Jetzt beginnt "Run" auf die Heimplätze im Bezirk Schärding

Schon jetzt ist kein Platz mehr frei in einem Pflegeheim im Bezirk Schärding. Das Zentrum Tummelplatz kommt erst 2021. | Foto: SHV Schärding
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  • Schon jetzt ist kein Platz mehr frei in einem Pflegeheim im Bezirk Schärding. Das Zentrum Tummelplatz kommt erst 2021.
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BEZIRK SCHÄRDING (ska). Mit 1. Jänner 2018 ist der Pflegeregress Geschichte. Laut Beschluss des Nationalrates darf das verwertbare Vermögen – vom Sparbuch bis zum Grundstück – nun nicht mehr angetastet werden, um Pflegeplätze zu finanzieren.

Den Sozialhilfeverband des Bezirks Schärding stellt das vor eine große Herausforderung. Nicht nur, weil er nun mit vermehrten Anfragen auf Heimplätze zu kämpfen hat, da diese nun leistbar sind. Rund 2 Millionen Euro an Kostenersatz werden dem SHV im nächsten Jahr fehlen.

Wie Bezirkshauptmann und SHV-Obmann Rudolf Greiner mittelt, werden im Bezirk Schärding von 400 Heimplätzen etwa 300 aus der Mindestsicherung und 100 von Selbstzahlern finanziert. "Von diesen wiederum können sich derzeit lediglich zwei Heimbewohner das Heim aus der Pension finanzieren. Der Rest aus Vermögen." Allein heuer beträgt der Aufwand des Sozialhilfeverbandes für die vier Alten- und Pflegeheime im Bezirk Schärding und das Vitale Wohnen in St. Marienkirchen 6,5 Millionen Euro. Fällt der Regress mit Jänner werde dieser Betrag um 30 Prozent steigen, wie Greiner prognostiziert.

Die vermehrten Anfragen auf Heimaufnahmen gehen zur Zeit ins Leere. Denn kein einziger Betreuungsplatz in einem Alten- und Pflegeheim im Bezirk Schärding ist laut Greiner im Moment frei. "Für dringende Fälle finden wir Lösungen – auch außerhalb des Bezirks", teilt Greiner mit. Für Entlastung soll das Projekt Zentrum Tummelplatz in der Bezirkshauptstadt sorgen. Dieses wird aber nicht vor 2021 in Betrieb gehen. 112 Heimplätze, Tagesbetreuungsplätze für 16 Personen, 30 heimgebundene Wohnungen sowie zehn stationäre Plätze für demenzkranke Personen sind darin vorgesehen. Außerdem sind zwei weitere Betreuungsprojekte in Kopfing und Taufkirchen geplant: Dort entstehen zwei Standorte Vitales Wohnen – kurz ViWo – nach Vorbild St. Marienkirchen.

Als wesentliche Stütze im Bezirk bezeichnet Greiner auch die Mobilen Dienste des Roten Kreuzes und die 24-Stunden-Pflege. "Immerhin werden 88 Prozent der Betroffenen zuhause gepflegt", weiß er. Dazu Bezirkspflegedienstleisterin Wilma Bichler: "Die Mobilen Dienste sind vor allem für jene von Vorteil, für die noch kein so hoher Pflegebedarf notwendig ist und die mit einigen Hilfeleistungen noch lange zu Hause in der gewohnten Umgebung bleiben können."

Pflegeversicherung a lá Bayern?

"Für die betroffenen Angehörigen ist der Entfall des Pflegeregresses eine große Erleichterung. Für die Betreiber von Pflegeheimen ist ein allerdings ein langfristiger finanzieller Ausgleich zu finden", sieht Greiner nun die Politik in der Pflicht, Finanzierungslösungen zu finden. Die Regierung denkt an,  die Medikamentenkosten in den Heimen zu senken und Fotos auf E-Cards einzuführen, was Missbrauch verhindern soll.

Greiner könnte sich auch die Einführung einer Pflegeversicherung nach bayerischem Vorbild vorstellen. "Das haben wir dem Land schon vor mehreren Jahren vorgeschlagen, weil das System in Bayern seit 20 Jahren gut funktioniert", meint der Bezirkshauptmann.

In Bayern sind alle, die krankenversichert sind, auch in den Schutz der sozialen Pflegeversicherung miteinbezogen. Bei teil- und vollstationärer Pflege werden die Pflegebedürftigen von Aufwendungen entlastet, die für ihre Versorgung nach Art und Schwere der Pflegebedürftigkeit erforderlich sind (pflegebedingte Aufwendungen). Die Aufwendungen für Unterkunft und Verpflegung tragen die Pflegebedürftigen selbst.

So viel kostet ein Heimplatz im Bezirk Schärding

Ein Heimplatz in einem Alten- und Pflegeheim des Sozialhilfeverbandes kostet im Bezirk Schärding einheitlich 88 Euro am Tag. Das Entgelt für die 24-Stunden-Betreuung zuhause durch AIW (Altern in Würde) beläuft sich auf 70 bis 78 Euro je nach Pflegebedarf. Hinzu kommen Kosten für Transport, Kost und Logis.
Wie einer Prognose der Statistik Austria zu entnehmen ist, werden im Bezirk Schärding im Jahr 2040 mehr als 5.000 Menschen pflegebedürftig sein – 63 Prozent mehr als heute.

Schon jetzt ist kein Platz mehr frei in einem Pflegeheim im Bezirk Schärding. Das Zentrum Tummelplatz kommt erst 2021. | Foto: SHV Schärding
Bezirkshauptmann und SHV-Obmann Rudolf Greiner: "Von 100 Selbstzahlern können sich nur zwei das Heim aus der Pension finanzieren."
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