Vier Jahrzehnte alternative Kulturarbeit
Seit Ende der 1970er-Jahre engagiert sich Ingeborg Habereder für alternative Kultur im Bezirk. Im Interview zieht sie jetzt Bilanz.
WERNSTEIN (ama). Ingeborg Habereder ist heute u.a. Kuratorin für bildende Kunst im Egon Schiele Art Centrum/Krumau, im Kulturforum M/Wien und für egART/Wien, zudem Direktorin der Stiftung Sabarsky-Sonnberger/Krumau und Vorstandsmitglied vom Kulturprojekt Sauwald/Innviertel, das 2015 mit dem Großen OÖ Landespreis für innovative Kulturarbeit ausgezeichnet wurde.
Frau Habereder, Sie sagen über sich selbst, dass Sie „im Dreieck leben“. Wie koordinieren Sie all diese Tätigkeiten, die noch lange nicht alle sind?
Habereder: Meine Basis ist Wernstein, wahrscheinlich weil ich mich dieser Innlandschaft von jeher verbunden fühlte. Von hier aus lässt es sich gut grenzübergreifend in einer Art zentraleuropäischem Dreieck mit Wien und Krumau als weiteren Eckpunkten arbeiten.
Rückblick auf vier Jahrzehnte Kulturarbeit – wie wird Kunst und Kultur im Bezirk Schärding angenommen?
Habereder: Wir hatten immer unser Publikum, aber als Kulturverein sind wir keine Event-Veranstalter, sondern kümmern uns um kulturelle Nischen, die sonst eher im städtischen Kontext angeboten werden. Diesen Teil der Kultur habe ich schon als junger Mensch vermisst, weshalb ich mich damals wie heute bemühe, einer zeitgemäßen, alternativen, regionalen und internationalen Kunst- & Kulturszene in unserer Region eine Bühne zu schaffen. Einige unserer Programmpunkte ziehen mittlerweile Publikum aus den umliegenden Hauptstädten an.
Und was waren die größten Hürden sich mit alternativer Kultur durchzusetzen?
Habereder: Eine alljährlich wiederkehrende Hürde, die aktuell durch die Kürzungen im Kulturbereich nochmals größer wird, ist natürlich die Finanzierung „freier“ Kulturarbeit – obwohl es uns diesbezüglich bisher in OÖ relativ gut gegangen ist durch das sog. „Gießkannenprinzip“.
Und wo sind die Frauen im Kunstsektor?
Habereder: Zumeist nicht in der ersten Reihe, obwohl nach wie vor mehr Frauen als Männer Kunst studieren, allein, wohin verschwinden sie nach dem Studium? Das wirft Fragen auf: Wie funktioniert der Kunstbetrieb? Wer sitzt an welchen Schaltstellen und verteilt Geld in welcher Höhe an wen? Wir leben in einer Gesellschaft, die noch immer nicht gleichen Lohn für gleiche Arbeit bezahlt, der Kunstbetrieb macht da keine Ausnahme.
Was waren bis dato Ihre größten Erfolge/Projekte?
Habereder: „femme:os“, so hießen drei Frauenkunstfestivals Anfang 2000. Es waren die ersten in Österreich mit dementsprechender medialer Aufmerksamkeit. Dafür haben wir auch den kleinen Landespreis für initiative Kulturarbeit erhalten. Neben dieser Außenwirkung gab es aber auch einen Entwicklungsprozess innerhalb des Vereins in Richtung Empowerment der damals jungen, weiblichen Vereinsmitglieder - das sehe ich als den eigentlichen und letztendlich auch nachhaltigen Erfolg!
Welche persönliche Botschaft haben Sie in Bezug auf die kulturelle Entwicklung – jetzt und für die Zukunft?
Habereder: Ich hoffe, dass Kunst und Kultur nicht totgespart werden, denn dann müssten sie sich noch mehr den Spielregeln der Marktwirtschaft unterwerfen, was inhaltlich absolut kontraproduktiv wäre.
Welches Programm wird es heuer im Innviertel geben?
Habereder: Heuer konzentrieren wir uns auf die Etablierung von zwei neuen Veranstaltungsorten in Wernstein und Obernberg.
Dazu gerne ein paar Termine:
- Sa., 14.4., 20h, HI 5 – Minimal Jazz Chamber Music /Kulturhaus Alte Volksschule Wernstein
- So., 6.5., 10:48, Irene Kepl – Bach & so - Violine solo / Reihe für Neue Musik im Kubin Haus Zwickledt
- Sa., 30.6., ab 20h, 3 Sommernachtskonzerte / Open Air im Schlosspark Schärding
- Fr., 13.7., ab 20h, 3 Sommernachtskonzerte / Open Air im Burgareal Obernberg
- Sa., 17. 11., 20h, Innviertler Zitherfreunde – Konzert der 1000 Saiten/ Gemeindesaal Münzkirchen
Weitere Infos: www.kuprosauwald.org
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