Bis zu 130 Patienten am Tag: Ist der Beruf "Hausarzt" ein Auslaufmodell?

Walter Schreiner ist seit 1. Juli in Pension. Er hat mit Alexander Sommer aus Bad Schallerbach einen Nachfolger gefunden. Dieser übernimmt mit Oktober die Praxis.
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  • Walter Schreiner ist seit 1. Juli in Pension. Er hat mit Alexander Sommer aus Bad Schallerbach einen Nachfolger gefunden. Dieser übernimmt mit Oktober die Praxis.
  • hochgeladen von Michelle Bichler

SCHÄRDING, BEZIRK (bich, ska). Mit Bezirksärztesprecher Walter Schreiner und Josef Pretzl gingen Ende Juni in Schärding gleich zwei Hausärzte in Pension. Nur Schreiner fand mit Alexander Sommer aus Bad Schallerbach, der die Praxis im Oktober übernehmen wird, einen Nachfolger - dies jedoch auch erst nach der dritten Ausschreibung. Der Beruf des Allgemeinmediziners hat, so scheint's, für junge Ärzte keinen großen Anreiz mehr. Aber woran liegt's?
Walter Schreiner fallen mehrere Gründe ein: Allen voran Arbeitsbedingungen und Bezahlung. Viele Hausärzte im Bezirk stöhnen etwa über eine zu große Patientendichte. "Zu mir kommen im Schnitt 1.200 Patienten im Quartal, an einem Tag können es schon mal 130 sein", berichtet der Bezirksärztesprecher, der diese Funktion noch bis zu den Neuwahlen im Herbst ausüben wird. Der Schlüssel liege, so der Allgemeinmediziner, jedoch bei etwa 2.000 Seelen pro Arzt. "Wird es zu viel, ist es auch völlig legitim, wenn ein Arzt mal einen Patienten ablehnt," betont Schreiner und führt ein weiteres Problem an: "Die Patienten werden immer älter, geriatrische Fälle haben in den letzten Jahren stark zugenommen und dadurch steigt auch die Frequenz. Die Bezahlung entspricht jedoch nicht dem Frequenzanstieg."

Lehrpraxen zum Schnuppern

Generell habe er den Eindruck, der Politik liege nicht viel daran, dass das Hausarzt-Modell bestehen bleibe. Dem widerspricht Gemeindebundpräsident Hans Hingsamer: "Seit kurzem ist es etwa Turnusärzten möglich, auch bei Hausärzten in sogenannten 'Lehrpraxen' einen Teil ihrer Ausbildung zu absolvieren." Allerdings sei dieses System erst im Wachsen, gibt er zu. Auch für die bislang noch auferlegten Einschränkungen bei der Führung von Gemeinschaftspraxen sollen Lösungen gefunden werden, sagt Hingsamer. Obwohl diese, so Schreiner, das Problem nicht lösen. "Gruppenpraxen eignen sich in erster Linie zur Entlastung von Krankenhäusern. Aber auch das funktioniert nur mit genügend Ärzten."
Einig sind sich beide, dass das Modell Hausarzt Zukunft hat. "Allerdings nur", betont Hingsamer, "wenn gewisse Dinge adaptiert werden." So müsse man sich vom Bild des klassischen Hausarztes, der rund um die Uhr zur Verfügung steht, verabschieden. Dazu leiste der Hausärzte Notdienst, der hier im Bezirk seit drei Jahren gut funktioniert, einen wichtigen Beitrag. Fahrdienste haben sich dadurch etwa von Einsätzen alle zwei bis drei Tage auf drei bis vier Mal im Quartal reduziert.

Sollen Gemeinden zahlen?

"Das ist ein großer Gewinn an Lebensqualität, für Ärzte wie Patienten", freut sich Schreiner. Um für Hausärzte attraktiver zu sein, sollen Gemeinden ihnen außerdem das passende Umfeld zur Verfügung stellen, also Aufschließung und Parkplätze, sagt Hingsamer. Damit sei jedoch keine finanzielle Unterstützung gemeint, wie es in Andorf der Fall war. Dort hat wie berichtet die Gemeinde für den Erwerb der Praxiseinrichtung und der Patientendatei gezahlt. Hier mehr dazu. "Eine Ordination auszustatten, ist nicht Aufgabe einer Gemeinde", stellt er klar. Das sieht Schreiner anders: "Es ist völlig richtig, wenn Gemeinden so agieren."

Hausärzte im Bezirk Schärding

Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag:

Andorf: Gerhard Lachmayr, Taufkirchner Straße 15, 07766/40050
Edith Lautner-Felber, Spitzgarten 3, 07766/50100

Diersbach: Isabella Fladerer, Am Berg 5, 07719/8444
Gruppenpraxis mit Bernd Christian Hermann, siehe unten.

Eggerding: Wolfgang Rapold, Eggerding 74, 07767/500

Engelhartszell: Michael Bräuer-Mocker, Pfarrstraße 155, 07717/8003

Enzenkirchen: Franz Ortbauer, Enzenkirchen 176, 07762/4040

Esternberg: Thomas Laherstorfer, Mühlfeldstraße 11, 07714/6615

Freinberg: Johanna Popp, Kirchweg 80, 07713/85550

Kopfing: Bernhard Lautner, F.-Poitner-Str. 195, 07763/3003

Münzkirchen: Christian Grünberger, Im Himmelreich 3, 07716/72090
Melanie Kastlunger, Im Himmelreich 5, 07716/7500

Raab: Klaus Löffler, Marktstraße 19, 07762/20500
Wolfgang Peter Ulbrich, Reischlgasse 5, 07762/36100

Rainbach: Gerhard Fuchs, Hauzing 71, 07716/8188

Riedau: Peter Paul Mooseder, Schwaben 70, 07764/82980

Schardenberg: Heinrich und Sylvia Grünberger, Kubingerstraße 7, 07713/6262

Schärding: Ursula Hammel, Pramhöhe 16, 07712/2800
Josef Pretzl, Silberzeile 7, 07712/2377
Alexander Sommer, Pramhöhe 8, 07712/2390
Wolf Dieter Wagenbichler, Ludwig-Pfliegl-Gasse 29, 07712/35660

St. Florian am Inn: Kurt Brandstetter, St. Florian 44, 07712/25540

St. Marienkirchen bei Schärding: Johannes Hochhauser, Hauptstraße 8, 07711/2207

St. Roman: Maria Fickl, Jetzingerdorf 15, 07716/65770

Suben: Josef Schmidtseder, Suben 33, 07711/2228

Taufkirchen: Sabine Schöfer, Berndobler Straße 5, 07719/73170

Waldkirchen:
Karl Peter Ettmayer, Waldkirchen 44, 07718 75700

Zell/Pram: Melitta Gumpinger, Am Wassen 71, 07764/8551

Allgemeinmediziner ohne Kassenvertrag:

Diersbach: Bernd Christian Hermann, Am Berg 5, 07719/8444

Schärding: Andrea Part, Kurhaus Schärding
Ines Bonelli und Roland Reindl, Pramhöhe 16
Karin Hochhauser, Max-Hirschenauer-Str. 19;

St. Florian am Inn: Maria Brandstetter, St. Florian 44; 07712/25540
Maria Mayer-Weiß, Bubing 115, 0676/3294500

Walter Schreiner ist seit 1. Juli in Pension. Er hat mit Alexander Sommer aus Bad Schallerbach einen Nachfolger gefunden. Dieser übernimmt mit Oktober die Praxis.
Walter Schreiner übt seine Funktion als Bezirksärztesprecher noch bis Herbst aus. Dann finden Neuwahlen statt.
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