"Jede Armee hätte uns über den Haufen geschossen"

Blätterte im Fotoalbum – Johann Plöckinger heute und in jüngeren Jahren.
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  • Blätterte im Fotoalbum – Johann Plöckinger heute und in jüngeren Jahren.
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KOPFING (ebd). Am 15. Oktober 1956 war der erste Einrückungstermin des neu geschaffenen Bundesheeres der 2. Republik. Damals rückten 12.823 Wehrpflichtige aus ganz Österreich ein. Einer davon war der Kopfinger Johann Plöckinger, der ins erste Pionier-Bataillon 7 in Schwaz in Tirol berufen wurde. Plöckinger war einer von insgesamt 89 Oberösterreichern. "In Schwaz hat es nicht einmal eine gescheite Kaserne gegeben. Das war nichts weiter als eine Baracke. Das alles war unendlich primitiv", erinnert sich der Kopfinger. Duschen durften die Rekruten nur einmal in der Woche. Zudem gab's erst nach etwa drei Wochen eine Uniform – die der Gendarmerie.

Fast keine Ausrüstung

Ebenso karg war die militärische Ausrüstung. "Für das ganze Bataillon hatten wir neben unseren Gewehren eine Maschinenpistole, sowie ein MG aus Wehrmachtsbestand und eine weitere aus amerikanischer Produktion. "Um ehrlich zu sein: Uns hätte jede Armee über den Haufen geschossen. Da hätten wir nicht die geringste Chance gehabt", schmunzelt Plöckinger.

Alarm wegen Ungarn

Dabei wurden er und seine Kameraden aufgrund des Ungarn-Aufstands sogar zum Grenzeinsatz ins Burgenland alarmiert. "Jeder hat ein Gewehr bekommen mit 80 Schuss Munition. Dabei waren wir zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal auf dem Gewehr ausgebildet worden." Doch auf dem Weg nach Kufstein wurden Plöckinger und seine Kameraden zurückbeordert. "Warum, weiß ich bis heute nicht. Aber es war auf jeden Fall großes Glück." Glück hatte der Kopfinger auch in anderer Hinsicht: Bei einem Einsatz im Salzkammergut lief er dem damaligen Filmstar Paul Hörbiger über den Weg. "Der hat damals einen Film am Attersee gedreht."

Filmstar getroffen

Weniger angenehm war die Ausbildung. "Wir wurden richtig geschliffen. Das wäre heute undenkbar." Heimaturlaub gab es die ersten Monate ebenfalls nicht. "Wir hätten uns ja nicht einmal die Heimfahrt leisten können. Daraus entstand aber eine außergewöhnliche Kameradschaft", wie der 79-Jährige erzählt. Eine Kameradschaft, die bis heute Bestand hat und in dieser Form in ganz Österreich wohl einmalig ist. Denn nach der neunmonatigen Wehrpflicht trafen sich Plöckinger und seine Kameraden regelmäßig alle fünf Jahre. Zum 60-jährigen Jubiläum am 15. Oktober wurde gemeinsam in Wels gefeiert. Und was denkt man in so einem Moment? "Die ersten Treffen waren immer ein fröhliches Hallo. Mittlerweile ist man nachdenklich, weil wir ja immer weniger werden." Trotz aller Strapazen möchte Plöckinger die Zeit nicht missen. "Es hat mir trotz der Unannehmlichkeiten gefallen – vor allem wegen der Kameradschaft."

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