RMagazin Buchtipp: Martin Suter: „Elefant“
Ein Wunder, leuchtend und rosarot
Heldinnen und Helden können viele Gesichter haben. Blickt man auf die aktuellen Bestsellerlisten und traut man dem erfolgreichen Schweizer Autor Martin Suter, dann sogar jenes eines kleinen rosaroten Elefanten. Eine Miniaturausgabe. Nicht größer als ein Blatt Papier. Aber immerhin leuchtet er in der Nacht. Der Elefant ist kein Spielzeug, er ist das missglückte oder doch geglückte Ergebnis eines Gentechnikexperiments. Geboren wird die kleine Sabu Barisha in einem abgewirtschafteten Züricher Zirkus, der sich mit tierischen Leihmutterschaften über Wasser hält. Eine Sensation: es beginnt ein Versteckspiel, ein beinharter Wettlauf um das Leben dieses wundersamen Geschöpfes. Suter spielt mit Schwarz und Weiß, stellt skrupellosen Profiteuren couragierte Beschützer gegenüber. Den Obdachlosen Schoch, Tierarzt Reber und seine Berufskollegin Valerie Sommer, den burmesischen Elefantenflüsterer Kaung. Und er stellt Fragen in den Raum: Was ist Ethik? Was darf der Mensch, egal auf welcher Seite er steht? All das macht Suter mit gewohnt klarer, prägnanter Sprache. Er lädt ein, sich mit den brennendsten, unangenehmsten Fragen unserer Zeit zu beschäftigen und sich dabei trotzdem gut zu unterhalten. Gesellschaftskritik und Spannung. Lesevergnügen und Stoff zum Nachdenken. Über das Leben selbst, über vermeintlichen und tatsächlichen Fortschritt. Über Menschen am Rande unserer Gesellschaft. Über Respekt. Und letzten Endes auch darüber, dass ein Elefant immer ein Elefant bleibt. Auch wenn er klein ist. Und im Dunklen leuchtet. „Glaubst du, sie weiß nicht, dass sie klein ist?“ Valerie dachte nach. „Nein. Sie hat ja keinen Vergleich. Aber bestimmt fühlt sie sich wie ein Elefant. Stolz wie ein Elefant. Angsteinflößend wie ein Elefant. Würdevoll wie ein Elefant.“
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