Mostviertler und Franken sind "verwurzelt" in der gemeinsamen Geschichte
Transnationales LEADER-Projekt "VerWURZELt": Zwei Regionen verbindet eine gemeinsame Geschichte.
GRESTEN/KAMMERSTEIN. Im Jahr 1648 mussten viele Mostviertler rund um Gresten ihre Heimat verlassen, da sie den „falschen“ Glauben hatten. Sie waren evangelisch. Die neue Heimat wurde ein von Krieg und Pest verwüsteter Landstrich in Bayern: Franken. Die Region rund um Nürnberg sollte zur neuen Heimat der Vertriebenen aus dem Mostviertel werden.
Transnationales Projekt
Im transnationalen LEADER-Projekt "VerWURZELt" arbeiten die Eisenstraße Niederösterreich und ihr deutscher Projektpartner, die Gemeinde Kammerstein, dieses beklemmende Stück Heimatgeschichte gemeinsam auf. In einer Film- und Dialogreihe wird auch das jahrzehntelange ehrenamtliche Wirken der Arbeitsgemeinschaft "Familienforschung NÖ-Eisenwurzen und Franken" rund um den Grestner Altbürgermeister Hans Karner gewürdigt.
Interesse der Schüler wecken
Wie weckt man bei Schülern das Interesse für diese Geschichtsmaterie? Sowohl die Kinder der Neuen Mittelschule in Gresten als auch jene der Realschule in Kammerstein in Franken werden zu Hauptdarstellern in einem Dokumentations- und Schulfilm.
"Wir erleben in den Schlagzeilen, dass täglich Menschen auf der Flucht sind und um Asyl in fremden Ländern ansuchen. Mit diesem Bildungsfilm über den bedrückenden Alltag und das Schicksal einer religiösen Minderheit wird den Kindern nicht nur Geschichte vermittelt, sie werden auch für das heutige Thema der Migration sensibilisiert", bringt es Direktor Erich Buxhofer von der Neuen Mittelschule Gresten auf den Punkt.
Die Geschichte der Exilanten
Der Lokalhistoriker Hans Karner beschäftigt sich schon seit über 30 Jahren mit der Geschichte der Exilanten, mit der Zusammenführung von Familien in der Eisenstraße und in Franken. Seine Forschungen sind die Grundlage für diese Dokumentationsfilme. Filmemacherin Anita Lackenberger wurde auf seine Forschungen aufmerksam und nahm sich dieses spannenden Themas an.
"Die Kinder erleben als Hauptfiguren im Film Unterdrückung und Vertreibung aus kindlicher Sicht und es wird ein dunkles Kapitel unserer Geschichte für Kinder nacherlebbar gemacht", weiß die Regisseurin zu berichten. Eine Premiere der Schulfilme ist im Herbst jeweils in Gresten und Kammerstein ebenso vorgesehen wie eine Begegnungsreise der Grestner zu den Kammersteiner Kindern.
Premiere in der Kulturschmiede
Neben den beiden Schulfilmen drehte Anita Lackenberger einen Regionsfilm im fränkischen Landkreis Roth, in mehreren Gemeinden der Eisenstraße, auf Schloss Stiebar und am Reinsberger Hof "Angelsöd", von wo aus Matthias Kerschbaum mit Verwandten aus Gresten, Lunz am See und Ybbsitz im Jahr 1657 auswandern musste.
Das Ergebnis dieser Aufnahmen wird bei der Premiere des Regionsfilms "VerWURZELt" am Samstag, 7. Juli in der Kulturschmiede Gresten der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Film spiegelt dabei die beiden Regionen Franken und Mostviertel mit all ihren Bewohnern sowie die Grundlagenforschung der jeweiligen Lokalhistoriker wider.
Das transnationale LEADER-Projekt „VerWURZELt“ wird aus Mitteln der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Niederösterreich kofinanziert.
Weitere Infos gibt's hier.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.