Bezirk rüstet auf: "Angst ist unbegründet"

Rund 99 Personen beantragten alleine in diesem Jahr eine Waffenbesitzkarte. Pfeffersprays müssen nicht registriert werden.
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BEZIRK (ska). Das Bedürfnis, sich selbst mit einer Waffe zu schützen, nimmt zu, wie aktuelle Zahlen aus der Bezirkshauptmannschaft Schärding zeigen.
Im Vorjahr wurden 210 Waffenbesitzkarten ausgestellt. 2014 waren es nur 47. Auffallend: Die meisten davon wurden zwischen September und Dezember ausgestellt. Und der Trend setzt sich heuer fort: Bis Mitte März machte die BH Schärding bereits 99 Personen den Zugang zu einer Waffe möglich. Als Gründe werden überwiegend Selbstschutz und sportliche Aktivität im Schießverein angegeben, wie Bezirkshauptmann Rudolf Greiner mitteilt.

Im Schärdinger Waffenfachhandel schlage sich dieser Trend nicht nieder. Auf Anfrage der BezirksRundschau heißt es: Im Herbst sei der Absatz zwar höher, aber trotzdem noch "normal" gewesen. Unter anderem Pfeffersprays und Gaspistolen wurden verstärkt nachgefragt.

Dass das Unsicherheitsgefühl aufgrund des anhaltenden Flüchtlingsstromes wächst, nimmt nicht nur die Bezirkshauptmannschaft, sondern auch die Polizei wahr. Einen Grund zur Sorge gebe es aber im Grunde nicht, so der Tenor. Denn die Flüchtlingsbewegung habe sich auf die Kriminalitätsentwicklung in Schärding nicht ausgewirkt, wie Landespolizeidirektor Andreas Pilsl mitteilt. Laut einer aktuellen Statistik, die die Landespolizeidirektion vergangenen Donnerstag veröffentlicht hat, ist die Kriminalitätsrate nicht gestiegen. Ganz im Gegenteil: Die angezeigten Fälle aller gerichtlich strafbaren Handlungen sind der Statistik zufolge im Vorjahr sogar um 3,1 Prozent zurückgegangen.

Polizei spürt Unsicherheit aufgrund des Flüchtlingsstroms

Bezirkspolizeikommandant Matthias Osterkorn spricht von einem Widerspruch zwischen den objektiven Kriminalitätszahlen, den hohen Vertrauenswerten der Polizei und der Angst der Bevölkerung. Das Pilotprojekt "Community Policing" soll dem entgegenwirken (Mehr dazu lesen Sie unten).

Und auch Bezirkshauptmann Greiner möchte beruhigen: "Nach wie vor ist der Bezirk Schärding einer der sichersten Bezirke Österreichs." Deshalb hält er die Anschaffung einer Schusswaffe aus Gründen der persönlichen Sicherheit generell für nicht erforderlich. Osterkorn sieht das ähnlich: Eine Waffe könne immer nur das allerletzte Mittel sein. Denn: "Wer eine Waffe einsetzt, muss damit rechnen, dass das Gegenüber das selbe tun kann – eine Situation mit Gefahr auf höchster Stufe", warnt der Bezirkspolizeikommandant. Für alle, die sich unsicher fühlen, stehe der kriminalpolizeiliche Beratungsdienst kostenlos zur Verfügung (Telefon: 059133-4270-301).

Zur Sache: Waffenbesitzkarte und Waffenpass
Eine Waffenbesitzkarte erlaubt, wie der Name sagt, das Besitzen einer Waffe. Getragen werden darf diese nur mit einem Waffenpass. Derzeit sind 1.393 Waffenbesitzkarten und 624 Waffenpässe im Bezirk gemeldet. Gas- oder Schreckschusspistolen, Stichwaffen und Pfeffersprays müssen nicht registriert werden. Für eine Waffenbesitzkarte laut Greiner erforderlich: Nachweis des geschulten Umgangs mit der Waffe, ein psychologisches Gutachten und Unbescholtenheit (Anm. d. Red.: ohne rechtskräftige Verurteilungen).

Polizei startet "Community-Policing" im April in Schärding

"Community-Policing" nennt sich das landesweit einzigartige Projekt für Schärding, mit dem die Polizei derzeit aufhorchen lässt. Wie berichtet, sollen Bürger aktiver in das Handeln der Polizei eingebunden werden.

Schärding sei dafür ausgewählt worden, weil sich die Stimmung in der Bevölkerung mit den objektiven Daten der Kriminalitätsstatistik nicht decke, erklärt Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. "Hier fällt auf, dass von ganz Wenigen bewusst kräftig Öl ins Feuer gegossen wurde." Was möglich ist, wenn alle zusammenhalten, sei etwa in Kollerschlag (Bezirk Rohrbach) zu sehen. "Der Bürgermeister dort hat nicht gepoltert, sondern war stets um die beste Lösung bemüht."

Darüber, wie die Aufgaben der sogenannten "Community-Bürger" aussehen sollen, hält sich die Polizei noch bedeckt. Spätestens Mitte April soll "Community-Policing" laufen. Bezirkspolizeikommandant Matthias Osterkorn habe bereits einige Gemeinden um ihre Mithilfe gebeten. "Vielleicht gelingt es uns gemeinsam, das Sicherheitsgefühl auf ein normales, realistisches Maß zu heben", sagt Osterkorn.

Kommentar zum Thema

von Kathrin Schwendinger
Die Bürger bewaffnen sich. Aus Unsicherheit ist längst Angst geworden. Die Polizei möchte mit dem Projekt "Community-Policing" zeigen, dass sie diese Ängste ernst nimmt. Nun muss sie nur noch klar machen, was es mit dem Projekt eigentlich auf sich hat – und zwar lieber früher als später. Denn durch mangelnde Information macht sie sich keine Freunde. Gerade jetzt, wenn alle nach Taten von "oben" gieren und sich von der Politik verlassen fühlen. Zu schnell wird aus einer Polizei-Aktion eine "Bürgerwehr", wie der Vorstoß der Grünen nach Bekanntwerden des Pilotprojekts gezeigt hat. Und zu schnell kann so mancher die Aussicht nach etwas "Macht" in den falschen Hals bekommen. Am Ende stellt sich womöglich die Frage, vor wem man sich wirklich schützen muss – den Fremden im Land oder dem Nachbarn mit der Pistole daheim im Schrank.

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