Muslime im Bezirk sind für Toleranz
Die Muslime im Bezirk Scheibbs geben eine Stellungnahme über die momentane Radikalisierung des Islam ab.
BEZIRK. Die Verhaftung eines islamistischen Gotteskriegers im Bezirk Gmünd zeigt: Der internationale Terror reicht bis Niederösterreich. Infolge steigt das Misstrauen gegenüber muslimischen Einrichtungen. Wer sind die rund 100.000 Muslime in unserem Bundesland? Die Bezirksblätter Scheibbs haben Muslime besucht und mit den Betroffenen über Weltbild, Mitglieder und Vorurteile geredet.
Islam wird schlecht gemacht
Der aus Syrien stammende Khaled Sannoufeh lebt seit 1994 in Scheibbs und ist beruflich als Zahnarzt in Mank tätig. Außerdem ist er in der muslimischen Gemeinschaft im Bezirk aktiv, wo er auch als Vorbeter tätig ist.
"Spätestens seit dem 11. September steuern die Medien bewusst die Meinung der Menschen, um den Islam zu verunglimpfen und in der Öffentlichkeit negativ darzustellen. Radikale Islamisten sind sicher nur eine kleine Minderheit, der Islam steht für Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Religionen", ist Khaled Sannoufeh aus Scheibbs überzeugt.
Neues Zentrum für die Region
"Es gibt in Gaming einen sehr kleinen Gebetsraum für die muslimische Gemeinde in der Region. Beim Freitagsgebet sind oft nur etwa 20 Leute anwesend. Da die meisten Muslime aber in Wieselburg, Ybbs und Pöchlarn leben, planen wir in Kemmelbach ein neues Kulturzentrum, das einen Gebetsraum, aber auch ein Restaurant beherbergen soll, wo auch Menschen, die nicht dem Islam angehören, herzlich willkommen sind", erzählt der Scheibbser Zahnarzt über seine Pläne.
Die Bedeutung des Dschihad
Khaled Sannoufeh ist mit der Scheibbserin Christiana Wininger verheiratet, die zum Islam konvertiert ist. Sie erklärt, was es mit dem Begriff "Dschihad" eigentlich wirklich auf sich hat.
"Leider wird der Islam immer wieder falsch interpretiert und auch in den Medien falsch dargestellt. So verhält es sich beispielsweise mit dem Wort 'Dschihad', das fälschlicherweise immer wieder mit 'Heiliger Krieg' übersetzt wird. Denn das arabische Wort bedeutet eigentlich 'Anstrengung', ist also eher als innere Anstrengung zu sehen, sich im Sinne des Islam moralisch richtig zu verhalten", erklärt Christina Wininger.
Toleranz ist das Wichtigste
Bahram Nikou ist im Jahre 1959 von Persien nach Wien gezogen, um dort Medizin zu studieren und anschließend in Gresten als praktischer Arzt zu arbeiten. Er fühlt sich als echter Mostviertler und hat sogar ein Buch mit dem Titel "Der Landarzt" über seine Integration in Österreich veröffentlicht.
"Ich lebe nun seit 55 Jahren in Österreich und bin seither nie wieder in meine alte Heimat zurückgekehrt. Ich wurde zwar als schiitischer Muslim geboren, bin aber seit meiner Kindheit überzeugter Atheist. Die Radikalisierung des Islam begann meiner Meinung nach in den späten 70er Jahren, als die Mudschaheddin in Afghanistan von den USA massiv gegen die damalige Sowjetunion unterstützt wurden. Seit der Eiserne Vorhang nicht mehr existiert, wurde nach einem neuen Feindbild gesucht. Das Wichtigste ist gegenseitiger Respekt gegenüber anderen Religionsgemeinschaften", so Bahram Nikou.
Wissen über den Islam in Österreich
BEZIRK. Muslime sollen täglich zu bestimmten Tageszeiten in Richtung Mekka beten. Während diese "rituellen" Gebete auf arabisch gesprochen werden, sind bei anderen Gebeten, etwa bei Bittgebeten, alle Sprachen möglich. Viele Imame, also islamische Prediger, in Österreich stammen aus der Türkei, wo sie auch ausgebildet werden. Auch die Auswahl der Imame, die schließlich in österreichische Moscheen, Vereine und Organisationen entsandt werden, findet dort statt. In privaten Moscheen werden Imame auch selbst ausgebildet. ATIB heißt der größte Verband von Muslimen in Österreich. Die Abkürzung steht für türkisch-islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit.
Frauen im Islam
Frauen sollen sich außer Haus bedecken. Ausnahmen dabei sind Hände, Füße und das Gesicht.
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